GaloppOnline.de: Was ist von Ihrem Besuch in Tokio am Nachhaltigsten geblieben?
Heiko Volz: Ganz schwer zu sagen, es gab unglaubliche viele tolle Ereignisse und interessante Begegnungen, ich muss sicherlich erst einmal alles verarbeiten. Klammert man das Rennen, was ja die größte Bedeutung hatte, aus, so haben mich die Japaner vor allem mit ihrer unglaublichen Disziplin imponiert. Das waren wirklich Erlebnisse der besonderen Art.
GaloppOnline.de:Kommen wir zum Japan Cup. Danedream passierte als Sechste die Linie, im Vorfeld durfte man mehr erwarten. Sind Sie enttäuscht aus Japan abgereist?
Heiko Volz: Klar, man hatte sich mehr erhofft, aber es ist einfach jetzt so. Damit muss man zufrieden sein. Aber es war schon mehr drin.
GaloppOnline.de: Mit „mehr drin“ spielen Sie auf den Rennverlauf an?
Heiko Volz: Ja.
GaloppOnline.de: Wo war der Knackpunkt?
Heiko Volz: Ganz klar unmittelbar nach dem Start. Danedream musste aus Startplatz 13 das Rennen aufnehmen, sie machte gleich nach dem Start nach einer Berührung einen Nicker, fand sich wenig später bereits auf dem vorletzten, dann drittletzten Platz wieder. So ging es bei hohem Tempo in den ersten Bogen, da dachte ich schon oh,oh, ob das alles gut geht.
GaloppOnline.de:Andrasch Starke blieb dann erst einmal in dieser Position. Was haben Sie gedacht?
Heiko Volz: Er hatte ja überhaupt keine andere Wahl. Das Tempo blieb sehr hoch. Er hat dann bis zu Beginn der Geraden gewartet und ganz auf den Speed von Danedream gesetzt.
GaloppOnline.de: Sie wurde noch schnell, aber nicht schnell genug. In der „WDR-Übertragung“ war gut zu sehen, wie Sie stets Danedream beobachteten, aber auch schnell einen Blick zu den vorderen Pferden warfen. Wann haben Sie gedacht, für den Sieg wird es wohl nicht reichen?
Heiko Volz: Mitte der Geraden war mir klar, dass es nicht zum Sieg reichen würde, die vorderen Pferde waren einfach noch zu weit weg. Aber Danedream hat toll angepackt, bei einem besseren Rennverlauf wäre wohl Platz drei drin gewesen. Der Abstand nach vorne war ja letzten Endes nicht groß. So war dann ja auch die Meinung der Experten in der Presse.
GaloppOnline.de: Hatte Andrasch Starke eine Order bekommen?
Heiko Volz: Also, ich habe keine mitbekommen und ich glaube auch nicht, dass es eine strikte Order gab. Die wäre nach dem Malheur kurz nach dem Start ohnehin nur Makulatur gewesen. Außerdem kennt Andrasch Starke die Stute doch in- und auswendig, was sollte man ihm denn überhaupt sagen? Fakt ist, die Stute hat enorm viel Boden gut gemacht, aber eben nicht genug. Andrasch Starke hat auch neutral betrachtet alles richtig gemacht.
GaloppOnline.de: Andrasch Starke meinte, Danedream sei nicht mehr die Stute aus dem „Arc“ gewesen. Sehen Sie das auch so?
Heiko Volz: Er hat stets oben drauf gesessen, er kann dies sicherlich richtig beurteilen. Ich hatte Danedream vor Tokio rund drei Wochen vorher das letzte Mal gesehen, mir fiel im Tokioter Führring auf, dass sie im Haar stumpfer geworden war. Aber das muss nichts heißen. Ehrlich gesagt, sah die spätere Siegerin Buena Vista für mich optisch am schlechtesten aus. Aber so ist es halt. Man sollte auch jetzt nicht mehr nach irgendwelchen Entschuldigungen suhen.
