Mit H. von Finck

GaloppOnline.de:Wie fällt für Sie das Saison-Fazit 2008 aus?

Helmut von Finck: Nach den tollen Jahren mit Soldier Hollow und seinen sensationellen Erfolgen war die Gefahr natürlich da, dass wir erst einmal in ein Loch fallen. Das ist durch die guten Leistungen der Pferde aus der eigenen Zucht glücklicherweise nicht passiert und ich bin mit der Saison sehr zufrieden.

GaloppOnline.de: Sie besitzen mit Precious Boy Deutschlands besten Meiler. Wie geht es mit dem Hengst weiter?

Helmut von Finck: Bei einem Pferd wie Precious Boy muss man die Route genau besprechen. Ich werde mich dazu in den nächsten Wochen mit dem Trainer zusammensetzen und einen genauen Plan machen. Bei einem Pferd dieser Qualität muss das Management stimmen. Ich hoffe, dass unserem Team das gelingen wird. Das Hauptziel könnte ein Gruppe I-Rennen in England oder Frankreich sein.

GaloppOnline.de: Stimmt es, dass Sheikh Mohammed mit seiner Godolphin-Operation an dem Pferd interessiert war?

Helmut von Finck: Ja, das ist richtig. Precious Boy hatte aber ein kurzfristiges kleines Problem, was genau bei der Ankaufsuntersuchung auftrat. Dadurch kam der Verkauf nicht zu Stande. Dass Precious Boy nun nicht in Dubai antreten muss, ist für die restliche Saison aber sicher kein Nachteil. Ein Verkauf des Pferdes wäre aus wirtschaftlicher Sich natürlich lukrativ gewesen. Aber das ist ja nicht aus der Welt. Wenn er an seine Formen anknüpft, ist er sicher auch weiterhin für den internationalen Markt interessant. Zudem ist er ein toller Deckhengst-Prospect für das Jahr 2010.

GaloppOnline.de: Mit Prema hat auch Precious Boys jüngere Schwester Können bewiesen. Welche Rennen peilt man mit ihr an?

Helmut von Finck: Bei einer Stute, die Zweite in der Winterkönigin war, wäre der große Black Type, also ein Sieg in einem Stakes-Rennen, natürlich eine tolle Sache. Die 1000 Guineas in Düsseldorf könnten ein Ziel sein. Es wäre natürlich schön, wenn sie wie ihr Bruder Precious Boy in einem klassischen Rennen vorne mitmischen könnte.

GaloppOnline.de: Gibt es noch weitere, im nächsten Jahr dreijährige, Hoffnungsträger in Ihren Farben?

Helmut von Finck: Über Pferde, die noch nicht gelaufen sind, ist es immer schwer, etwas zu sagen. Nach Trainingseindrücken gibt es sicher Hoffnungsträger. Aber letztendlich lässt sich so etwas immer erst nach den ersten Rennen genau sehen. Daher möchte ich ungern Namen nennen.

GaloppOnline.de: Welches Rennen ohne eines Ihrer Pferde hat Jahr 2008 am meisten Eindruck auf Sie gemacht?

Helmut von Finck: Es gab viele Pferde, die in dieser Saison tolle Leistungen gebracht haben. Besonders imponierend fand ich den Sieg von Liang Kay im Fürstenberg-Rennen in Baden-Baden. Wenn ein Pferd so überlegen ein Grupperennen gewinnt, ist das schon toll. Ich habe das Pferd natürlich besonders verfolgt, da wir mit Precious Boy oft auf ihn getroffen sind.

GaloppOnline.de: In diesem Jahr hatte Soldier Hollow seine erste Saison im Gestüt. Wie waren Sie mit der Resonanz zufrieden?

Helmut von Finck: Es war sehr erfreulich, wie die deutschen Züchter auf das Pferd reagiert haben. Wir haben nicht damit gerechnet, dass sich Soldier Hollow einer so großen Beliebtheit erfreut. Seine erste Liste war bereits am Ende des letzten Jahres voll. Er hat eine gute Liste gedeckt und hat somit mit eine hervorragende Chance, das zu vererben, womit er uns auf der Rennbahn fasziniert hat. Ich möchte mich auf diesem Weg auch bei allen Züchtern bedanken, die sich für Soldier Hollow entschieden haben.

GaloppOnline.de: Blicken Sie mit Vorfreude auf die ersten Fohlen von Soldier Hollow im kommenden Frühjahr?

Helmut von Finck: Soldier Hollow war ein phänomenaler Kämpfer und ein toller Typ als Pferd. Er hat ein Riesen-Herz gehabt, hatte Klasse und hat ein gutes Pedigree. Er ist zudem ein kompakter Hengst, der schon in kurzer Zeit im Gestüt toll ausgelegt hat. Wenn sich in seinen Fohlen nur einige seiner Eigenschaften widerspiegeln, darf man auf seine Karriere als Deckhengst sehr gespannt sein.

GaloppOnline.de: Aus welchen Stuten erwarten Sie Fohlen von Soldier Hollow und welche Stuten werden Sie im kommenden Jahr nach Röttgen schicken?

Helmut von Finck: Die Top-Stute, die von Soldier Hollow tragend ist, ist natürlich die klassische Siegerin Flamingo Road, die auch im kommenden Jahr wieder nach Röttgen reisen wird. Insgesamt werde ich in 2009 sieben Stuten zu dem Hengst schicken. Neben Flamingo Road werde ich unter anderem die Black Type-Stuten Karena, Mystic Lioness und Red Pearl von ihm decken lassen.

GaloppOnline.de: Sie haben vor einigen Jahren angekündigt, Park Wiedingen zum Teil in ein Verkaufsgestüt umzuwandeln und haben seitdem zahlreiche Top-Pferde in Baden-Baden angeboten. Wie fällt ihre Resonanz auf die neue Strategie nun aus?

Helmut von Finck: Trotz der guten Erfolge unserer Angebote aus den letzten Jahren haben wir in Baden-Baden leider einige vielversprechende Pferde nicht verkauft. Da wir die Pferde natürlich nicht zu jedem Preis abgeben, ist unsere Strategie dann, diese zunächst selbst im Rennstall aufzubauen. Precious Boy, Prema oder Namibia sind die besten Beispiele dafür, dass diese Strategie stimmt. Dass eine in Baden-Baden unverkaufte Namibia jetzt für 210.000 Pfund verkauft worden ist, beweist, dass man die Pferde nicht unbedingt als Jährling verkaufen muss. In Zukunft werden wir aber unseren gesamten Jahrgang nach Baden-Baden schicken. Es gab immer wieder Gerüchte, dass man die besten Pferde erst gar nicht schickt und selbst behalten will. Precious Boy ist ja aber das beste Beispiel, dass dem nicht so ist.

GaloppOnline.de: Wie würden Sie die Lage im deutschen Rennsport aktuell bezeichnen?

Helmut von Finck: Es gibt im Rennsport nach wie vor zu viele Eitelkeiten. Die Verantwortlichen waren bis jetzt leider nicht erfolgreich. Ich finde es dramatisch, dass man seit Jahren nicht in der Lage ist, etwas Gutes auf die Beine zu stellen. Mein Gefühl sagt mir aber, dass noch nicht alles verloren ist. Mein Respekt vor Menschen wie Georg Baron von Ullmann oder Andreas Jacobs und ihren Möglichkeiten ist nach wie vor groß. Ich glaube, dass beide ein optimales Konzept erarbeiten und dann auch wirklich umsetzen könnten. Wenn es in Deutschland nicht bald besser wird, macht es keinen Sinn mehr, einen Rennstall oder ein Gestüt weiter zu betreiben.

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