Mit Gregor Baum

GaloppOnline.de: Seit Ihrer Amtsübernahme hat sich in Hannover einiges getan. Die Zuschauerzahlen gingen stetig nach oben und auch die Umsatzentwicklung konnte sich sehen lassen. Dennoch konnte man sich im letzten Jahr dem Trend sinkenden Wettaufkommens nicht entziehen und musste einen Rückgang von 14 Prozent je Rennen hinnehmen. Wie fällt ihr Resümee der letzten Saison aus?

Gregor Baum: Die letztjährige Rennsaison konnte man als Höhepunkt unserer Amtszeit sehen: Sowohl bei der Anzahl der Renntage, bei den ausgeschütteten Rennpreisen, bei den gestarteten Pferden und auch bei den Besucherzahlen konnten wir ein Rekordergebnis erzielen. Stimmungsvolle Renntage mit hochklassigem Sport (2 Gruppe-Rennen) haben dazu beigetragen. Hier wurde von unserem gesamten Team viel geleistet.

Die einzige Sparte, bei der wir keine Steigerung erzielen konnten war leider der Wettumsatz, hier waren wir aufgrund von den schlechten Außenumsätzen leider nicht in der Lage auch in dieser Sparte einen Rekordergebnis zu erzielen.

GaloppOnline.de: Auf der HRV-Mitgliederversammlung sprachen sie hinsichtlich der Wirtschaftskrise von „keinem leichten Jahr“ was das Rennjahr 2009 auf der Neuen Bult angeht. Mit was für einem Gefühl gehen Sie in die neue Saison?

Gregor Baum: Mit gemischten Gefühlen, weil wir uns zum einen natürlich auf die geplanten neun Renntage freuen, zum anderen aber auch eine große Anzahl von Sponsoren sich zumindest in diesem Jahr sehr zurückhaltend zeigen.

Die Sponsoren des Hannoverschen Rennvereins e.V. haben sich in den letzten Jahren hauptsächlich aus mittelständischen Unternehmen, Banken und Autohäusern zusammengesetzt. Gerade diese Bereiche zeigen sich aufgrund der Finanzkrise sehr zurückhaltend, selbst die noch gesunden Unternehmen scheuen sich aufgrund einer „political-correctness“ vor der Ausrichtung von VIP-Veranstaltungen. Mich stimmt allerdings für die Zukunft sehr optimistisch, dass alle Unternehmenspartner des Hannoverschen Rennverein e.V. mit ihren Veranstaltungen sehr zufrieden waren und keiner sein Engagement für endgültig beendet erklärt hat. Sobald sich die wirtschaftliche Situation verbessert, stehen unsere Sponsoren sicherlich wieder zur Verfügung.

GaloppOnline.de: Das bisherige Highlight im Jahreskalender, die zur Gruppe II zählende Meilen-Trophy, wird in diesem Jahr in Düsseldorf zur Austragung kommen. Auch ein Renntag wurde gestrichen. Was waren die Gründe für diese Maßnahmen?

Gregor Baum: Auch dieser Sponsor des Gruppe-Rennen hat für dieses Jahr abgesagt. Für uns ist es wichtig, dass wir den Standard unserer Veranstaltungen auf dem Niveau der Vorjahre halten und die Neue Bult sich weiterhin als eine der führenden gesellschaftlichen und familienfreundlichen Freizeitveranstaltungen der Region etabliert. Aus diesem Grunde haben wir uns dazu entschieden, die vorhandenen Mittel in die neun geplanten Rennveranstaltungen zu investieren, um bei diesen unseren Standard halten zu können. Ich bin aber optimistisch und es wird unser langfristiges Ziel sein, dass weiterhin in Hannover Gruppe-Rennen veranstaltet werden.

GaloppOnline.de: Wie sieht das sportliche Jahresprogramm aus?

