Mit R?diger Alles

GaloppOnline.de: An die 20 Pferde im hohen GAG-Bereich sind in einem relativ kurzen Zeitraum ins Ausland verkauft worden. Erinnern Sie sich, dass es solch einen großen Run schon einmal gegeben hat?

Rüdiger Alles: Zunächst einmal stelle ich in der Tat fest, dass es in den letzten ein, zwei Jahren eine sehr starke Nachfrage an deutschen Pferden – teils Spitzenpferden – gibt. In diesem Umfang erinnere ich mich an Mitte der Achtziger Jahre, als der aus Schlenderhaner Wurzeln stammende Slip Anchor in großer Überlegenheit zum Epsom-Derby-Sieger aufgestiegen war und es anschließend aus ganz Europa gleich haufenweise Anfragen nach Stuten aus der Schwarzgold-Familie kamen. Auch von den besten Züchtern, so bat zum Beispiel Daniel Wildenstein um Angebote.

GaloppOnline.de: Nun werden immer mehr Pferde aus den Rennställen aus Deutschland verkauft. Woran liegt dies Ihrer Meinung nach der primär?

Rüdiger Alles: Ein wesentlich Faktor ist natürlich die Tatsache, dass es hier in Deutschland ein schlechtes Rennpreis-Niveau gibt. Der Besitzer eines sehr guten Pferdes kommt aus wirtschaftlichen Gründen, will er seinen Rennstall für die Zukunft aufstellen, doch gar nicht umhin, ein entsprechendes Angebot anzunehmen.

GaloppOnline.de: Sind deutsche Spitzenpferde günstiger zu kaufen, als zum Beispiel Top-Pferde in Frankreich und England?

Rüdiger Alles: Es macht schon einen Unterschied, ob ich mit einem Pferd ein Gruppe-II-Rennen in England oder Deutschland gewonnen habe. Ob zum Beispiel Ascot oder Düsseldorf. Der Marktwert ist nicht der gleiche.

GaloppOnline.de: Die meisten in Deutschland gekauften Pferde sorgen weltweit immer wieder für Furore. Schlagen teils besser ein, als sicherlich teuer erworbene Spitzenpferde aus England oder Frankreich?

Rüdiger Alles: Genauso sehe ich das auch. Und dies spricht sich in der Welt herum. Es gibt Jahr für Jahr beste Beispiele. Genau aus diesem Grund kauft man gut und gerne in Deutschland.

GaloppOnline.de: Waren stets Frankreich und England, auch der National Hunt Sport, die großen Einkaufsländer, so finden immer mehr Pferde den Weg, zum Beispiel, in die USA, Australien oder Hongkong. Was ist Ihre Erklärung dafür?

Rüdiger Alles: Nehmen wir mal zum Beispiel Australien. Die sind in der Welt wirtschaftlich bestens aufgestellt. Dort gibt es ein großes Verlangen nach Spitzenpferden aus Europa. In Australien ist man vor allem an Pferden interessiert, die Distanzen von 2000 Meter und mehr können.

GaloppOnline.de: In Hongkong liegen die Interessen anders?

Rüdiger Alles: Schon. Dort interessiert man sich für Pferde, deren Stärke auf kürzeren Distanzen liegen. Bis maximal 1600 Meter. Dort ist man stets an passenden Pferden interessiert, auch dort ist der Markt unverändert stark.

GaloppOnline.de: Kommen wir zu anstehenden BBAG-Jährlingsauktion. Wie lautet Ihre Prognose?

Rüdiger Alles: Auch in Iffezheim wird sich Qualität verkaufen. Für mich steht die BBAG-Auktion immer noch für „value for money“, das heißt, dass man Pferde für einen fairen Preis ersteigern kann. Mit fair meine ich, dass man nicht in einem überzogenen Preissektor ankommt, um einen Zuschlag zu erhalten. Ich glaube, dass man dies auch im Ausland so sieht.

GaloppOnline.de: Die BBAG chartert am Abend des 1. September nach der Doncaster-Auktion einen Flieger, um Agenten, Besitzer und Trainer nach Baden-Baden einzufliegen. Das ist sicherlich sinnvoll, oder?

Rüdiger Alles: Ganz gewiss, in Deauville praktiziert man dies schon seit längerem so. Für die Auktionsgesellschaft hoffe ich, dass in Doncaster viele Leute in den Flieger einsteigen werden.

GaloppOnline.de: Die BBAG-Auktion wird in diesem Jahr an einem Tag veranstaltet. Ein Vorteil?

Rüdiger Alles: Bestimmt kein Nachteil. Allein schon aus einem Grund, den ich beurteilen kann. Die Agenten kommen von gerade zu Ende gegangenen Auktionen wie Doncaster oder Deauville. Eine Woche später geht es in Keeneland in den USA weiter Da ist zu Hause viel Arbeit liegen geblieben und es gibt noch viel zu tun. Nun können Sie sich in Iffezheim auf einen Tag konzentrieren, sitzen am darauffolgenden Tag bereits wieder in ihrem Büro.

GaloppOnline.de: Sie haben den BBAG-Jährlingskatalog studiert. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Stärken, wo andererseits die Schwächen?

Rüdiger Alles: Die Stärken des Kataloges sind Nachkommen absoluter internationaler Spitzenvererber (Dansili, Dubawi, Galileo, High Chaparral, Oasis Dream, Shamardal) gepaart mit sehr guten deutschen Familien. Natürlich immer ein „Highlight“ die Monsun-Nachkommen! Weitere Stärken: Nachkommen der attraktiven Nachwuchsbeschäler Hurricane Run, Shirocco, Teofilio sowie von Manduro. Schwächen sind die Angebote der internationalen Züchter mit teilweise nicht nachvollziehbaren Pedigrees bzw. schlechtem Abfohlrekord der Müttter.

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