GaloppOnline.de: Deutschland jammert über das Wetter. Für einen wie Sie, der aus einem Land mit viel Sonne und hohen Temperaturen kommt, müsste die Abwechslung doch angenehm sein, oder?
Marvin Suerland: Na, da bin ich anderer Meinung. Ich mag ja die Sonne, doch scheint sie hier in Deutschland zurzeit etwas wenig. Seit meiner Rückkehr hatten wir einen schönen Tag. Ich habe fast den Eindruck, dass der Sommer schon vorbei ist.
GaloppOnline.de: Das Wetter kann Sie also nicht zufriedenstellen. Wie war denn das Gefühl bei der Rückkehr auf die Kölner Rennbahn?
Marvin Suerland: Das war ein herrliches Gefühl, Köln ist und bleibt nun einmal meine Lieblingsbahn. Umso schöner, dass ich hier wieder in die Saison einsteigen konnte.
GaloppOnline.de: Waren denn lediglich zwei Ritte nicht ein bisschen wenig beim Comeback?
Marvin Suerland: Nein, das kann man nicht sagen. Ich bin schließlich erst ein paar Tage wieder zu Hause und habe zudem eine neue Telefon-Nummer bekommen, war daher auch schwer zu erreichen.
GaloppOnline.de: Sowohl mit Red Trump als auch mit Shamrock landeten Sie in der Platzierung. Wie beurteilen Sie die Leistungen der beiden Pferde?
Marvin Suerland: Red Trump ist wirklich gut gelaufen, doch wäre etwas abgetrockneter Boden besser für ihn gewesen. Er hat jetzt eine Handicap-Marke. Der Trainer wird schon ein passendes Rennen für ihn finden. Shamrock hat sich ebenfalls prima verkauft. Immerhin bestritt er den ersten Jahresstart. Er hat mit seiner Leistung bewiesen, über welch gute Form der Gröschel-Stall verfügt.
GaloppOnline.de: Kommen wir zu Ihrem Katar-Aufenthalt. Die Saison 2012/13 war die bislang beste?
Marvin Suerland: Ja, meine vierte volle Saison erwies sich als die einwandfrei, ja mit Abstand, erfolgreichste. Ich habe zweiunddreißig Rennen gewonnen und 138 Platzierungen erreicht, was einer Gewinnsumme von rund 500.000 Euro entspricht. Genauso wichtig war für mich, dass ich mit 311 Ritten so viele Einsätze hatte.
GaloppOnline.de: Wobei der letzte Tag der Saison ja nun ganz besonders erfreulich ausfiel.
Marvin Suerland: Das stimmt, ich gewann vier Rennen, darunter das letzte der Saison. Einen Dreier, sogar einen Hattrick, hatte ich schon einmal, aber ein Vierer war etwas ganz Neues für mich. Ein toller Tag, an den ich gerne zurück denke.
GaloppOnline.de: Wie lange werden Sie jetzt in Deutschland bleiben?
Marvin Suerland: Bis Anfang, Mitte Oktober, denke ich. Der genaue Zeitplan in Katar steht noch nicht. Doch erfahrungsgemäß wird um diese Jahreszeit dort die neue Saison gestartet, auf jeden Fall nach dem Arc-Wochenende.
GaloppOnline.de: Konzentrieren Sie ihre Aktivitäten ausschließlich auf Katar, oder wäre auch Dubai ein Thema, wo ja Adrie de Vries trotz aller Anfangsschwierigkeiten eine sehr gute Saison absolviert hat.
Marvin Suerland: Katar sowie hin und wieder Bahrain, das ist unser Gebiet. Dubai wäre zwar toll, doch ist es verdammt schwer, dort angesichts der Konkurrenz an Jockeys an Ritte zu kommen. Zudem, und das ist der Hauptgrund, veranstaltet ja Katar an Tagen, an denen auch Rennen in Dubai stattfinden.
GaloppOnline.de: Haben Sie im Winter Kontakt zu Adrie de Vries gehabt?
Marvin Suerland: Ja, logisch. Wir haben immer wieder telefoniert. Zudem ist Adrie ja auch zu einigen Renntagen in Katar gewesen, so dass wir immer Kontakt hatten. Ihm habe ich doch diese große Chance zu verdanken, denn er hat mich vor vier Jahren vermittelt.
GaloppOnline.de: Zu welchem Trainer werden Sie im Herbst zurückkehren?
Marvin Suerland: Wie im Vorjahr werde ich wieder für Sheikh Joaan Bin Hamad Al-Thani, den fünften Sohn des Emirs, arbeiten. Durch prominente Einkäufe hat dieser in den vergangenen Wochen und Monaten aufhorchen lassen. Er zeichnet für rund einhundertfünfzig Pferde verantwortlich.
GaloppOnline.de: Wo reiten Sie derzeit aus?
Marvin Suerland: Am Stall von Michael Trybuhl. Ansonsten bin ich als Freelancer tätig.
GaloppOnline.de: In Kürze soll der Stall zwölf Zugänge aus Katar erhalten. Warum kommen sie gerade nach Deutschland und wie lange werden sie bleiben?
Marvin Suerland: Das stimmt. Die Zugänge umfassen Araber und Vollblüter. Unter den Arabern befindet sich mit La Hoor ein absoluter Könner, der in Katar Derbysieger geworden ist. Deren Ziele sollen Aufgaben in Frankreich werden. Später sollen weitere zwei Araber kommen, die für Starts in Deutschland und Holland eingeplant sind, während es sich bei den Vollblütern um junge Pferde handelt, die in Köln auf ihre Aufgaben in Katar vorbereitet werden sollen.
GaloppOnline.de: Welche Ziele haben Sie sich für den Aufenthalt in Deutschland gesetzt?
Marvin Suerland: Bestimmte Ziele eigentlich nicht, denn es ist schwer gute Ritte zu bekommen. Ich möchte aber schon mit den Arabern in Frankreich gut abschneiden und vor allem gute Ergebnisse für unseren Stall erzielen. Man muss halt abwarten, was sich ergibt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für mich in Deutschland von Jahr zu Jahr schwerer wird. 2012 habe ich hier gerade einmal sieben Rennen gewonnen, was doch enttäuschend war.