GaloppOnline.de: Der Name Neuroth verpflichtet. Ihr Vater ist seit vielen Jahren Abonnement-Champion als Trainer in Skandinavien. Da schien ein Weg im Rennsport vorgezeichnet?
Jan Erik Neuroth: Ja, das kann man wohl sagen. Ich wollte nie etwas anderes machen, hab schon als Kind auf Ponys geritten und wenn man in Stabaek, nur wenige Autominuten von der Galopprennbahn Ovrevoll geboren ist und vom Vater sehr Vieles mitbekommt, der einen prägt, muss der Sport den Weg zeigen.
Wido verlangt einem vieles ab, er ist ein strenger Lehrmeister, aber von dieser Schule profitiere ich jeden Tag.
GaloppOnline.de: Und andere Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahre einbringen konnten?
Jan Erik Neuroth: Viel gelernt habe ich vor allen Dingen während meines siebenmonatigen Aufenthaltes in Irland bei Trainer Charlie Swan, wo ich sowohl auf der Flachen als auch in Hindernisprüfungen meine Erfahrungen gesammelt habe. Dann auch zuletzt im australischen Flemington bei Melbourne, wo ich im Winter von Januar bis Februar geritten bin. Es waren sehr extreme Bedingungen von Hitze über Taifune mit Überschwemmungen, ganz schöne Wettereskapaden.
Trainiert wird in Australien übrigens anders als die Erfahrungen, die ich in Europa gemacht habe. Die Stoppuhr ist des Trainers bester Freund. Es werden viel mehr Zeiten genommen bei den Galopps und die Rennen werden vom Fleck weg schnell abgewickelt.
Es wird weniger taktiert und das Gros der Rennen wird zumeist auf kürzeren Distanzen abgehalten. Sehr wichtig ist für mich auch die Unterstützung von Erika und Lutz Mäder im Krefelder Stadtwald, die mir sehr helfen, und für die ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Lutz als ehemaliger Topjockey hat immer gute Ratschläge für mich parat, wofür ich auch sehr dankbar bin. Wir sind in diesem Jahr bereits das vierte Mal mit unseren Pferden zur Vorbereitung in Krefeld. Nicht zu vergessen Frederik Johanson, für den ich während er verletzt war im vergangenen Jahr, eingesprungen bin. Auch er gibt mir viele gute Tipps.
GaloppOnline.de: Sie haben als Amateurreiter begonnen und sind mittlerweile ins Profilager gewechselt?
Jan Erik Neuroth: Ja, das stimmt. Angefangen habe ich im Jahr 2003 mit der Rennreiterei. Gerade die Fegentri-Teilnahme mit den Reisen in vielen Ländern hat mich in meiner Entwicklung weiter gebracht. 2006 wurde ich erster Norwegischer Fegentri-Weltmeister auf der Flachen vor dem Franzosen Mehdi Lesage und dem Iren James Patrick O`Farrell. Und auch bei den Hindernisrennen in diesem Wettbewerb konnte ich mit einem dritten Rang erstmals auf mich aufmerksam machen.
So richtig los ging es in den Jahren zwischen 2008 und 2010, wo ich 70 Rennen gewinnen konnte. Seit etwa einem halben Jahr bin ich Profi und konnte zwischen Juni und Dezember 20 Rennen für mich entscheiden.
GaloppOnline.de: Welche Rennbahnen, auf denen Sie geritten haben, haben Ihnen besonders gefallen?
Jan Erik Neuroth: Da ich für die Fegentri reiten durfte, bin ich natürlich schon herum gekommen, ob in Malaysia, Irland, Italien, Spanien, England oder Frankreich. Den schönsten Eindruck habe ich in Meran mitgenommen. Die Bahn liegt nun wirklich einzigartig mit dem Bergpanorama und ist meine persönliche Empfehlung an die Galoppfans, sich einmal einen Renntag dort anzuschauen. Das ist einfach nur einzigartig. Aber auch Epsom, das für mich ein „tricky track“ darstellt, ist eine der stimmungsreichsten Bahnen, die in jedem Fall einen Besuch lohnen.
GaloppOnline.de: Wie sieht denn Ihre Planung für die nächsten Wochen und Monate aus?
Jan Erik Neuroth: Wir bleiben mit den Pferden wohl bis Mai in Krefeld, bereiten u.a. Apilado noch für das Busch-Memorial vor. Er ist übrigens ein netter Typ Pferd, hat die letzten beiden seiner sechs Zweijährigenstarts gewinnen können. Das Rennen wird natürlich nicht leicht für ihn, aber wir gehen durchaus mit Hoffnung in die Krefelder Prüfung.
Danach werde ich wieder verstärkt in meiner Heimat in den Sattel steigen, stehe für Flach-, wie auch Hindernisrennen zur Verfügung. Aber auch in Deutschland würde ich gerne reiten, das wäre bestimmt sehr reizvoll. Jedenfalls habe ich bei unseren Aufenthalten hier viele nette Leute kennengelernt.
GaloppOnline.de: Was waren bisher Ihre schönsten Erfolge?
Jan Erik Neuroth: Ich stehe momentan bei 90 Siegen. Der letztjährige Erfolg mit Appel Au Maitre steht natürlich in einem ganz besonderen Licht, als wir mit beiden Pferden Erster und Zweiter im Kölner Gruppen-Rennen waren. Oder auch der Erfolg mit Zuckerpuppe in Fontainebleau für Erika Mäder.
GaloppOnline.de: Was sind denn Ihre Stärken im Rennsattel?
Jan Erik Neuroth: Das sollen andere beurteilen. Ich versuche mich jedenfalls ständig zu verbessern. Aber ich glaube, dass ich im Finish endkampfstark bin und schaue mir auch auf Video jeden meiner Ritte an, um diese zu analysieren.
GaloppOnline.de: Charakterisieren Sie einmal Ihren Stall-Crack Appel Au Maitre!
Jan Erik Neuroth: Ein willensstarker Fuchs mit einem großen Herz. Wir beide stehen in einem ganz speziellen Verhältnis, haben im Laufe der Zeit zueinander gefunden. Er ist kein einfaches Pferd, das einem alles abverlangt, ob in der Arbeit oder auch im Rennen. Ich meine damit, dass er schon mal des öfteren pullt.
Aber er gibt immer alles, was man in seinen Ergebnissen über die vielen Jahre ablesen kann. Ein sehr hartes Pferd, das uns seit vielen Jahren viel Freude bereitet. Er soll im Übrigen im Mai wieder in Norwegen an den Ablauf kommen.