Mit H.v.Finck

Sein Gestüt Park Wiedingen zählt zu den ersten Adressen der deutschen Vollblutzucht. Noch am vergangenen Wochenende stellte es mit dem Sieger im Premio Roma, Feuerblitz, einen Gruppe I-Sieger. Auch als Besitzer ist Helmut von Finck unverändert aktiv, sein Quidamo zählt zu den besseren deutschen Stehern. Und dann ist da ja auch noch ein gewisser Soldier Hollow, der als erfolgreicher Deckhengst immer stärker in den Vordergrund rückt. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist er auch im Münchener Rennverein engagiert. Anlässlich des Sieges von Feuerblitz unterhielt sich die Sport-Welt mit dem 54jährigen.

GaloppOnline.de Mit Feuerblitz haben Sie zum Abschluss der Saison 2013 noch einmal einen Gruppe 1-Sieger als Züchter und somit ein absolutes Highlight feiern dürfen. Haben Sie mit dem Erfolg gerechnet?

Helmut von Finck: Feuerblitz hatte sich bei seinem leichten Sieg zuvor in Frankreich ja schon wieder vielversprechend zurückgemeldet und die Vibes aus dem Stall waren auch gut. Ich war also durchaus zuversichtlich, dass es endlich mit seinem verdienten Gruppe I-Sieg klappen würde. Für unser Gestüt Park Wiedingen rundet dieser Gruppe I-Sieg das Jahr natürlich sensationell ab und wir haben uns alle sehr gefreut.

GaloppOnline.de Feuerblitz gehört mit Patrick Bertermann einem relativ neuen und jungen Besitzer, zu dem Sie ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Ist die Freude dann gleich doppelt so groß?

Helmut von Finck: Ein Gruppe I-Sieg ist immer etwas ganz Besonderes. Die Begleitumstände bei dem Römer Sieg von Feuerblitz machen die Sache aber natürlich noch etwas schöner. Patrick ist ein guter Freund von mir. Am Samstagabend haben wir in einem seiner Restaurants noch gemeinsam den Breeders‘ Cup verfolgt und auch am Sonntagabend nach dem Rennen von Feuerblitz gemeinsam den Erfolg gefeiert. Ich wünsche Patrick und seinem Partner weiterhin Hals und Bein mit dem Pferd. An dieser Stelle auch ein Lob an Trainer Michael Figge, der mit seinen wenigen Pferden ausgezeichnete Erfolge erzielt.

GaloppOnline.de Was trauen Sie Feuerblitz in seiner Karriere noch zu?

Helmut von Finck: Eigentlich hat das Pferd schon alles erreicht, was man sich als Besitzer und auch Züchter nur wünschen kann. Dreijährig hat er ein Derby gewonnen und das im Jahr darauf mit dem aktuellen Gruppe 1-Erfolg nun auch bestätigt. Als Big Shuffle-Sohn, eng verwandt zu einer Diana-Siegerin und einem irischen Derbysieger, ist Feuerblitz für eine Karriere als Stallion prädestiniert. Vorher hoffe ich natürlich, dass er noch einen weiteren internationalen Glanzpunkt setzen kann. Wenn er die Form vom Sonntag, in der er nur knapp den Bahnrekord verpasst hat, im Dubai World Cup 2014 zur Hand hat, bin ich auf sein Laufen gespannt. In einem solchen Event dabei zu sein, ist schon etwas ganz Besonderes. Ich hoffe, das klappt wirklich, es durften dieses Privileg in Meydan dabei zu sein noch nicht viele deutsche Züchter genießen.

GaloppOnline.de Bereut man es eigentlich gar nicht, ein Pferd wie Feuerblitz verkauft zu haben?

Helmut von Finck: Nein überhaupt nicht. Im Gegenteil. Als Verkaufsgestüt, und auf ein solches haben wir Park Wiedingen vor einigen Jahren nun einmal erfolgreich umgestellt, träumt man von eben genau diesen Ergebnissen. Es gibt doch keine bessere Werbung. Bei Feuerblitz habe ich zudem das Glück, dass Patrick Bertermann mir die von Areion stammende Dreivierteilschwester des Pferdes, wieder verkauft hat.

