GaloppOnline.de: Glückwunsch zum kürzlichen Erfolg von Combat Zone in Neuss. Der Wallach steht stellvertretend für ein Lot von England-Importen, das Sie in Newmarket erworben haben. Sie haben oft ein erfolgreiches Händchen mit solchen Ankäufen. Ist dies lohnender als selbst zu züchten?
Guido Schmitt: Lohnend ist immer relativ. Der Rennsport ist vornehmlich Hobby für mich. Die Zucht hat sicherlich dabei auch ihren Reiz. Es waren schöne Erlebnisse, als ich mit der Stute Dawn’s Dancer damals begann und auch später ihre Produkte in meinen Farben laufen sehen durfte.
Irgendwann, wenn mir wieder eine passende Stute ab 80 Kilos über den Weg läuft, werde ich auch wieder züchten. Im Moment habe ich acht Rennpferde im Training bei Mario Hofer, dazu noch einen bei Jungtrainer Jean-Piere Carvalho. Es lässt sich 2010 wieder gut an. Entscheidend ist vor allen Dingen, dass man nicht ohne Tierarzt auf eine Auktion fährt.Aber da hat der Trainer natürlich jede Menge Erfahrung große Erfolge in der Vergangenheit aufzuweisen.
GaloppOnline.de: Es sind meist Pferde, die für manch namhaften Besitzer in England nicht gut genug sind?
Guido Schmitt: Nehmen wir einmal Combat Zone, der von Godolphin aussortiert worden war und für 8000 Guineas zu haben war. Das muss aber nicht heißen, dass diese Pferde keine Rennen gewinnen können. Die Schwierigkeit besteht doch darin, aus einem Angebot von ca. 1600 Pferden, das Drittel herauszufinden, das noch tauglich ist, um Rennen zu gewinnen. Ohne gute Berater können Sie in keinem Business der Welt erfolgreich sein, es sei denn in Ihrem eigenen. Man muss verrückt sein, wenn man z.B. ohne tierärztliche Beratung auf einer Vollblutauktion tätig ist.
GaloppOnline.de: Also ist Ihr Engagement grundsätzlich Business?
Guido Schmitt: Nein, überhaupt nicht. Es ist vor allen Dingen ein Hobby, bei dem Erfolg nicht ausgeschlossen ist. Dazu kommen tolle Reisen, weil ich versuche, bei jedem Start meiner Pferde live dabei zu sein. Es macht mir einfach Riesenspaß.
GaloppOnline.de: Wie gut sind denn Ihre „Engländer“?
Guido Schmitt: Das ist eine gute Frage. Wir stehen ja noch am Anfang unserer Kampagne. Combat Zone hat sein Talent ja schon aufblitzen lassen. Daher hoffen wir schon auf etwas Besseres, auch wenn man solche Leistungen auf Sand nicht überbewerten darf. Sabi Star und Primera Vista sind normale Pferde, werden solide Handicap-Pferde werden, schätze ich. Es ärgert mich, dass bei uns in Deutschland gute Leistungen vom Handicapper extrem bestraft werden. Das ist ein Fehler im System, was auch dazu führt, dass man ins Ausland ausweicht.
GaloppOnline.de: Wie geht es denn Ihrem Crack King of Sydney, den Sie mit Stephan Hoffmeister besitzen. Welche Ziele haben Sie mit ihm?
Guido Schmitt: Geplant ist sein erster Start in der Hessen-Meile, er hat gut überwintert. Wir haben im vergangenen Jahr, denkt man vor allen Dingen an Mailand, sehr viel Pech entwickelt. Er war ja Vierter auf Gruppe-I-Level, hätte durchaus Zweiter werden können bei glattem Rennverlauf. Sollte King of Sydney Trumpf bedienen, wäre unser gemeinsame Traum, mit ihm über den großen Teich zu gehen,um dort dreimal anzutreten. Aber das ist Zukunftsmusik, die erst einmal nur angedacht ist.
GaloppOnline.de: Sie haben zuletzt mehr und mehr die Anzahl Ihrer Pferde bei Mario Hofer entgegen dem allgemeinen Trend im Rennsport aufgestockt.
Guido Schmitt: Es bereitet mir einfach Riesenspaß in diesem Sport. Außerdem habe ich mit Mario ein freundschaftliches Verhältnis, einem echten Pferdemann. Generell halte ich nichts davon, wenn Besitzer die Trainer wechseln wie Ihre Unterhemden. Kontinuität ist auch für mich persönlich immer die wichtigste Grundlage bei meinem wirtschaftlichen Handeln im Beruf gewesen,das ist auch so bei meinem Engagement im Galopprennsport. Never change a winning Team. Mit dieser Prämisse bin ich immer hervorragend gefahren.
GaloppOnline.de: Ihr erstes Black Type-Pferd war Fleurie Domaine, eine Unfuwain-Stute. Was ist aus ihr geworden?
Guido Schmitt: Dirk Eisele hat sie damals nach England verkauft, wo sie Zuchtstute in Wales wurde. Allerdings war mein Googlen nach ihr nicht von Erfolg gekrönt. Produkte habe ich auch nirgendwo entdeckt.
GaloppOnline.de: Der alte, treue Kaliyan steht immer noch in Ihrem Besitz. 14 Siege und kein Ende in Sicht?
Guido Schmitt: Der ist Familienmitglied und unverkäuflich. Ein echtes Charakterpferd, das mich aufhundert Meter erkennt. Ich habe das Gefühl, dass der Bursche zehnmal intelligenter als jedes andere Pferd ist. Und weil er selbst entscheidet, wann er gewinnt, ist er ein ganz besonderes Pferd für mich und wird nach der Rennkarriere weiterhin in meinem Besitz bleiben.
GaloppOnline.de: Sie nehmen auch regen Anteil an der Situation im Rennsport in Deutschland. Wie ist Ihr momentaner Eindruck?
Guido Schmitt: Über Jahre wurden viele Fehler gemacht, der Rennsport hat sich viele Baustellen selbst geschaffen. Zuletzt konnte ich mit Herrn Woeste ein mehrstündiges strategisches Gespräch führen. Er hat mir sehr imponiert, denkt glasklar und geht mit seiner Mannschaft in die richtige Richtung. Die Verjüngung von Gremien gehört ebenso dazu wie der Kauf der RaceBets.com-Plattform. Das ist ein richtiger und sehr wichtiger Schritt, sich entsprechend aufzustellen.
Es ist sicherlich spät zu einer solchen Entwicklung gekommen, geht aus meiner Sicht aber zweifellos in die richtige strategische Richtung, langfristig ein kleines France-Galop aufzubauen, wozu auch die Sportwette gehört.
GaloppOnline.de: Sie reisen morgen nach Hong Kong und besuchen dort Ihren Freund Andreas Suborics?
Guido Schmitt: Ja, das stimmt. Ich werde ihm ein wenig über die Schultern schauen(lacht), ob beim Training oder bei den Rennen und nebenbei in den vierzehn Tagen etwas Urlaub machen.