Gregor Baum: Wir werden weiterhin als Basis-Rennbahn trotzdem 9 internationale Listed-Rennen ausrichten. Bis auf den After-Work-Renntag wird also an jedem Renntag – auch an dem Samstag-Renntag – mindestens ein Listed-Rennen veranstaltet.

GaloppOnline.de: Was für Neuerungen gibt es auf der Neuen Bult?

Gregor Baum: Die Galopprennbahn Neue Bult ist eine sehr weitläufige Rennbahn, bei der aufgrund der zu geringen Investitionen in den letzten Jahrzehnten immer einiges zu tun ist. Die Rennbahn wird sich Ostermontag wieder herausgeputzt vorstellen, die Malerarbeiten sind in vollem Gange. Wir sind stolz darauf, ein gewisses Niveau als Standard eingeführt zu haben und wollen dies auch in den nächsten Jahren halten. Als gastronomisches Highlight wird dieses Jahr zusätzlich ein Zelt der Firma GOSCH mit ihren typischen Sylter Fischspezialitäten die die Bandbreite des kulinarischen Angebotes erweitern.

GaloppOnline.de: Hannover erfreut sich als Trainingszentrale einer immer größeren Beliebtheit. Das Boxenkontingent ist komplett ausgelastet. Es gibt sogar Trainer mit Wartelisten. Wie kommt es, dass die Neue Bult nicht nur bei den Zuschauern, sondern zunehmend auch bei den Besitzern „in“ ist?

Gregor Baum: Zunächst kann man feststellen, dass wir sehr gute und erfolgreiche Trainer auf der Galopprennbahn Neue Bult haben. Nach Aussage dieser Trainer ist durch unsere Investitionen in den vergangenen Jahren die Qualität der Trainingsanlagen deutlich gestiegen. Wir haben in diese Facilitäten sehr viel investiert und werden uns weiterhin bemühen, auch diesen Standard auf einem hohen Niveau zu halten.

GaloppOnline.de: Was sind ihre Ziele für das Jahr 2009?

Gregor Baum: Zunächst benötigen wir für den Hannoverschen Rennverein e.V. noch einige Unternehmenspartnerschaften, um die Saison 2009 mit einem halbwegs blauen Auge abzuschließen. Dafür werden wir in den nächsten Tagen und Wochen noch sehr hart arbeiten müssen. Sicherlich müssen wir den gesamtdeutschen Rennsport endlich auf eine gesündere Basis stellen.

Die notwendige Strukturreform muss man durch viel Eigeninitiative und Eigeninvest aus dem Rennsport heraus umgesetzt werden. Wenn es uns gelingt, alle großen und kleinen Besitzer mitzunehmen – die Versammlung der Besitzervereinigung in Bremen hat mich da sehr optimistisch gestimmt – werden wir gemeinsam die Situation des Rennsports und damit auch der Rennvereine deutlich verbessern.

GaloppOnline.de: Ihre Unternehmensgruppe verlangt ein starkes persönliches Engagement, gleichzeitig sind sie Rennvereinspräsident und Mit-Architekt der Strukturreform im deutschen Galopprennsport sowie Gesellschafter und Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten Hannover 96. Trotz ihrem großen Einsatz befinden sich die sportlichen Felder derzeit in einem eher unruhigen Umfeld, das auch Rückwärtsbewegungen mit sich bringt, die sich nur schwer beeinflussen lassen. Ist so etwas nicht manchmal zum verzweifeln?

Gregor Baum: Ja, das stimmt. Manchmal möchte man wirklich verzweifeln und alles hinschmeißen. Die Finanzkrise hat uns sowohl im gesamtdeutschen Rennsport als auch beim Hannoverschen Rennverein e.V. hart getroffen. Ich liebe den Galopprennsport, vor allen Dingen auch die Pferdezucht, ich werde alles dafür tun, dass dieser auch weiterhin in Deutschland in hoher Qualität stattfindet. Probleme sind dazu da gelöst zu werden und ich werde mich weiterhin im Galopprennsport engagieren.

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