Mit A. Suborics

GaloppOnline.de: Wie geht es Ihnen aktuell Herr Suborics? Ihre Entscheidung, die Rennstiefel an den Nagel zu hängen, kam nicht überraschend oder?

Andreas Suborics: Den Umständen entsprechend geht es mir gut, allerdings haben mir die Ärzte geraten, keine Rennen mehr zu reiten. Das gesundheitliche Risiko, noch schwerere gesundheitliche Schäden davonzutragen wäre einfach zu groß und die Gesundheit hat schließlich Vorrang. Nach mehr als vier Monaten, die ich nicht mehr im Sattel gesessen habe, konnte ich auch viel nachdenken.

Die schweren Kopfverletzungen, die ich bei meinem Unfall erlitten habe, lassen einfach keinen Leistungssport mehr zu. Der Druck im Kopf und das Risiko wären einfach zu groß. Ich habe schon einige Male sehr viel Glück im Unglück gehabt, man soll es nicht noch einmal herausfordern. Der Sport hat mir unglaublich viel gegeben. Ich hatte das Glück, großen Erfolg zu haben, habe in sechzehn verschiedenen Ländern auf der Welt reiten dürfen, das kann mir keiner mehr nehmen, das nehme ich mit.

GaloppOnline.de: Können Sie aktuell Sport treiben, um sich fit zu halten?

Andreas Suborics: Das lässt der Körper im Moment noch nicht zu. Ich muss sehr verhalten an die Sache herangehen und begebe mich darüber hinaus alle vierzehn Tage zu einer ärztlichen Kontrolle in die Neurologie. Natürlich ist der Wunsch, Sport zu treiben vorhanden. Das war er schließlich immer. Ob ich jemals wieder Fußball spielen kann zum Beipiel oder anders gesagt zu einem Kopfball ansetzen kann, vermag ich heute nicht zu beurteilen.

GaloppOnline.de: Was waren für Sie die Erlebnisse, an die Sie immer wieder gerne zurückdenken?

Andreas Suborics: Das fängt schon mit der Lehre in der Freudenau im Jahr 1986 an, die ich als 15-Jähriger in meiner Heimat begonnen habe. Damals habe ich auch meinen Freund Peter Heugl kennengelernt, mit dem ich ein Zimmer über dem Stall geteilt habe. Es war eher Zufall, der erste Kontakt mit dem Sport. Ich war im Fernsehen auf den Rennsport aufmerksam geworden. Man suchte Lehrlinge. Ich entwickelte schnell ein gutes Talent, und wenn man die ganze Karriere Revue passieren lässt, hat mir der Sport unglaublich viel gegeben, als ich je zu hoffen gewagt hatte.

Insgesamt waren es 81 Gruppesiege, davon 16 auf Gruppe I-Level. Dazu die Championate 2002, 2004 und 2006 und die beiden WM-Titel in Japan. Gerne erinnere ich mich an den ersten Gruppesieg mit Bad Bertrich für Familie Hecker in Düsseldorf. Aber auch A Magicman, der erste Gruppe I-Treffer noch dazu in Longchamp hat immer einen besonderen Stellenwert. Shirocco im Derby. Silvano in Arlington, Singapore und Hong Kong ebenfalls auf höchster Ebene – das sind nur einige herausragende Momente, die stellvertretend stehen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mir in der Zeit das Vertrauen geschenkt haben.

Trainer wie Mario Hofer, Andreas Wöhler, Peter Schiergen und Waldemar Hickst, die Familien von Ullmann und Jacobs haben mich geprägt, danke an alle Besitzer, die mir in der gesamten Zeit ihr Vertrauen geschenkt haben. Es sind so viele bleibende Eindrücke, die mir keiner mehr nehmen kann und die ich in meine neuen Aufgaben mitnehmen werde.

GaloppOnline.de: Welche Aufgaben werden das sein? Könnten Sie sich vorstellen, z.B. als Trainer im Galopprennsport zu arbeiten?

Andreas Suborics: Ehrlich gesagt bin ich da wohl nicht der Richtige, auch wenn ich mit den Erfahrungen von mehr als 20 Jahren im Rennsattel schon gute Voraussetzungen hätte, die eine solche Tätigkeit rechtfertigen könnten. Ich liebe es mit Pferden zu arbeiten. Und interessant wäre sie noch dazu. Allerdings schrecke ich schon davor zurück, weil man heutzutage schon mit erheblichen Risiken zu kämpfen hätte, ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland zu führen. Es heute als Trainer im Galopprennsport zu versuchen, wäre ein noch größeres wirtschaftliches Risiko.

GaloppOnline.de: Was wäre in diesem Zusammenhang schon eher Ihre Motivation für eine neue berufliche Zukunft? Vielleicht auch etwas außerhalb des Galopprennsports?

Andreas Suborics: Nein, daran habe ich nie einen Gedanken verschwendet. Der Sport hat mir unglaublich viel gegeben, und ich möchte auch unbedingt dabei bleiben. Ich habe auf der ganzen Welt viele interessante Menschen kennenlernen dürfen, gemeinsam mit Trainern und Besitzern tolle Erfolge feiern können und dabei internationale Kontakte aufgebaut. Ich möchte auf jeden Fall gemäß des Mottos ‚Schuster bleib bei deinen Leisten‘ im Sport weiterarbeiten, wenn auch auf einer anderen Ebene.

Vielleicht eine eigene Agentur für den An-bzw. Verkauf von Pferden zu einrichten. Oder der Wunsch als Racing-Manager meine Erfahrungen im Rennsattel an interessierte Besitzer weitergeben zu dürfen. Aber auch eine Verbandstätigkeit bespielsweise als Repäsentant oder bei der Sponsorenakquisition ein neues Betätigungsfeld zu finden, würde mich schon sehr reizen.

GaloppOnline.de: Würden Sie Ihrem Sohn zu einer Karriere im Rennsattel raten?

Andreas Suborics: Jeder sollte die Tätigkeit ausüben, die ihn glücklich macht und ihn erfüllt.

GaloppOnline.de: Die wichtigsten Veränderungen im Deutschen Galopprennsport aus Ihrer Sicht?

Andreas Suborics: Mein allergrößtes Anliegen ist es, das es professioneller in allen Bereichen des Rennsports zugehen sollte. Bei allem Respekt vor z.B. Amateurrennreitern, deren Herzblut ich sehr bewundere. Ein gute professionelle Ausbildung ist z.B. die Grundlage einer jeden Sportart, siehe Fußball oder Eishockey. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir wieder mehr Profis im Rennsattel erleben werden.

GaloppOnline.de: Was freut Sie aktuell besonders und was steht für Sie persönlich als nächstes an?

Andreas Suborics: Erst einmal freue ich mich für meinen Freund Markus Münch ganz besonders. Ich finde es ganz toll, dass er schon in seinem ersten Jahr als Besitzertrainer gleich Black-type holen konnte. Und ich kann es kaum erwarten, dass es in Baden-Baden bald wieder los gehen wird. Dieses Meeting ist für den Sport so enorm wichtig. Ich werde mit Daniel Delius den RaceBets.com-Talk moderieren und Tipps an die Wetter weitergeben.

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