Bruno Faust

GaloppOnline.de: Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass am 21. Juni die mehr als 100.000 benötigten Frankfurter Bürger zur Wahlurne gehen, um über die Zukunft der Niederräder Galopprennen abzustimmen?

Bruno Faust: Als sehr hoch. Niemals hat man es geschafft, in Frankfurt am Main bei einem Bürgerbegehren die notwendige Anzahl von 13.600 Unterschriften zu bekommen. Wir hatten in knapp fünf Wochen 19.000 Stimmen gesammelt.

GaloppOnline.de: Und falls eine ausreichende Zahl Frankfurter Bürger zur Abstimmung gehen, denken Sie, dass eine Mehrheit pro Rennbahn zustande kommen wird?

Bruno Faust: Ja, und deswegen begeben wir uns in einen Wahlkampf. Die Wut über das selbstherrliche Verhalten von Politikern, die schon viel zu lange regieren und die Wünsche der Bürger aus den Augen verloren haben, ist sehr groß. Man muss sich mal überlegen, dass der Sportdezernent Frank – ein CDU-Mann – keine Sekunde darüber nachdenkt, dass 19.000 Bürger sich bereits gegen seinen Plan, die Frankfurter Rennbahn zu verramschen, entschieden haben. Im nächsten Frühjahr 2016 wird in Frankfurt wieder gewählt. Sollten wir erfolgreich sein, woran der Vorstand fest glaubt, dann wird die CDU mit Hamburger Ergebnissen rechnen müssen. Frau Merkel steht nun mal nicht in Frankfurt zur Wahl.

GaloppOnline.de: Hätten Sie geglaubt, dass die notwendigen Stimmen für den Urnengang überhaupt gesammelt würden?

Bruno Faust: Davon waren wir überzeugt.

GaloppOnline.de: Was müssen die Initiatoren des Bürgerbegehrens und die Verantwortlichen des Renn-Klubs bis zur Abstimmung tun?

Bruno Faust: Einen engagierten Wahlkampf gegen die Verantwortlichen aus der Politik führen. Bei uns steht nicht die Frage Turf und Golf gegen DFB, sondern wir kämpfen dafür, dass eine historische Sportstätte, die zwei Randsportarten beheimatet, erhalten bleibt. Unser Wahlkampf richtet sich ausschließlich gegen die Politik und die Verschwendung von Steuergeldern, die alleine beim Grundstückswert bei rund 40 Millionen liegen. Das ist die Differenz vom Kaufpreis pro Quadratmeter für die Fläche des Hotels zu dem, was der DFB zahlt.

GaloppOnline.de: Wie hoch schätzen Sie, werden die Wahlkampfkosten sein?

Bruno Faust: Der Wahlkampf wird sich bis zum 21. Juni hinziehen. Da wir nicht wie die Parteien über Massen an ehrenamtlichen Helfern verfügen, benötigen wir professionelle Hilfe, die von einer Agentur organisiert werden muss. Das kostet nicht wenig Geld. Die Schätzungen belaufen sich auf rund 300.000 bis 350.000 Euro.

GaloppOnline.de: Und woher soll das Geld kommen, wo es dem „Patienten“ deutscher Galopprennsport seit Jahren ohnehin nicht sonderlich gut geht?

Bruno Faust: Wir vertrauen darauf, dass der Galopprennsport zusammen steht. Hier geht es um den Verlust von einer erst kürzlich für drei Millionen Euro Steuergelder sanierten A-Rennbahn in der Mitte Deutschlands und die einzige in Hessen. Sollten die verantwortlichen Gremien im deutschen Rennsport dies nicht mit uns gemeinsam zustande bringen, dann hätte der Sportdezernent Frank Recht mit seiner Behauptung während einer öffentlichen Anhörung im Römer, dass es nach seinen Informationen in drei bis fünf Jahren keinen Galopprennsport in Deutschland mehr gebe. Bei einer Nachfrage meinerseits nach seinen Informationsquellen konnte er mir übrigens keine Auskunft geben.

GaloppOnline.de: In welcher Funktion engagieren Sie sich für den Erhalt der Frankfurter Galopprennen?

Bruno Faust: Finanziell. Nicht im Vorstand. Mein Sohn und meine Frau befinden sich sowohl im Vorstand als auch im Beirat. Ich bin nur beratend tätig.

GaloppOnline.de: Was, glauben Sie, ist in den vergangenen Jahren in Frankfurt falsch gelaufen?

Bruno Faust: Eigentlich nichts. Beide Vereine, Renn-Verein und Renn-Klub, haben gute und verdienstvolle Arbeit geleistet. Sie wurden leider von Herrn Hellwig um die Früchte ihrer Arbeit gebracht.

GaloppOnline.de: Haben Sie denn die Hoffnung, dass Pferderennen, vorausgesetzt die Frankfurter stimmen pro Rennbahn ab, künftig in Niederrad verlustfrei veranstaltet werden können?

Bruno Faust: Unter der Voraussetzung, dass Turf und Golf zusammen weiter bestehen bleiben, absolut. Für den Vorstand sind fünf bis sieben Renntage pro Jahr durchführbar. Durch Mieteinnahmen und Sponsoren-Gelder wäre es möglich, das Frankfurter Galopprennjahr in Zukunft mit mindestens fünf Renntagen abzuhalten.

GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie die Arbeit des ehemaligen Präsidenten in Frankfurt?

Bruno Faust: Manfred Hellwig hat ohne Not die Mietrechte der Frankfurter Rennbahn für 2,98 Millionen Euro verkauft. Das ist Fakt. Er ist vor fünf Jahren als Retter und Mäzen angetreten, hat leider alle und jeden, Mitglieder und Vorstände, erfolgreich an der Nase herumgeführt. Nach Insider-Schätzungen hat er in den letzten Jahren 4 bis 4,5 Millionen Euro mit seinen Aktivitäten auf der Frankfurter Rennbahn verdient, Wohlgemerkt nicht für den Renn-Klub, sondern für die eigene Tasche. Wenn man weiß und sieht, wie andere Rennvereins-Präsidenten sich mühen und krumm legen, um ihre Renntage durchzuführen und zu finanzieren, dann ist das, was hier passierte, nur mit „Ohne Worte“ zu kommentieren.

GaloppOnline.de: Und was halten Sie von der Vorgehensweise der Stadt Frankfurt und des DFB?

Bruno Faust: Nochmals, wir kämpfen nicht gegen den DFB. Wir sind ebenfalls dafür, dass der DFB seine Zentrale in Frankfurt behält. Aber bitte nicht auf unserem Terrain. Wie bereits erwähnt, führen wir den Wahlkampf gegen Politiker, die ohne mit der Wimper zu zucken einem der reichsten Verbände Europas rund 40 Millionen Euro Steuergelder schenken. Wenn man vergleicht, wie viel die Huarong-Gruppe seinerzeit für das wesentlich kleinere Gelände für den Hotelbau gezahlt hat und jetzt dem DFB das gesamte Rennbahn-Gelände verramscht wird, dies ist zum Haareraufen. Es ist eine Tatsache, dass in einer Sportstadt wie Frankfurt durch den Fußball u. a. Leichtathletik, Schwimmen und Radrennsport inklusive des Sechstagerennens verdrängt worden sind. Das ist nicht mehr hinnehmbar. Wir haben nichts gegen den Fußball, aber in Deutschland hat es in der Vergangenheit auch Weltmeister in anderen Sportarten gegeben. Dies wird von fast allen Politikern leider immer wieder vergessen. Wieso, das darf sich jeder selbst ausmalen.

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