GaloppOnline.de: Wie 2010 mit Kali in den 1000 Guineas in Düsseldorf haben Sie auch 2011 mit Illo an Ihrem ersten Renntag nach der Rückkehr nach Deutschland ein Gruppe-Rennen gewonnen. Das nennt wohl man einen Traumeinstand, oder?
Adrie de Vries: Ja, das stimmt. In der jüngeren Vergangenheit war es mir schon immer gelungen, am ersten Renntag einen Sieger zu reiten. Dass es in den beiden letzten Jahren dann stets Gruppe-Rennen waren, macht die Sache nur noch schöner.
GaloppOnline.de: „Das fängt ja gut an“, sagten Sie nach dem Sieg von Mawingo bei den Dreijährigen. Dann wurde es aber noch besser durch Illos Triumph im Gruppe-Rennen: Kam er erwartet oder eher erhofft?
Adrie de Vries: Um ehrlich zu sein, erhofft. Der Hengst wurde im Vorfeld des Rennens meiner Meinung nach etwas unterschätzt. Immerhin hatte er im Vorjahr sehr gut begonnen und war erst zum Schluss hin etwas unter seinen Möglichkeiten geblieben. Über Winter hat er sich prima entwickelt. Über die letzte Leistung zu Russian Tango in Hoppegarten gerechnet musste er eine erste Chance haben, weshalb ich ihn auch unter den ersten Drei erwartet hatte.
GaloppOnline.de: Welchen Eindruck haben Sie von Mawingo? Ist er ein Kandidat für Hamburg und damit das Derby?
Adrie de Vries: Er stammt von Tertullian, deshalb steht für mich ein kleines Fragezeichen hinter der Distanz. Der Hengst hat über Winter einen Riesensatz in der Entwicklung gemacht und dies mit einer eindrucksvollen Vorstellung nachhaltig bestätigt.
GaloppOnline.de: Gibt es noch mehrere seiner Güteklasse in seinem Alter? Wenn ja, welche sind das?
Adrie de Vries: Ja, da sind noch einige vorhanden, wie mir der Trainer versicherte. Wobei ich keine Namen nennen möchte, da ich mir ja erst noch ein Bild verschaffen muss. Wir hatten im vergangenen Jahr ausgezeichnete Zweijährige, die sich über Winter prima entwickelt haben.
GaloppOnline.de: Illo war vom Trainer als Sieger erwartet worden, wie er mitteilte. Hat er Sie in diesem Wissen dann auch in das Rennen geschickt?
Adrie de Vries: Wir sind mit viel Vertrauen in die Aufgabe gegangen. Ein Fragezeichen stand lediglich hinter dem Bodenzustand, der dann doch nicht zum Problem wurde.
GaloppOnline.de: Wie würden Sie seine Entwicklung gegenüber 2010 bezeichnen?
Adrie de Vries: Er hat sich im Vergleich zu 2010 sehr verbessert, das lässt sich auf jeden Fall sagen. Wie bereits erwähnt, hatte er damals auch sehr gut begonnen, dann aber nachgelassen. Doch der Winter hat ihm ausgesprochen gut getan. Er ist nicht mehr das leichte Pferd wie damals.
GaloppOnline.de: Können Sie nach Sonntag nachempfinden, dass er vor zwei Jahren auch einmal zu den Kandidaten für das Französische Derby galt?
Adrie de Vries: Ja, das kann ich. Illo hat am Sonntag eine Klasseleistung geboten und bewiesen, dass das Vertrauen, das die Verantwortlichen immer in ihn gehabt hatten, völlig gerechtfertigt war.
GaloppOnline.de: Gruppe-II-Rennen dürften nach dem Eindruck vom Sonntag auch jederzeit zu bewältigen sein, oder?
Adrie de Vries: Das kann ich auf jeden Fall bejahen. Der Sieg gegen gewiss nicht schlechte Konkurrenz hat schon Eindruck hinterlassen.
GaloppOnline.de: Gibt es schon konkrete Pläne, wo er seinen nächsten Start absolvieren wird?
Adrie de Vries: Ich habe noch nichts gehört, was die weiteren Pläne angeht. Das Managen ist ja auch nicht meine Sache, sondern die der Verantwortlichen, die es schon richtig machen werden.
GaloppOnline.de: Steht die Bergheimer Trainingszentrale vor einem großen Jahr, oder ist es noch zu früh zu einer Vorhersage?
Adrie de Vries: Ich denke, es ist einfach noch zu früh, um eine Prognose zu treffen. Man muss da vorsichtig sein. Man hat ja auch einige gute Pferde verloren, was man nicht vergessen sollte. Tatsache ist aber auch, dass man mit guter Form die neue Saison begonnen hat, worauf sich aufbauen lässt.
GaloppOnline.de: Angesichts des Saisoneinstands wagt man ja fast nicht zu fragen, ob Sie froh sind, wieder zu Hause zu sein?
Adrie de Vries: Ja, ich bin froh, wieder bei der Familie zu sein. Katar war gut, ich liebe dieses Land. Aber leider fehlte die Familie. Und wenn man einen Job hat wie ich ihn bei Schlenderhan, dann macht das einem das Nachhausekommen umso leichter.
GaloppOnline.de: Sie sind im Gegensatz zu 2010 einen Monat früher zurückgekommen. War das Heimweh nach der Familie so groß?