GaloppOnline.de Die Stute heißt Flamingo Rose und ist eine ungelaufene Zweijährige, die bei Jens Hirschberger trainiert wird. Welche Erwartungen haben Sie in die Stute?

Helmut von Finck: Als Dreiviertelschwester von Feuerblitz und Vollschwester des ebenfalls auf Gruppelevel erfolgreichen Flamingo Star sind die Erwartungen bei ihr natürlich schon hoch. Der Trainer hat ebenfalls eine gute Meinung von ihr und ich hoffe, dass sie nicht aus der Art geschlagen ist. Ihr Ziel ist es natürlich, Black Type zu holen, ist sie später für die Mutterstutenherde im Gestüt Park Wiedingen vorgesehen.

GaloppOnline.de Was waren neben Feuerblitz Ihre persönlichen Höhepunkte des Rennjahres 2013?

Helmut von Finck: Dadurch, dass wir wie angesprochen ein Verkaufsgestüt geworden sind, sind es immer weniger meine eigenen Farben, deren Erfolge ich feiern darf. Heute setzen die verkauften Pferde und vor allem auch die Nachkommen von Soldier Hollow meine persönlichen Highlights. Besitzer eines so erfolgreichen Stallions wie Soldier Hollow zu sein, bringt einen in die unbeschreiblich schöne Situation, in vielen großen Rennen Pferde anfeuern und siegen sehen zu dürfen. Das macht unheimlich Spaß und Freude.

GaloppOnline.de Sie sind also mit dem Start von Soldier Hollow als Deckhengst weiterhin zufrieden?

Helmut von Finck: Der erfolgreiche Start seiner zweiten Karriere wurde ja ausgiebig thematisiert und beschrieben, ein First Season-Championat, ein Vize-Championat und einen Derbysieger mit seinem ersten Jahrgang sprechen ja für sich. Dass er dann aber gleich in diesem Tempo weitermacht und diese Saison sein zweiter Jahrgang und nun auch aktuell seine jüngsten Pferde weiter so toll und durch die Bank beständig laufen, ist schon außergewöhnlich.

GaloppOnline.de Warum glauben Sie, dass Soldier Hollow ein solch guter Deckhengst geworden ist?

Helmut von Finck: Bei einem Deckhengst halte ich persönlich Attribute wie Härte und Siegeswillen für extrem wichtig. Soldier Hollow ist siebenjährig kerngesund abgetreten, hat in diesem stolzen Alter sogar noch auf Gruppe I-Level triumphiert. Und dass, obwohl er auch schon extrem frühreif war. Bis heute hat kein anderes Pferd in Deutschland zwei- bis siebenjährig auf Black Type-Level gesiegt. Diese Härte und sein Siegeswillen und toller Charakter ist heute das, was er seinen Nachkommen vererbt und warum er solch gute Pferde produziert.

GaloppOnline.de Und doch haben Sie die Decktaxe vor wenigen Tagen von 15.000 Euro auf 12.000 Euro angepasst. Wie kam es dazu?

Helmut von Finck: Das ist richtig, hat aber vielmehr mit der aktuellen Marktsituation in Deutschland generell zu tun. Wenn man sich die sensationellen Werte und Ergebnisse von Soldier Hollow in der Saison 2013 ansieht, wären im internationalen Vergleich sogar die 15.000 Euro noch zu günstig. Mit 66% Siegern zu Startern oder sensationellen 13% Stakes-Siegern zu Startern liegt der Hengst europaweit in der Spitzengruppe. Im Ausland werden für solche Werte und dieser Breite an guten Pferden Decktaxen von 25.000 Pfund und mehr bezahlt. Trotz der gigantischen Ergebnisse deutscher Pferde auf den Rennbahnen weltweit, schwächelt die Züchterszene national aber bekanntlich weiterhin. Daher sind die 12.000 Euro Decktaxe einfach marktgerechter, bedeuten nun aber natürlich zugleich ein gigantisches Value für den Züchter.

GaloppOnline.de Also rechnen Sie für das kommende Jahr wieder mit einem vollen Buch für den Hengst?

