Mit A. Pietsch

GaloppOnline.de: Mit Seepracht, Shaki, Mystic Lord und Quasar haben Sie am vergangenen Wochenende eine Viererserie in Leipzig hingelegt. Kommt Alexander Pietsch auf der Zielgeraden noch einmal richtig auf Touren? Zur Zeit liegen Sie auf Rang vier.

Alexander Pietsch: Das war natürlich ein glänzender Tag, aber Andrasch Starke hat schon mit 70 Treffern einen respektablen Vorteil. Doch das heißt nicht, das mein Hunger nach Siegen gestillt ist. Wer mich kennt, weiß, dass mir dafür kein Weg zu weit ist. Ich denke da zum Beispiel an Godfreysons Sieg in Le Lion d‘Angers, das waren mal eben hin und zurück 1800 Kilometer. Wir Jockeys müssen aber auch überall präsent sein, gerade durch Siege im Ausland werden wir auch bei den französischen Kollegen beispielsweise anerkannt.

GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie Ihr bisheriges Jahr? Ziel verfehlt mit dem angestrebten Championat, zumal das Jahr bei Waldemar Hickst eher durchschnittlich ist?

Alexander Pietsch: Nein, das kann man so nicht sagen. Ein Championat kann man nicht erzwingen, da muss nun wirklich alles passend laufen. Und ich hatte nun mal durch meine Schulterverletzung im Frühjahr und der sich anschließenden Operation eine kleine Auszeit, die mir zugegebenermaßen Punkte gekostet hat. Aber es ist gottseidank alles glimpflich abgelaufen, wie ich überhaupt von schwereren Verletzungen in meiner bisherigen Karriere verschont geblieben bin. Auch 2012 konnte ich nach der Schulterverletzung wenig später wieder in den Sattel steigen.

GaloppOnline.de: Was bleibt in besonderer Erinnerung im Jahr eins nach Vanjura?

Alexander Pietsch: Ohne jetzt bestimmte Pferde herausstellen zu wollen, waren die Erfolge mit Baisse, Dessau, Secessio, Sworn Sold, Tres Rock Danon im Langen Hamburger oder Lochnagar im Auktionsrennen von Baden schöne Siege. Aber auch die Plätze von Baschar im Großen Preis von Berlin oder Penelopas Laufen im Badener Zukunftsrennen waren sicher besondere Erlebnisse. Meetings-Champion in Baden zu werden ist immer etwas Besonderes und dann noch drei Rennen dort an einem Tag zu gewinnen mit zwei Listenrennen, hat schon etwas. Ich freu mich aber im Grunde genommen über jeden Treffer. Bei der täglichen Arbeit habe ich insbesondere zu den Pferden mit Charakter eine besondere Beziehung, die, sagen wir mal eine gewisse Pfiffigkeit mitbringen und nur kämpfen, wenn es drauf ankommt. Jedenfalls hoffe ich schon, dass in den nächsten Wochen noch den ein oder anderen Punkt gut machen kann, zumal ich wie gesagt überall hinfahre.

GaloppOnline.de: Wie gestaltet sich denn die Situation in Köln momentan und welche Auswirkungen hat das dreimonatige Startverbot für Kölner Pferde auf ihre Person?

Alexander Pietsch: Erst einmal herrschte natürlich allgemeine Erleichterung, als die Untersuchungsergebnisse aller Pferde, die in Köln stehen, bekanntgegeben worden waren. Als die Rennbahn gesperrt wurde, herrschte anfangs natürlich Totenstille und entsprechende Stimmung in einer Situation, für die keiner hier etwas kann. Wir machen alle unseren Job natürlich weiter, aber für die Trainer und Besitzer ist diese Seuchengeschichte sicher eine Katastrophe, wir Jockeys sind nicht in dem Maße betroffen, können auch andere Ritte annehmen. Ich reise wie gesagt gewohnt viel, suche auch entsprechende Engagements im Ausland.

GaloppOnline.de:Was bedeuten Ihnen gerade diese Erfahrungen?

Alexander Pietsch: Ich bin ja mit 40 Jahren schon ein Berufssportler, der den Job bereits seit fast 25 Jahren praktiziert. Aber es macht mir besonderen Spaß in Frankreich immer wieder neue Kursführungen, denkt man nur an die vielen Provinzbahnen, kennen zu lernen. Man lernt wie gesagt auch mit 40 Jahren nie aus. Und es bedeutet mir jedenfalls sehr viel, wenn wir deutschen Jockeys unsere französischen Kollegen im Rennen schlagen. Wir brauchen uns schließlich nicht zu verstecken, haben ebenfalls eine lange Jockeytradition und gerade dieser internationale Wettkampf macht für mich auch den Reiz unseres Sports aus, zu zeigen, dass wir keinen Deut schlechter sind als zum Beispiel französische Jockeys.

GaloppOnline.de: Wie sieht die Zukunft von Alexander Pietsch aus?

Alexander Pietsch: Ich werde jedenfalls bis zum Saisonende durchreiten, dann wieder ein, zwei Wochen Urlaub machen, wie es gerade passt. Insbesondere freue ich mich natürlich auf zahlreichen Ritte in Mülheim und Düsseldorf, gerade im Winterfavorit mit Limario, von dem wir eine gute Meinung haben und mit dem wir mitmischen wollen oder einer in diesem Jahr noch wenig geprüften Prakasa im Stutenpreis rechne ich mir schon etwas aus.

GaloppOnline.de: Was sagen Sie abschließend zur Entwicklung des Rennsports?

Alexander Pietsch: Viel kommentieren möchte ich da eigentlich nicht. Wir versuchen schließlich alle das Beste aus der Gesamtsituation zu machen. Vielleicht muss sich der Sport wie bei der Formel 1 beim Qualifying der breiten Öffentlichkeit mehr öffnen, damit die Leute sehen und lernen zu verstehen, wie schwierig es ist, ein Pferd startfertig herauszubringen und was dabei an täglicher Arbeit erbracht werden muss, bis es soweit ist.

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