Die Grand National, das über 7200 Meter und 30 Sprünge führende Jagdrennen, mit 975.000 Pfund dotiert und als Handicap auf Gruppe III-Ebene gelaufen, ist das berühmteste Hindernisrennen der Welt. Und auch am Samstag war die schwere Steeplechase, in der 40 Pferde an den Start gingen, mal wieder ein Spektakel und nichts für schwache Nerven.
Das fing bereits damit an, dass der von Jonjo O’neill trainierte Mitfavorit Synchronised auf dem Weg zum Start nach der Parade seinen Jockey Tony McCoy abwarf. Der Cheltenham Gold Cup-Sieger, der als zweites Pferd in der Geschichte das Doppel Gold Cup/Grand National schaffen sollte, war aber schnell wieder eingefangen und machte sich verspätet auf den Weg zum Start.
Dieser erfolgte nach einem gescheiterten Versuch dann mit neunminütiger Verspätung. Als Favoriten gingen Seabass (Ted Walsh/Katie Walsh) und Shakalakaboomboom (Nicky Henderson/Barry Geraghty) ins Rennen, die jeweils 90:10 notierten, als das Feld auf die Reise ging.
Für Synchronised war das Rennen bereits schnell und zudem tragisch beendet, denn an Sprung Nummer sechs, dem berühmten Becher’s Brook, schied der O’Neill-Schützling aus und verletzte sich so schwer, dass er aufgegeben werden musste. Mit According to Peter ließ ein weiteres Pferd in diesem Rennen sein Leben.
Ohnehin wurde das Feld in der ersten Runde enorm schnell dezimiert, als es in die Schlussrunde ging, war fast die Hälfte der gestarteten Pferde nicht mehr im Rennen.
Die Favoriten Seabass und Shakalakaboomboom lagen fast immer im vorderen Teil des Feldes und gehörten wie auch der Vorjahressieger Ballabriggs somit auch zu einer achtköpfigen Gruppe, die sich in der entscheidenen Phase von dem Müde gewordenen Rest, der sich über die letzten Hindernisse quälte, absetzen konnte. Bis zum letzten Sprung wurde auch diese Gruppe kleiner und von dort an besaßen auf den letzten etwa 450 Metern bis zum Ziel nur noch drei Pferde ein Chance.
Am letzten Sprung hatte sich der für JP McManus laufende Sunnyhillboy (170:10, R.McLernon) an die Spitze gesetzt, er schien für seinen Trainingsgefährten Synchronised einzuspringen. Ihm folgen konnten lediglich noch Seabass und der 340:10-Außenseiter Neptune Collonges (Daryl Jacob), der Schimmel aus dem Stall von Championtrainer Paul Nicholls.
Sunnyhillboy hatte aber zunächst noch einen gut erkennbaren Vorteil und Seabass auch im Griff. Doch stärker als dieser wurde auf den letzten 250 Metern zum Ziel Neptune Collonges. Der Elfjährige, der zweimal im Cheltenham Gold Cup platziert gewesen war, und stets im Schatten seiner mächtigen Trainingsgefährten Kauto Star und Denman stand, machte Meter für Meter Boden gut und kämpfte sich immer näher an Sunnyhillboy heran.
Unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Zuschauer (die Karten für diesen Renntag waren ausverkauft) stürmten beide Pferde Kopf an Kopf über die Ziellinie. Und auf dieser war es höllisch eng, so eng wie wohl selten zuvor. Selbst die Jockeys wussten nach dem Rennen nicht, wer gewonnen hatte.
Beide warteten auf ihren Pferden auf die Auswertung der Zielfotografie. Und dann gab der Bahnsprecher das Ergebnis bekannt: Neptune Collonges hatte gewonnen, sorgte beim 52. Versuch für den ersten Sieg seines Trainers Paul Nicholls im Grand National und natürlich auch für den ersten Treffer seines Reiters.
Und das alles bei seinem letzten Start überhaupt, denn zuvor war angekündigt worden, dass es das letzte Rennen für den Schimmel sein würde. ‚Ich hätte nicht gedacht, dass er gewinnt, er wird auf jeden Fall jetzt seine Karriere beenden‘, so Paul Nicholls nach dem Rennen, der durch den Sieger ganz nebenbei auch zum erneuten Championtrainer gemacht wurde.
Denn ohne das Geld, das Neptune Collonges verdiente, wäre Nicky Henderson neuer Champion geworden, der mit seinen Stars Simonsig, Sprinter Sacre und Oscar Whisky zuvor ein Gruppe II- und zwei Gruppe I-Rennen gewonnen hatte.
Hinter Sunnyhillboy kam Seabass auf den dritten Platz vor Cappa Bleu. Damit avancierte Katie Walsh zur erfolgreichsten Frau, die je im Grand National geritten hat. Der Vorjahressieger Ballabriggs lief als Sechster wieder ein gutes Rennen. Insgesamt kamen 15 der 40 gestarteten Pferde ins Ziel.










