GaloppOnline.de: Es stand in der Presse viel zum Staatsvertrag, mehrheitlich zur Liberalisierung der Sportwette. Was tut sich für die Pferdewette?
Andreas Tiedtke: Leider ist die Pferdewette immer noch Bestandteil des Staatsvertrages. Im Gegensatz zur Sportwette, die ja erheblich liberalisiert wird, wird die Pferdewette extrem nachteilig reguliert. Leider auch auf Wunsch des Hauptverbands für Traber-Zucht (HVT), was unsere Lobby-Arbeit nicht leichter gemacht hat.
GaloppOnline.de: Was bedeutet dies konkret?
Andreas Tiedtke: Es soll erhebliche Änderungen im Rennwettsteuerlotteriegesetzt (RWLG) geben. Zum einen über eine Öffnungsklausel durch den Bund, zum anderen über eine Bundesratsinitiative. Beides bedeutet eine Gefahr für die Rennwettsteuerrückvergütung und eine insgesamt strangulierende Regulierung.
GaloppOnline.de: Wie hoch soll der neue Steuersatz werden?
Andreas Tiedtke: Der neue Steuersatz beträgt – auch für Pferdewetten – fünf Prozent. Fiele die Rennwettsteuerrückvergütung weg, würde dies eine mehr als siebenfach höhere Steuerbelastung bei den Rennvereinen herbeiführen. Von dem Wegfall des Vertriebs ganz zu schweigen.
GaloppOnline.de: Gibt es überhaupt etwas Positives?
Andreas Tiedtke: Ja. Das Land Baden-Württemberg hat einen Auftrag gegeben, steuerliche Sonderbehandlungen für den Erhalt der Rennwettsteuerrückvergütung zu prüfen, und die Länder Hessen und Niedersachsen haben ihre Zustimmung mit einem Vorbehalt versehen, dass es eine erhebliche Regelungsreduktion im Bereich der Pferdewetten geben soll.
GaloppOnline.de: Keine schlechten Signale?
Andreas Tiedtke: Richtig, das beweist, dass die Pferdewette noch nicht endgültig geregelt ist. Zu erwarten war vor dem Hintergrund der europäischen Interventionen, dass die Sportwette nun großflächig in den Wettbewerb eintritt.
GaloppOnline.de: Können auch wir davon profitieren?
Andreas Tiedtke: Wir müssen sehr schnell im Rahmen von German Racing dieses Feld integrieren. Egal, was bei der Pferdewette herauskommt, ist der größere Wachstumsmarkt doch die Sportwette. Daran müssen wir ebenfalls verdienen, um endlich zu einer gesünderen Finanzierungsstruktur zu kommen.
GaloppOnline.de: Wie geht es weiter?
Andreas Tiedtke: Sowohl der Prüfauftrag als auch die Bundesratsinitiative bedeuten noch erheblichen Spielraum in einem rechtlich umstrittenen Umfeld. Es steht zu hoffen, dass sich der Bund nicht zum Handlanger verfassungswidrigen Tuns macht.
GaloppOnline.de: Wann rechnen Sie eigentlich mit einem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags?
Andreas Tiedtke: Eine Unterschrift soll am 15. Dezember unter den Staatsvertrag kommen. Danach steht wohl eine erneute Notifizierung (Zustimmung – Anm.d.Redaktion) an. Mit einem Inkrafttreten ist meines Erachtens nicht vor dem 1. Juli 2012. zu rechnen. Unsere Arbeit geht weiter.