Mit Otto-W. Seiler

‚Ich sammle Postkarten von allen Rennbahnen‘

GaloppOnline.de: Sie haben die Turf-Öffentlichkeit schon ein wenig überrascht mit der Ankündigung wieder als Trainer einzusteigen. Warum der plötzliche Sinneswandel?

Otto-Werner Seiler: Zunächst einmal fühle ich mich gesundheitlich wieder ganz fit nach Jahren der Krankheiten. Da auf der Alten Bult in Hannover noch Boxen frei waren, und ich immer noch Spaß an der ganzen Sache habe, entschloss ich mich, im kleinen Rahmen wieder als Trainer anzufangen.

GaloppOnline.de: Sie erwähnten schon, dass sie längere Zeit krank waren. Was für eine Krankheit hatten Sie denn?
Ich leide unter Diabetes, kann aber ganz gut damit leben. Einige andere Wehwehchen sind inzwischen auch aus der Welt geschafft worden.

GaloppOnline.de: Freuen Sie sich schon auf Ihr Comeback?

Otto-Werner Seiler: Ja, doch! Zumal ich sowieso jeden Tag zuvor in den Stall ging. Ich wohne nur zehn Minuten mit dem Fahrrad von der Rennbahn entfernt. Nach Langenhagen war es da schon weiter, wobei ich sagen muss, dass die Arbeit auf der Alten Bult schon gewissen Einschränkungen ausgesetzt ist.

GaloppOnline.de: Sie unterhielten als Besitzer einen kleinen Rennstall bei Elfi Schnakenberg. Waren Sie mit deren Trainingsleistungen eigentlich zufrieden?

Otto-Werner Seiler: Ich war sogar vollauf zufrieden. Es gab nur gelegentliche Differenzen bezüglich der Reiterverteilung, z.B. war ich der Meinung, dass Cevin Chan besser auf Alanco passt, als Oliver Schnakenberg.

GaloppOnline.de: Wie viele Pferde werden Sie in Zukunft trainieren und wie sieht es mit dem Personal aus?

Otto-Werner Seiler: Es sind nur vier: Der vierzehnjährige Semicolon, bei dem man schon gewisse gesundheitliche Abstriche machen muss. Dann der zwölfjährige Alanco, mein Neuzugang Godot und schließlich Semino. Er ist Halbbruder von Schattenmann, ich hoffe, er besitzt ähnliches Können. Neben einigen Hobbyreitern hilft mir vor allem Bohumil Klein sehr und auch Cevin Chan ist zwei bis dreimal in der Woche im Stall.

GaloppOnline.de: Da sind Sie sicher froh, dass es 2013 wieder mehr Hindernisrennen in Deutschland gibt?

Otto-Werner Seiler: Das kann man sagen. Ich war auch bei diversen Gesprächen mit dabei, und wir sind, denke ich, auf einem guten Wege. Sehr positiv finde ich auch, dass Düsseldorf neben Krefeld wieder Hindernisrennen in Nordrhein-Westfalen veranstaltet. Dazu werde ich Rennen im Ausland, wie z.B. die schwedische Grand National, die Alanco 2012 gewann, ansteuern.

GaloppOnline.de: Gibt es Rennbahnen, wo Sie besonders gerne sind?

Otto-Werner Seiler: Ich mag unheimlich gerne Bad Harzburg mit dem ganz besonderen Flair. Die Arbeit der ganzen Mannschaft gerade mit der Unterstützung für den Hindernissport und auch das gesellschaftliche Flair finde ich dort ganz toll.

GaloppOnline.de: Stimmt es, dass Ihre Tochter Martina einmal die Regie für den Stall Steintor übernehmen soll?

Otto-Werner Seiler: Ja, sie ist jetzt schon mit Herz dabei und möchte im Herbst die Besitzertrainerprüfung ablegen und wird dann kräftig mitmischen. Sie ist von Jugend auf dabei und ritt auch im Rennstall immer mit. Es wäre doch schade gewesen, wenn man die hellgrünen Farben mit den weißen Ärmeln in einigen Jahren nicht mehr auf den Rennbahnen sehen würde.

GaloppOnline.de: Rückblickend: Was war Ihrer Meinung nach der größte Erfolg der Steintor-Farben?

Otto-Werner Seiler: Da muss ich sagen, dass Capos Erfolg mit Fredy Gang im Alten Badener Jagdrennen in Iffezheim 1978 der emotional wichtigste Treffer war. Natürlich auch die Siege von Cognac und Constantin in den 100.000 DM-Rennen in Hannover und der Sieg von Nuage de Lait im Prix Georges Courtois in Paris, dem drittgrößten Jagdrennen Frankreichs.

GaloppOnline.de: Was würden Sie später in Ihrem Leben noch gerne unternehmen?

Otto-Werner Seiler: Ich bin schon oft angeregt worden, ein Buch über den Rennsport zu schreiben, was ich alles erlebt habe, z.B. gerade die großen Siege meiner Steepler, dazu die großen Erfolge der deutschen Vollblutzucht wie Lando im Japan-Cup, den ich live erlebt habe. Auch über meine vielen Ehrenämter im Rennsport könnte ich manches Interessante erzählen. Eine heimliche Leidenschaft von mir ist, dass ich bis heute Postkarten von alten und neuen deutschen Rennbahnen sammle.

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