Adrie de Vries: Das Heimweh nach der Familie war einer der ausschlaggebende Gründe. Wäre sie mit mir in Katar gewesen, hätte ich vielleicht noch ein paar Wochen drangehängt. Auf der anderen Seite hat die deutsche Saison auf Gras begonnen, und da will man ja auch so früh wie möglich mit von der Partie sein.
GaloppOnline.de: Es muss gut getan haben, in Deutschland so zu starten, nachdem Ihre beiden letzten Renntage, die zu den größten in Katar zählen, vom Ergebnis her doch ernüchternd ausgefallen sind, oder?
Adrie de Vries: Ja, es lief nicht so toll, ein vierter Platz im großen Internationalen war noch das beste Ergebnis. Aber im Vorfeld hatten wir uns auch nicht sonderlich viel ausgerechnet
GaloppOnline.de: Was war der Grund, dass es an diesen Tagen nicht so lief wie erhofft?
Adrie de Vries: Man muss ehrlich sagen, dass unsere Pferde nicht gut genug waren. So hatte ich an diesem Tag auch keinen Favoriten zu reiten. Eigentlich sollte ich auf Joshua Tree in einem großen internationalen Rennen zum Einsatz kommen. Aber der Besitzer, für den ich in Katar vornehmlich reite, bestand auf meinem Ritt auf Miss Starlight, die in der Endabrechnung als Vierte nur einen Platz hinter Joshua Tree blieb.
GaloppOnline.de: Wie fällt Ihre Bilanz für die fünf Monate letztendlich aus?
Adrie de Vries: Die Bilanz war gut, ich bin jedenfalls mit dem Erreichten zufrieden. Es waren zwar nicht die sechzig Siege wie in den letzten Jahren zuvor, aber wir hatten uns auch nicht so viel ausgerechnet…
GaloppOnline.de: …so dass es zwanzig Siege in Katar plus ein Erfolg in Abu Dhabi waren, mit denen Sie den Aufenthalt abschlossen?
Adrie de Vries: Stimmt, zwanzig Siege hört sich nicht so viel an. Ist angesichts der diesmaligen Situation mit einem kleineren Stall als in der Vergangenheit immer noch ein sehr akzeptables Ergebnis, zumal wir auch einige größere und große Rennen gewonnen haben. Immerhin war ich damit in der Jockeystatistik noch Dritter, obwohl ich später in die Saison gestartet bin.
GaloppOnline.de: Trotz allem soll in diesem Winter der nächste Aufenthalt in Katar folgen?
Adrie de Vries: Ja, ein weiteres Engagement in Katar ist abgemacht. Ich werde in den Wintermonaten wieder bei Ibrahim Al-Malki arbeiten.
GaloppOnline.de: Das heißt, dass Sie mit Trainer Ibrahim Al-Malki gut zusammengearbeitet haben?
Adrie de Vries: Die Zusammenarbeit war einfach wunderbar. Der Trainer ist ein Riesentyp, es hat allen Beteiligten großen Spaß gemacht.
GaloppOnline.de: Al-Malki hatte Hearts Of Fire für Düsseldorf genannt. Soll er tatsächlich laufen?
Adrie de Vries: Ich persönlich glaube kam, dass die Idee vom Trainer stammt. Ich denke da eher an den Racing Manager, der den Hengst in allen internationalen Rennen genannt hat. Jetzt tritt er aber nicht in Düsseldorf an. Hearts Of Fire soll aber in jedem Fall nach Europa kommen und vornehmlich in England starten. Auch ein Auftritt in Deutschland ist denkbar.
GaloppOnline.de: Stichwort Düsseldorf. Dort soll Alianthus antreten. Aufgrund der bislang gezeigten Leistungen und der aktuellen Stallform zählt er zu den Favoriten, oder?
Adrie de Vries: Denkt man nur an die letzte Form, die er im Frankreich gezeigt hat, muss er zu den Mitfavoriten zählen, auch wenn er Gewicht geben muss. Zugute kommt ihm, dass er die Düsseldorfer Bahn ja mag, auf der er auf Gruppe-Ebene schon Zweiter und Erster war. Ich erinnere dabei an den Sieg im Großen Preis der Landeshauptstadt.
GaloppOnline.de: Auf wen gilt es zum jetzigen Zeitpunkt in erster Linie zu achten?
Adrie de Vries: Es sind wohl die Vertreter der anderen Großställe wie Querari, der ja Gruppe-I-Sieger ist, Sanjii Danon, der im Oktober Dritter zu Alianthus war, Kite Hunter, in Gruppe-Rennen erprobt und mit Kondition aus französischen Rennen antretend, und Magic Eye, eine Stute, die immer Alles gibt.
GaloppOnline.de: Im Rahmenprogramm könnte mit Arlington ein Debütant starten. Welchen Eindruck haben Sie von ihm gewonnen?
Adrie de Vries: Ich persönlich habe ihn noch nicht geritten. Daher weiß ich nichts Konkretes zu ihm zu sagen. Aber eines ist klar. Wenn Jens ihn aufbietet, dann hat er auch im Training das gebracht, was der Trainer von ihm sehen wollte. Die laufende Saison ist Beleg dafür, denn bei den fünf Pferden, die aufgeboten wurden, sprangen zwei Siege, ein zweiter, ein dritter und ein fünfter Platz heraus.