Mit P. Schiergen

GaloppOnline.de: In Köln gab es eine Ehrung anläßlich des 1000. Erfolges Ihrer Trainerkarriere. Was denkt Peter Schiergen in einem solchen Moment? Bespielsweise an den ersten SiegerTertullian?

Peter Schiergen: Vor allen Dingen, dass die Zeit sehr schnell verflogen ist, wenn man bedenkt, das es den Trainer Peter Schiergen bereits im elften Jahr gibt. Und dann möchte vor allen Dingen meiner Frau und Familie danken, die mich immer unterstützt. Und natürlich bei der gesamten Mannschaft, ohne die diese Erfolge nicht möglich gewesen wären.

GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die aktuelle Saison durch die eigene Brille?

Peter Schiergen: Eigentlich mit gemischten Gefühlen. Es fing wirklich gut im Jahr an und vor allen Dingen die Zweijährigen tragen ja aktuell in erheblichen Maße zum Erfolg bei, was uns sehr viel Freude bereitet. Oder denkt man auch an Quijanos Titelverteidigung in Mailand. Andererseits haben uns die Ausfälle beispielsweise von Galana mit dem Sieg vor Augen in den italienischen Oaks oder auch die erlittene Fissur einer Miss Europa kurz vor der Diana auch sehr traurig gemacht.

GaloppOnline.de: Als sie 1998/1999 begannen, war der Start, in die Fußstapfen der Rennsportikone Heinz Jentzsch zu steigen, erst einmal etwas holprig. Wie beurteilen Sie das im Nachhinein?

Peter Schiergen: Erstens einmal ist es ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man mit Größen wie Herbert Cohn und Heinz Jentzsch über viele Jahre gearbeitet hat. Die Lehrjahre in Krefeld waren unbezahlbar, ebenso die Entwicklung als Jockey bei Heinz Jentzsch. Natürlich sind das alles Eindrücke, die mich mitgeprägt haben. Aber auf der anderen Seite muss man auch seinen eigenen Stil und Weg finden, die Dinge anzupacken. Und auch das braucht seine Zeit.

Es macht uns jedenfalls in den vergangenen Jahren sehr viel Freude, genauso wie mit dem Team gerade aktuell auf einer solchen Vorzeigeanlage zu arbeiten. Einige internationale Agenten, die erstmals hier waren, haben jedenfalls ganz schöne Augen gemacht. Das ist gut für Köln und für unser gemeinsames Ziel Erfolg zu haben.

GaloppOnline.de: Das klare Bekenntnis von Rolf Leisten zu Peter Schiergen gibt dann auch sicher ein gutes Gefühl. Hatten Sie denn damals, als das Angebot von Georg Baron von Ullmann kam, Privattrainer zu werden, darüber nachgedacht, in Köln aufzuhören?

Peter Schiergen: Natürlich habe ich mich damit auseinandergesetzt. Aber letztendlich haben solche treuen Besitzer wie Fährhof, Bona oder Ittlingen z.B. dafür gesorgt, dass hier in Köln etwas gewachsen ist, das es weiter zu bringen gilt. Deshalb habe ich mich schließlich damals entschieden, in Weidenpesch zu bleiben.

GaloppOnline.de: Wie schaut die Stallzusammenstellung aktuell aus?

Peter Schiergen: Zwei Drittel der 121 Pferde, sind Stuten. Daneben haben wir 55 Zweijährige, also ein Lot mit sehr viel Perspektive.

GaloppOnline.de: Auch der Mensch Peter Schiergen, sie sind heute 44 Jahre jung, hat sich verändert. Jedenfalls scheint Ihnen der Kontakt zu den Medien, sprich Journalisten und Fotografen, heute sichtlich mehr Spaß zu machen, wie zuletzt beim Presseempfang vor dem Preis des Winterfavoriten, als früher.

Peter Schiergen: Das müssen andere Leute beurteilen. Aber sich der Presse zu stellen, damit über den Rennsport berichtet wird, ist in jedem Fall wichtig, um den Sport nach vorne zu bringen.

GaloppOnline.de: Gab es denn im Leben von Peter Schiergen auch einmal einen anderen Berufswunsch?

Peter Schiergen: Eigentlich wollte ich nach der Lehre Spring-bzw. Turnierreiter werden, so wie mein Bruder Heiner.

GaloppOnline.de: Fuchst es Sie persönlich heute noch, dass Sie das Derby als Reiter nicht gewinnen konnten. Als Trainer haben Sie mittlerweile drei Championate geholt und mit Boreal, Schiaparelli un Kamsin bereits ebensoviele Treffer im Blauen Band landen können.

Peter Schiergen: Nein,das war gestern, und ist überhaupt kein Thema mehr. Na, ich hoffe, da kommen noch einige Siege dazu (lacht).

GaloppOnline.de: Waren Sie nach dem Winterfavoriten über das Laufen von Nightdance Paolo enttäuscht?

Peter Schiergen: Nein, der Hengst ist gelaufen wie ein Steher, wobei er noch Boden in der Zielgeraden hat gutmachen können. Bei einwandfreiem Rennverlauf wären wir in jedem Fall noch dichter beim Ende gewesen. Davon bin ich überzeugt.

GaloppOnline.de: Was schätzen Sie an Ihrem Stalljockey Andrasch Starke besonders?

Peter Schiergen: Ein absoluter Top-Profi, der immer eine erstklassige Übersicht im Rennen und eine gute Lage hat.

GaloppOnline.de: Wenn Sie sich heute festlegen müssten, wen würden Sie für das Derby 2010 heute nennen?

Peter Schiergen: Das ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, aber aus heutiger Sicht wären in punkto Talent und Galoppiervermögen u.a. der Ittlinger Lyssio zu nennen, ein Motivator-Sohn oder auch Seventh Sky, der von Kings Best stammt und als Samum-Bruder bereits jetzt einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Auch der Fährhofer Cabimas stammt von Kings Best ab, da ist schon sehr gute Zukunftsmusik vorhanden. Daneben gibt es aber noch zahlreiche dunkle Pferde, die ebenfalls Hoffnungen für die Zukunft sein könnten.

GaloppOnline.de: Sie gehen mit drei Top-Chancen in die diesjährige Winterkönigin. Kommt die Siegerin aus Ihrem Quartier?

Peter Schiergen: Wäre schön, wenn es so wäre. Andrasch Starke hat sich für die Wittekindshoferin Elle Shadow entschieden. Sie hat schon sehr imponierend bei ihrem Erstauftritt gewonnen. Aber auch die anderen beiden Stuten sind nicht zu unterschätzen. So auch Top Act, die nach dem Düsseldorfer Eindruck der Stallgefährtin in nichts nachsteht, ist sicherlich einen Hinweis wert. Und nicht zu vergessen die Fährhoferin Nianga, die gleichwohl in Hannover hat überzeugen können.

GaloppOnline.de: Sie haben immer noch das alte Kampfgewicht, mit dem sie als Jockey aktiv waren, bzw. den Europarekord von Sir Gorden Richards aus dem Jahr 1947 mit 273 Siegen 1995 übertrafen. Da wäre doch der ein oder andere Ritt noch möglich. Kitzelt das nicht hier und da noch mal bei Peter Schiergen?

Peter Schiergen: Meine Jungs fänden das bestimmt Klasse, aber das überlass ich den anderen. Um ehrlich zu sein, die Zeit ist endgültig vorbei.

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