Alamshar will Hattrick: Gegen Falbrav, Chaparral und Co.

24 Stunden vor dem Großen Bugatti-Preis geht es in Leopardstown bereits auf World Series-Level zur Sache. 15 Minuten vom Zentrum Dublins entfernt wird auf der grünen Insel der vierte Lauf der Galopper Formel 1 entschieden. Und im Gegensatz zu dem Gruppe I-Rennen an der Oos haben die The Food Island Irish Champion Stakes wahre internationale Größen nach Leopardstown gelockt.

Mit Alamshar tritt das aktuell höchsteingestufte Galopprennpferd der Welt an, High Chaparral ist englischer und irischer Derbysieger und gewann zudem den Breeders`Cup Turf, der sechsfache Gruppe I-Sieger Falbrav ist frischer Gewinner der Coral Eclipse- und Juddmonte International Stakes und Godolphins Moon Ballad immerhin der Dubai World Cup-Held.

Ausnahmepferde wie Pilsudski, Daylami, Swain, Fantastic Light oder auch Giants Causeway haben in den letzten Jahren ihre Hufe erfolgreich auf das Geläuf des 1888 nach dem Vorbild des englischen Sandown Kurses fertiggestellten Leopardstown Racecourse gedonnert. 2000 Meter gilt es in den Irish Champion zu bewältigen, eine Million Euro beträgt die Dotierung. Obendrauf kommen natürlich 12 World Series-Punkte auf dem Weg zum Weltmeistertitel. Alamshar liegt mit 12 Punkten auf dem zweiten WM-Rang hinter Sulamani (18), würde sich mit einem Sieg auf Platz 1 galoppieren.

Doch Erster ist er eigentlich schon. Zumindest in der „Turf World Thoroughbred Rankings“, der aktuellen Handicapper-Rangliste aller Grasbahn-Mittelstreckenpferde der Welt. Eine Bewertung von 131 macht ihn nach Siegen im Budweiser Irish Derby und den diesjährigen gigantisch besetzten King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes (3 ½ Längen vor Sulamani) zur Nummer 1.

Und doch will diese „1“ noch nicht so richtig strahlen. Denn einen muss Alamshar dafür noch besiegen. Den nach einer Schulterverletzung erfolgreich zurückgekehrten Sadler’s Wells- Sohn High Chaparral. Beide treffen zum ersten Mal aufeinander. Und beide gehen von ihrer vermeintlichen Idealdistanz von 2400 Metern um 400 Meter zurück.

Aus den Top Ten des „Turf World Thoroughbred Rankings“ hat Alamshar schon fast alle geschlagen. Falbrav (könnte seine Gewinnsumme am Samstag über die 3 Mio. Pfund-Marke katapultieren), Sulamani, Dalakhani, Nayef, Kris Kin und Bollin Erric. Alle waren sie schon hinter dem dreijährigen Key of Luck-Sohn. Lediglich der in den USA stationierte Storming Home, der Franzose Ange Gabriel und eben jener High Chaparral fehlen in der Eroberungsliste Alamshars.

Am Samstag soll zumindest High Chaparral dazu kommen. Dass das gelingen wird glauben zumindest die Buchmacher auf der Insel und haben den Aga Khan-Hengst zum 20:10-Favoriten für die Champion Stakes gemacht. Co-Favorit ist der auf seiner Idealdistanz aufgebotene Japan Cup-Sieger Falbrav (Darryl Holland), der zwischen 35:10 und 40:10 gehandelt wird. High Chaparral (Mick Kinane), dessen Coolmore-Team (bietet ziemlich sicher auch noch France auf) erst in letzter Minute über einen Start entscheiden will, notiert in den Bookie-Listen bis zu einer Quote von 50:10.

Wer auf einen Dettori-Jump nach den Champion Stakes wettet, würde im Falle, dass der Godolphin-Jockey tatsächlich nach dem Rennen abheben darf, 150:10 bekommen. Der vierjährige Singspiel-Sohn Moon Ballad hat das Vertrauen der Wetter nach zwei Pleiten in Folge verloren, scheint auf Gras kein Bein seiner Gala-Vorstellung aus jener World Cup-Nacht zu haben, als er auf Nad Al Shebas Sandbahn die Gruppe I-Konkurrenz zu Statisten degradierte.