Helmut von Finck: Das entscheiden nur die Züchter selbst, aber bisher sind die Resonanzen sehr gut. Alle großen Gestüte des Landes haben sich angekündigt und es würde mich schon überraschen, wenn Soldier Hollow nach diesem Jahr nicht wieder ein volles Buch bekommen würde. Die Saison 2013 fing mit dem Gruppe I-Performer Kassiano in Dubai ja schon ausgezeichnet an und es scheint immer weiter zu gehen. Erst am letzten Dienstag am Melbourne Cup-Tag gewann Salon Soldier ein großes Rennen in Australien und wird von seinem Trainer ebenfalls als Gruppe 1-Pferd gehandelt. Dazu in 2013 den Sieger im Prix Ganay und Gruppesieger über 1200 Meter bis hin auf Steherdistanzen zu stellen, sprechen für sich. In diesem Jahr hatte Soldier Hollow schon über 100 Stuten und das Vertrauen der Züchter wurde dann ja schon bestärkt, waren seine Nachkommen auf der Jährlingsauktion mit einem Durchschnittspreis von über 60.000 Euro wieder stark gefragt.

GaloppOnline.de Wer sind Ihre großen Hoffnungsträger von Soldier Hollow für das kommende Jahr?

Helmut von Finck: Ich bin vor allem auf die weitere Karriere des zweijährigen Aurelio Real gespannt. Das Münchner Auktionsrennen haben in der Vergangenheit stets gute Pferde gewonnen und ich hoffe, dass auch dieser Schimmel dazu gehört. Ich kenne das Pferd seit der Geburt, handelte es sich bei ihm um ein „Mare Share“. Mein Gestütsleiter Julian Ellis hat mich vor einigen Jahren davon überzeugt, dass seine Mutter Adelma sehr gut zu Soldier Hollow passen würde und so haben wir diese Paarung gleich mehrfach wiederholt. Der „Erstling“ dieser Paarung ist heute vier Jahre alt und in Irland ungeschlagen und bei Aurelio Real hoffe ich, dass er für seinen jungen und sehr engagierten Besitzer Christoph Holschbach die Derbyroute wird einschlagen können. An seine Stehvermögen Zweifel ich nicht und Klasse scheint er zu haben. Bei den älteren Pferden hoffe ich, dass man Ivanhowe bald mal wieder sehen wird. Wenn er sein Vermögen aus der Union wieder zur Hand hat, gewinnt er 2014 ein Gruppe 1-Rennen.

GaloppOnline.de Welches Pferd und welches Rennen haben Ihnen in der vergangenen Saison am meisten imponiert?

Helmut von Finck: Der Prix de l’Arc de Triomphe ist für mich nach wie vor das größte und wichtigste Pferderennen der Welt. In diesem Jahr war das Ding gigantisch besetzt und wie Treve trotz dieser Gegnerschaft auf und davon gegangen ist und in einem Stil eines Rennpferdes von einem anderen Stern gewonnen hat, hat mächtig Eindruck auf mich gemacht. Das war für mich die Leistung der Saison 2013!

GaloppOnline.de Sie sind Vize-Präsident des Münchner Rennvereins. Wie fällt Ihr Saison-Fazit für Riem aus?

Helmut von Finck: Wir haben selten innerhalb eines Jahres so viele gute Pferde in München am Start gehabt, wie in dieser Saison. Das Programm war gut und sportlich kann man zufrieden sein. Mit Neatico hatten wir den Aufsteiger der Saison in Riem und durften einen tollen Dallmayr Preis-Sieger feiern. Erstmals war Startrainer Andre Fabre zu Gast auf einer deutschen Rennbahn und hat die Wertheimer Brüder gleich mitgebracht. Olivier Peslier hat nach dem Dallmayr Preis gesagt, dass München das beste Geläuf des Landes und die Rennbahn die fairste und bester aller deutschen Bahnen ist. Es gab also einige Highlights. Mit dem Preis von Bayern waren wir qualitativ natürlich nicht zufrieden und leider wurden unsere Erwartungen mit diesem Projekt kaum erfüllt. Das müssen wir überdenken. Auch an der Marketing- und Wett-Front haben wir noch einige Arbeit vor uns und müssen an diesen beiden Fronten 2014 viel Gas geben. Es ist also noch Luft nach oben. Wir haben aber ein hochmotiviertes Team und mit Dietrich von Boetticher einen tollen Präsidenten, der eine klare Vision hat. Ich bin also zuversichtlich, dass die Rennbahn in der Stadt München und auch überregional bald einen anderen Stellenwert genießen wird.

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