Mit Simon Springer

GaloppOnline.de: Waren am vergangenen Wochenende in Ihren Geschäften Bilder von den deutschen Rennen zu sehen?

Simon Springer: Wir haben in den meisten unserer Wettannahmen zum 31.10.2008 die Bildübertragungen der deutschen Galopprennen gekündigt, daher bieten wir momentan nur noch Galopperbilder in den Geschäften auf der Rennbahn Köln und Riem und in einer Münchener Filiale an.

GaloppOnline.de: Was war der genaue Grund dafür, dass es bei Ihnen in der Vorwoche keine Bilder gab? Andere Buchmacher haben die Rennen ja noch übertragen.

Bis zu einer Neuregelung der Bildverträge wurden Anfang 2008 die letztjährigen Verträge interimsmäßig verlängert; bei Gesprächen zwischen dem DVR und den Buchmacherverbänden im September wurde avisiert, dass es unterschriftsreife neue Verträge noch im Oktober geben werde. Die Interimsregelung besteht nach wie vor, die Kündigung erfolgte unsererseits – nach unserem Wissen hat kein anderer Buchmacher bislang die Bilder gekündigt. Es handelt sich auch nicht um eine Verbandsabsprache, sondern um eine firmeninterne Maßnahme, mit der wir auf die für die Buchmacher höchst unbefriedigende Entwicklung bzw. fehlende Entwicklung im deutschen Rennsport durch ein deutliches Zeichen hinweisen wollten.

Wenn die Termine zur Vorlage der neuen Verträge rechtzeitig vorgelegen hätten, hätte es nicht zu einer Unterbrechung der Bildübertragungen kommen müssen – durch die zeitliche Abfolge sind wir jetzt in der (unglücklichen) Lage, die Auswirkungen der fehlenden Bilder auf das Kundenverhalten testen zu können.

GaloppOnline.de: Wenn Sie keine deutschen Bilder anbieten, machen Sie an solchen Tagen keinen Verlust, weil Kunden wegbleiben?

Die Bildübertragungen der angebotenen Rennveranstaltungen sind mittlerweile ein selbstverständlicher und essentieller Bestandteil des Buchmacherangebots. Die Kunden sind es gewohnt und erwarten, zu allen angebotenen Rennveranstaltungen auch Bildübertragungen in der Wettannahme zu sehen.

Wenn Teile der Veranstaltungen, z.B. die deutschen Galopprennen, nicht übertragen werden, wirkt sich das (insbesondere in den „galopperlastigen“ Filialen) definitiv nachteilig auf die Besucherzahlen und Umsätze der Wettannahme aus. Da die meisten Kunden gerne unterschiedliche Rennveranstaltungen bewetten, verringern sich nicht nur die Umsätze auf die deutschen Galopprennen, sondern auch der Umsatz allgemein, da etliche Kunden in andere Wettannahmestellen abwandern. Die Auswirkungen sind jedoch regional und von Filiale zu Filiale sehr unterschiedlich.

GaloppOnline.de: Wie groß ist überhaupt der Anteil von deutschen Rennen an ihrem Umsatz, verglichen mit englischen und französischen Rennen?

Der Anteil von deutschen Galopprennen am Gesamtumsatz im Oktober betrug in unseren Wettannahmen gut 19 Prozent. In den Wintermonaten wird der Anteil veranstaltungsbedingt noch weiter abnehmen. Das Interesse an den deutschen Rennen besteht nach wie vor, durch die Abwanderung von deutschen Pferden zu attraktiveren Veranstaltungen im Ausland wird jedoch die Akzeptanz und das Interesse der Kunden an den ausländischen Veranstaltungen immer stärker.

Durch die hohe Qualität der Rennen und Bildübertragungen, die großen Starterfelder und die hervorragende Präsentation insbesondere der französischen Rennen, sind viele Kunden mittlerweile nicht mehr in erster Linie an den deutschen Rennveranstaltungen interessiert.

GaloppOnline.de: Wie sehen es die deutschen Buchmacher, dass das Direktorium mit einem Buchmacher aus Neuseeland zusammenarbeitet?

Die Strukturreform des deutschen Rennsports ist vielbesprochen und sicherlich dringend notwendig, aber seit eineinhalb Jahren in keiner Weise auch nur begonnen. Ausländische Investoren (gleich aus welcher Branche), mit entsprechender Finanzstärke und Knowhow wären sicherlich ein Schritt in Richtung Neuanfang, denn es steht zu befürchten, dass bloße Reformen von bestehenden Strukturen dem Rennsport nicht mittel- oder langfristig helfen werden, sondern einschneidende Änderungen erfolgen müssen, die entsprechende Finanzkraft erfordern.

Prinzipiell ist es für die deutschen Buchmacher natürlich nicht erfreulich, wenn eine Kooperation mit ausländischen Konkurrenten eingegangen wird, statt eine Kooperation im Inland zu suchen.

Vollkommen unverständlich wird das Modell, wenn die Einnahmen des Rennsports durch die deutschen Buchmacher aus zB. Bildpreisen die „Investitionen“ des neuen Partners um ein Vielfaches übersteigen. Das Geschäftsmodell, dass die deutschen Buchmacher weiterhin alle Kosten für die Bilder finanzieren, ohne eine Beteiligung oder ein Mitspracherecht zu haben und ein ausländischer Konkurrent für eine weitaus geringere Summe von den Vorleistungen und Garantien profitiert ist aus unserer Sicht sicher weit entfernt von einer Ideallösung.