GaloppOnline.de: Platz sechsts wurde reichlich honoriert, zählt aber nicht offiziell zur Gewinnsumme?
Heiko Volz: Danedream hat umgerechnet rund 152.000 Euro als Prämie verdient. Das ist mehr, als der Siegpreis im Großen Preis von Baden.
GaloppOnline.de: Und alles hat nichts gekostet?
Heiko Volz: So ist es. Wenn man zum Japan Cup eingeladen wird, da werden die Kosten für den Pferdetransport inklusive Betreuer und für Besitzer, Trainer und Jockey mit jeweils einer Begleitperson übernommen.
GaloppOnline.de: Danedreams Mitbesitzer Teruya Yoshida stand im Führring in Ihrer Nähe, wie hat er sich später geäußert?
Heiko Volz: Er war mit dem Abschneiden zufrieden, aber er hatte nicht nur Danedream im Rennen und war somit nicht nur auf diese Stute fixiert.
GaloppOnline.de: Sondern?
Heiko Volz: Im diesjährigen Japan-Cup war er gleich bei zehn oder elf Startern in irgendeiner Form involviert. Ob als Besitzer, Mitbesitzer, Züchter, oder es waren Pferde, die im Besitz seines Bruders oder anderer Familienagehörigen stehen. Also, ich hatte den Eindruck, Danedreams Auftritt war ihm wichtig, aber es galt für ihn, wie gesagt, auch andere Interessen zu verfolgen.
GaloppOnline.de: Hat sich Teruya Yoshida mit Ihnen schon über Danedreams Pläne für 2012 unterhalten?
Heiko Volz: Nein, wir haben ihn nach dem Japan Cup auch nur noch ganz kurz gesprochen. So, wie wir ihn kennengelernt haben, wird er sich auch nicht groß einmischen. Er hat vollstes Vertrauen in die Trainerarbeit und das Management von Peter Schiergen.
GaloppOnline.de: Aber Sie haben sich doch sicherlich schon Gedanken gemacht über die kommenden Saison?
Heiko Volz: Der erste und wichtigste Gedanke ist, dass Danedream nun die verdiente Pause bekommt. Die Stute hat für uns das erreicht, was wir niemals zu träumen gewagt hätten. Wir sind uns klar darüber, dass wir niemals mehr in den Besitz einer solchen Ausnahmestute kommen werden. Ich darf nochmals erwähnen, sie hat den Prix de l‘Arc de Triomphe in Rekordzeit gewonnen. Wir haben als Besitzer in diesem Jahr viel riskiert und sie hat uns nicht einmal im Stich gelassen.
GaloppOnline.de: Hat die Stute den Japan Cup gut überstanden und wann kehrt sie nach Deutschland zurück?
Heiko Volz: Es ist alles in Ordnung mit ihr. Sie hat die Heimreise am 1. Dezember angetreten.
GaloppOnline.de: Sie sprachen die wohlverdiente Pause für die beste dreijährige Stute Europas an. Wie lange wird sie vermutlich dauern?
Heiko Volz: Bis zu Beginn der nächsten, großen Saison fließt ja bekanntlich noch viel Wasser den Rhein herunter. Aber ich denke, dass Danedream nicht vor Juni/Juli 2012 wieder an den Start kommen wird. Die Schwerpunkte werden ganz sicherlich in der zweiten Jahreshälfte liegen.
GaloppOnline.de: Und dann die Route gehen wird wir in diesem Jahr: Großer Preis von Berlin, Großer Preis von Baden, Prix de l‘Arc de Triomphe und Japan Cup?
Heiko Volz: Wir stehen vor dem Winter 2011. Was ist in acht, neun oder zehn Monaten? Aber sicherlich wird es so sein, dass man an einer ähnlichen Route arbeiten wird. Da Danedream wie geplant Ende 2012 ihre Rennlaufbahn beenden und auf der Shadai Farm von Herrn Yoshida ihre Zuchtlaufbahn beginnen wird, bietet es sich schon an, dass sie ihren letzten Karrierestart in Japan bestreiten wird.