GaloppOnline.de: Herr Hofer, Neon Light ist Winterkönigin 2009. Wann wurde Ihnen klar, dass die Stute das Potenzial besitzen könnte?
Manfred Hofer: Wer Neon Light in Düsseldorf nur zwei Wochen vor der Winterkönigin hat laufen sehen, der musste auch daran glauben, dass dieses Pferd eine Chance in der Winterkönigin hat. Ich bin ganz ehrlich. Wie sie den Berg hinauf galoppierte und sich von der Konkurrenz spielerisch und völlig überlegen löste, war schon toll. Da lief es mir kalt den Rücken runter.
GaloppOnline.de: Sie eilten damals regelrecht zum Absattelring, um die Stute in Empfang zu nehmen. Haben Sie da schon geahnt, dass Neon Light zu großen Taten fähig sein wird?
Manfred Hofer: Natürlich, sie hat ja dort schon überlegen gewonnen und eine tolle Form gezeigt. Die Winterkönigin bot sich dann natürlich an. Aber eigentlich war sie ja schon gestrichen.
GaloppOnline.de: Warum?
Manfred Hofer: Sie galt im Stall immer als veranlagtes Pferd, doch zwei Wochen nach dem Debüt auf weichem Geläuf ein Grupperennen zu bestreiten, das kann nicht jedes Pferd. Dafür brauchst du schon ein hoch veranlagtes Pferd. Trainer Wöhler hatte den ein oder anderen Zweifel, und im Prinzip war Neon Light auch schon für die Winterkönigin gestrichen. Ich lud Andreas Wöhler dann etwa eine Woche vor dem Rennen zum Essen ein, um das Thema noch einmal aufzunehmen. Und dank all meiner Überzeugungskraft kam sie doch an den Start. Das Ergebnis ist bekannt. Jozef Bojko war bereits in Düsseldorf im Sattel von Neon Light und bekam erneut den Ritt, da Tech Exceed bereits früh als Starterin feststand und daher Stalljockey Eduardo Pedroza als Reiter gesetzt war.
GaloppOnline.de: Wie geht es nun weiter mit Neon Light? Wird sie noch einmal starten oder Winterquartier beziehen?
Manfred Hofer: Sie hat in diesem Jahr genug erreicht und wird 2009 keine Rennen mehr bestreiten. Wir steuern mit ihr Richtung Klassiker 2010.
GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie das Stehvermögen? Könnte sie unter Umständen gar ein Pferd für den Henkel Preis der Diana, das Deutsche Stutenderby, sein?
Manfred Hofer: Also die geforderten 1600 Meter in den German 1.000 Guineas sind gar kein Problem, die hat sie ja am Sonntag schon bewältigt. Es könnte gar sein, dass sie auch über 2200 Meter kommt und damit eine Kandidatin für den Henkel Preis der Diana wird. Das wird man sehen, möglich ist es.
GaloppOnline.de: Andreas Wöhler hat Neon Light in Düsseldorf debütieren lassen. Auch mit den Stuten-Klassikern 2010 im Hinterkopf?
Manfred Hofer: Andreas Wöhler, mit dem ich nun schon über zehn Jahre zusammenarbeite, ist ein kluger Trainer, der sich schon etwas bei seinen Dispositionen denkt. Aber Genaues weiß ich nicht. Ein Indiz könnte es jedenfalls sein, festlegen will ich mich da aber nicht.
GaloppOnline.de: Der Stall Titan ist Besitzer. Wer verbirgt sich dahinter?
Manfred Hofer: Das ist die Familie Kusmin aus Kasachstan. Vor etwa 5 Jahren kam der Sohn von Herrn Kusmin nach Deutschland und hatte den Auftrag, einen Agenten zu finden, um im kasachischen Galopprennsport kurzfristig erfolgreich zu sein. Irgendwie kam er zu mir, und ich flog mit ihm nach England, um zwei Mutterstuten für die Familie zu kaufen. Sie wollten ein Gestüt aufbauen.
GaloppOnline.de: Das taten Sie dann auch?
Manfred Hofer: Ja, ich kaufte für die Familie zwei Pferde, die ihre Mutterstutenherde im Gestüt begründen sollten. Das waren Caerosa und Ballet Ruse in England. Mit diesen beiden Mutterstuten fing alles an. Die Kusmins betreiben in ihrer Heimat seitdem eine Zuchststätte, die kontinuierlich ausgebaut wird. Derzeit sind es fünf Mutterstuten, aber sie wollen künftig weiter investieren. Ich habe No Merci ebenfalls vor etwa zwei Jahren an die Familie Kusmin verkauft.
GaloppOnline.de: Wo kommt all das Geld her? Ein Gestüt zu betreiben ist ja nicht ganz billig.
Manfred Hofer: Die Familie ist ganz bodenständig, betreibt in der Heimat ein erfolgreiches Bau-Unternehmen und hat dort 1200 Angestellte. Sie sind total rennsportbegeistert und das wird nach dem Erfolg in der Winterkönigin sicher nicht abnehmen.
GaloppOnline.de: Lief mit dem Gestüt denn anfangs gleich alles rund?
Manfred Hofer: Nein, nein. Die hatten zunächst starke Probleme mit den Fohlen. Da bin ich kurzerhand mal nach Kasachstan geflogen und habe mir die Örtlichkeiten angesehen. Die Fohlen haben den harten Winter bei 44 Grad unter Null nicht überlebt. Aber nach der Installation einer Fußbodenheizung war die Sache geregelt und alles konnte bergauf gehen.
GaloppOnline.de: Der Erfolg von Neon Light ist auch und vor allem ein Erfolg des Turf-Agenten Manfred Hofer. Was ist Ihr Erolgsrezept?
Manfred Hofer: Ich bin kein Züchter-Papst oder so etwas. Ich habe viel Erfahrung, da ich schon als Lehrling bei Bruno Schütz im Winter die Jährlinge mit angesehen habe. Er riet mir immer, mich auf mein Gefühl und mein Auge zu verlassen. Ein Pferd muss mir gefallen vom Ausdruck und vom Exterieur. Ich kaufe auch gerne Fohlen.
GaloppOnline.de: Neben dem Stall Titan managen Sie auch das Turf Syndikat. Wie läuft es dort?
Manfred Hofer: Wir haben eigentlich jedes Jahr mindestens ein Black Type Pferd im Stall, und das geht jetzt schon viele Jahre so. Es gibt glaube ich keine Besitzergemeinschaft, die erfolgreicher ist auch über eine solch lange Zeit. Ich besitze mittlerweile viel Erfahrung und wenn es einmal letzte Zweifel gibt, kann ich das in Frage kommende Pferd auch reiten. Das ist ein Vorteil, den manche Besitzer noch immer nicht erkannt haben.
Erinnert sei hier an Derby-Sieger-Belenus, der noch immer mein absolutes Highlight im Rennsport war, die Gruppe I-Siegerin Paita, Simonas, Peace Royale oder auch Flashing Numbers. Aktuell haben wir mit Paradise Rain eine ganz tolle zweijährige Stute. Im Übrigen habe ich die meisten der Pferde mit eigenem Geld gekauft.