Zumindest die Statistiker werden dem Fuchs der Flotte von Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum ein paar Euros mit auf den Weg geben. Denn sage und schreibe vier (!) der letzten fünf Austragungen der Irish Champion Stakes gingen an Trainer Saeed Bin Suroor und die Godolphins. Nur im Jahr 2000 musste man sich mit Best of The Bests Rang drei hinter Giant’s Causeway zufrieden geben

Im Vorjahr wurde Grandera vor Hawk Wing zu einem von insgesamt vier Champion Stakes-Siegern in blau. In keinem Rennen der Welt war Godolphin damit erfolgreicher als in eben jenem Highlight in Leopardstown.

Noch keine Kurse bieten die Buchmacher auf den englischen 2.000 Guineas-Helden Refuse To Bend an. Der dreijährige Hengst, der mit einem überlegenen Gruppe II-Erfolg vor zwei Wochen seine Derbypleite (scheiterte dort an der Distanz) vergessen ließ, ist zwar noch im Aufgebot des Rennens, könnte aber wohl eher den Prix Moulin in Longchamp ansteuern. Das Gruppe I-Rennen in Frankreich wird über seine Idealdistanz von 1600 Metern gelaufen, Trainer Dermot Weld will am Donnerstagmorgen die endgültige Entscheidung treffen.

Mit Islington (startet bei optimalem Boden) und Vintage Tipple sind noch zwei Oaks-Siegerinnen im Aufgebot verblieben. Vintage Tipple (110:10) avancierte auf dem Curragh zur Gewinnerin der irischen Diana, schaffte unter Frankie Dettori den ersten klassischen Treffer für ihren Betreuer Paddy Mullins. Mullins ist in seiner Heimat eher für Erfolge über die Sprünge bekannt, trainierte unter anderem Starhürdler Florida Pearl, immerhin Mitglied der „Leopardstown Hall of Fame“.

Die vierjährige Islington ist frische Siegerin der Aston Upthorpe Yorkshire Oaks, verteidigte ihren Titel (im Vorjahr gewann sie leicht gegen die Schiergen-Stute Guadalupe) vor wenigen Wochen gegen Ocean Silk erfolgreich. Drei Gruppe I-Siege stehen mittlerweile bei Islington zu Buche. Sir Michael Stoute als Trainer und Kieren Fallon als Jockey sollten die Chancen auf einen Islington-Sieg (80:10) am Samstag optimieren.

Will sie gewinnen, muss sie jedoch Alamshar schlagen. Das gilt für jedes Pferd im Rennen. Insgesamt sind noch neun Galopper startberechtigt, allein sieben davon sind Gruppe I-Sieger. Mit einem Feld von sieben bis acht Pferden rechnen die Verantwortlichen.

„Alamshar hat am Dienstag auf dem Curragh eine sehr gute Abschlussarbeit mit Johnny Murtagh gezeigt und ist bestens drauf. Er hat die King George im Juli optimal weggesteckt und ist nach wie vor in ausgezeichneter Form. Einzig die Tatsache, dass wir in der Distanz ein wenig zurückgehen besorgt mich. Wir treffen auf Falbrav, der in der Form seines Lebens ist und auf seinem besten Weg läuft. Und auch High Chaparral darf man nicht vergessen“, so Trainer John Oxx.

Dieser wird die Champion Stakes-Order nun doch nicht an Christophe Soumillon, sondern an Johnny Murtagh geben. Zu Wochenbeginn beendete der mehrfache irische Championjockey (gewann alleine im Jahr 2000 11 Gruppe I-Rennen) überraschend seine selbst gewählte Auszeit. Murtagh hatte in den letzten Wochen nach einer Rückenverletzung über Gewichtsprobleme geklagt, gab dann bekannt, er werde zunächst keine Rennen reiten, bis er die „Probleme in den Griff bekomme“. All das ist Vergangenheit. Murtagh meldete sich am Montag zurück, stieg am Mittwoch erstmals wieder für John Oxx in den Sattel und wird sich auch den Ritt auf Alamshar sicher nicht entgehen lassen.

Sollte er auch nicht. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Hengst am Samstag den Gruppe I-Hattrick perfekt macht. Johnny Murtagh ist Ire. Für die Iren gibt es nichts Größeres, als zu Hause zu gewinnen. Das wichtigste Rennen der Insel für die Dreijährigen hat er bereits gewonnen. Mit Alamshar. Nun will er auch das wichtigste Rennen seiner Heimat für Ältere gewinnen. Wieder mit Alamshar. Die Irish Champion Stakes – am Samstag um 17.00 Uhr deutscher Zeit ein Muss für jeden Turffan.

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