GaloppOnline.de: Können Sie etwas über das Modell der Zusammenarbeit sagen, dass den Buchmachern vom Direktorium vorgelegt wurde?

Über das Modell sind wir nicht en detail in Kenntnis gesetzt worden; man hört, dass die Summe, die dem Galopprennsport zur Verfügung gestellt wird, nur ein Bruchteil der Einnahmen beträgt, die durch die deutschen Buchmacher in den Rennsport fließen (durch Bildübertragungen, Sponsoring etc.), dass ein Teil der Gesamtsumme bereits verwendet wäre und der Hauptteil der Summe dann eingesetzt werden soll, wenn die Situation des Wettmarktes in Deutschland sich zu Gunsten der Sportwette geklärt hat, um die Pferdewettannahmen in einem Gesamtkonzept zu neuer Blüte zu bringen. Vielleicht wissen Sie Näheres?

GaloppOnline.de: Ist es richtig, dass die Internetbilder nun das 20fache des ursprünglichen Preises kosten sollen? Würden sich bei einem solchen Preis überhaupt der Erwerb und die Verwertung der Bilder für Sie rechnen?

Es gibt ein neues Angebot für die Internetbilder, das in der Tat ganz erheblich teurer ist als das bisherige Angebot. Die Preisgestaltung ist für unsere Webseite nicht vertretbar, da die sehr hohen Bildpreise an den Umsatz von Rennvereinswetten gekoppelt sind und die Gesamtumsätze auf unserer Webseite (Buchmacher und Rennverein) auf deutsche Galopprennen nicht hoch genug sind, um die Bildpreise auf ein rentables Niveau zu drücken. Zudem ist das Geschäft im Internet nicht mit den Shops zu vergleichen, sowohl was die Umsätze, das Wettverhalten und das allgemeine Kundenverhalten angeht.

Aktuell fand in Dresden die Buchmachertagung statt. Ist dort bereits eine Entscheidung gefallen, wie man sich gegenüber dem Direktorium verhält, bzw. ob man das Angebot des Dachverbandes annimmt? Oder ist eine Tendenz erkennbar?

Das Ergebnis der DBV Sitzung im einzelnen ist mir nicht bekannt, die Sitzung der IfeB wird erst nächste Woche stattfinden – nach den beiden Sitzungen wird sich zeigen, ob die notwendige Anzahl von Shops Interesse an den neuen Verträgen zu den neuen Konditionen hat. Die ersten Gespräche haben ergeben, dass es schwierig werden dürfte, die kalkulierte Anzahl von Geschäften zu erreichen (dabei waren die Springer Shops schon im Vorfeld aus der Kalkulation herausgenommen worden), auch über die Ausformulierung des Vertrages ist noch nicht im einzelnen gesprochen worden – ich gehe davon aus, dass Nachbesserungen gemacht werden.

GaloppOnline.de: Sie betreiben auch Annahmestellen für Sportwetten, mit denen deutlich mehr Geld verdient wird als mit Pferdewetten. Kann es sein, dass Sie sich irgendwann ganz aus dem Pferderennsport zurückziehen, wenn die Rechtslage in Sachen Sportwetten sicherer ist?

Unabhängig von der momentanen Rechtslage ist es an sich selbstverständlich, dass der Beruf des Buchmachers Wetten auf alle Arten von sportlichen Veranstaltungen umfasst, da es nur sehr wenig „Pferderennsportspezifisches“ im Rahmen der Ausübung des Berufes gibt und eine Trennung (unabhängig von einer rechtlichen Qualifizierung) nicht sachgerecht ist. Daher gäbe es keinen Grund, sich auf Sport- oder Pferdewetten zu beschränken, und mein persönliches Faible ist nach wie vor der Pferderennsport.

Sicherlich ist es aber so, dass jedes angebotene Produkt für sich genommen rentabel sein und bleiben muss: wenn also die Kosten für die Pferdewette z.B. durch teure Bildübertragungen bei immer schlechterer Qualität der Veranstaltungen und damit sinkenden Umsätzen nicht mehr rentabel sind, kann es durchaus sein, dass man langfristig auch auf Traditionsprodukte verzichten muss.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtiger denn je, die deutschen Pferderennen attraktiv und populär zu machen, denn die Strukturreform des deutschen Galoppsportes soll ja wohl nicht als Strukturreform des eventuell kommenden
Sportwettannahmestellennetzes mit Rennvereinsbeteiligung und Pferderennen als Nebenprodukt zu verstehen sein, sondern als echter Aufschwung des deutschen Galopprennsports?

GaloppOnline.de: Ist es richtig, dass Ihre Filiale auf der Kölner Rennbahn zum Jahresende aufgelöst wird? Werden Sie sie an einem anderen Ort in Köln wieder aufmachen?

Zu unserem größten Bedauern wurde die langjährige Zusammenarbeit mit dem Kölner Renn-Verein von Seiten des Galopprennsports gekündigt, da die Wettannahme auf der Rennbahn in Zukunft von dem neuen ausländischen Partner des deutschen Galopprennsports betrieben werden wird.

Die Traditionswettannahme Springer auf der Kölner Rennbahn muss leider Ende des Jahres umziehen – es wird selbstverständlich eine neue Wettannahmestelle in Köln geben, und wir hoffen, dass wir unsere Kunden auch für unsere neue Wettannahmestelle begeistern können und sie sich in neuem Ambiente mit dem gewohnten Angebot und Service ebenfalls wohlfühlen werden – auch wenn wir unseren Kunden leider nicht mehr die besondere Rennbahnatmosphäre bieten können.

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