GaloppOnline.de: Gratulation zum zweiten Listensieg mit Nausica Time. Zwei Rennen dieser Art zu gewinnen, ist für einen jungen Reiter eine tolle Sache. Haben Sie im Vorfeld damit gerechnet?
Bayarsaikhan Ganbat: Mit einem guten Laufen habe ich schon gerechnet. Ich wusste, dass Slowfoot der Gegner sein würde, aber die Stute ist nach wie vor in guter Verfassung und topfit, was für Stuten in dieser Jahreszeit nicht immer normal ist. Deswegen wollte der Trainer sie auch noch einmal laufen lassen. Ich war mir sicher, dass wir um den Sieg mitkämpfen werden.
GaloppOnline.de: Sie können mit der gesamten Saison sehr zufrieden sein. Sie haben sich in den Top-Ten der deutschen Reiter etabliert und auch nach dem Wegfall Ihrer Erlaubnis noch viele Rennen gewinnen können. Das ist nicht selbstverständlich?
Bayarsaikhan Ganbat: Nein, auf gar keinen Fall, aber ich bin dieses Jahr gut in Form, habe viele Ritte erhalten und versuche mich in jedem Rennen ordentlich zu verkaufen. Auf die Platzierung schaue ich persönlich nicht zu sehr, auch wenn ich natürlich weiß, dass viele auf die Statistik achten. Wenn ich am Ende des Jahres unter den ersten Zehn stehe, dann bin ich damit aber natürlich sehr zufrieden.
GaloppOnline.de: War es eine große Umstellung, plötzlich ohne die Erlaubnis Rennen zu reiten?
Bayarsaikhan Ganbat: Natürlich ist es ohne die Kilos seit Ende meiner Ausbildung um Juli nicht leichter geworden, und ich muss in jedem Rennen kämpfen. Ich weiß auch, dass ich noch viel lernen muss, da hilft mir jeder Ritt.
GaloppOnline.de: Sie arbeiten bei Sascha Smrczek, einem Trainer, der eine tolle Saison hat. Das macht die Sache zudem einfacher, oder?
Bayarsaikhan Ganbat: Der Trainer macht eine gute Arbeit, aber ich muss auch sagen, dass es nur mit einem funktionierenden Team geht. Das ist bei uns der Fall. Die ganzen Stallleute, die Reiter – alle machen einen guten Job. Das Klima stimmt und dann hat man auch Erfolg.
GaloppOnline.de: Sind kommen gebürtig aus der Mongolei. Wie haben Sie den Weg nach Deutschland gefunden?
Bayarsaikhan Ganbat: Ich bin als Kind mit meinen Eltern nach Deutschland gekommen und habe hier auch meinen Abschluss gemacht. Zum Rennsport bin ich dann sehr spät und eher durch Zufall gekommen.
GaloppOnline.de: Ein glücklicher Zufall. Wie sah der aus?
Bayarsaikhan Ganbat: Ich habe schon, bevor ich mich entschloss, Jockey zu werden, mit Pferderennen beschäftig, habe die Rennen beim Buchmacher gesehen und mich interessiert. Dann habe ich eine Annonce in der Berliner Zeitung gelesen, dass Roland Dzubasz einen Auszubildenden sucht. 55 Kilo schwer und 160 cm groß. Das passte genau zu mir.
GaloppOnline.de: Aber Kontakt zu Pferden hatten Sie auch schon vorher?
Bayarsaikhan Ganbat: Ja, das liegt bei uns in der Familie. Meine Großeltern hatten einen Viehhof, mein Opa hatte einige Rennpferde für Langstreckenrennen. So bin ich in den Kontakt mit Pferden gekommen. In Deutschland wollte ich dann auch immer reiten, allerdings zunächst nicht professionell. Ich war öfters auf einem Bauernhof und bin in meiner Freizeit geritten. Ich hatte also immer ein Gefühl für Pferde.
GaloppOnline.de: Dennoch, Pferde in einem Rennen zu reiten, ist noch etwas anderes.
Bayarsaikhan Ganbat: Klar. Als ich bei Roland Dzubasz anfing, musste ich noch viel lernen. Vor allem natürlich in Bezug auf die Reitweise. Und ich lerne immer noch.
GaloppOnline.de: Zuletzt durften Sie auch nach Abu Dhabi reisen. Wie war es dort?
Bayarsaikhan Ganbat: Das war ein ganz besonderes Erlebnis, in ein fremdes Land zu reisen und dort zu reiten. Es war eine tolle Erfahrung, die ich machen durfte. Das ganze Umfeld dort ist ganz besonders, und im Auszubildenden-Rennen war ich auch nicht schlecht.
GaloppOnline.de: Sie sind Dritter geworden?
Ja, in einem Araberrennen. Und der Rennverlauf war noch nicht einmal optimal. Im Finish war es ganz eng. Insgesamt waren Reiter aus zwölf Nationen mit dabei.
GaloppOnline.de: Sie steigen regelmäßig in Ghlin in den Sattel. Aber in Frankreich, wo immer mehr deutsche Pferde laufen, sieht man Sie weniger.
Bayarsaikhan Ganbat: In Frankreich haben wir mit Eddy Hardouin einen Jockey, der die meisten unserer Pferde reitet. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit dazu. Aber ich mache mir da auch keinen Druck und lasse alles auf mich zukommen.
GaloppOnline.de: Aber in Frankreich gegen diese Vielzahl von Klasse-Jockeys zu reiten, steht auf Ihrem Plan?
Bayarsaikhan Ganbat: Es wäre schon schön, wenn ich einmal nach Frankreich reisen darf, um dort zu reiten und auf sich aufmerksam zu machen. Aber wie gesagt: Ich mache mir da keinen Druck.
GaloppOnline.de: Werden wir Sie in den kommenden Monaten denn auch auf den Sandbahnen sehen oder machen Sie erst einmal Urlaub?
Bayarsaikhan Ganbat: Ja, ich reite auf der Sandbahn. Vielleicht mache ich im Januar Urlaub, aber erst einmal will ich nur Rennen reiten.