GaloppOnline.de: Sieg mit Antara im Münchener Hauptereignis, einen Tag später Sieg mit Magic Eye im Kölner Hauptrennen. Hatten Sie schon einmal ein derartiges Wochenende in Ihrer Karriere?
Alexander Pietsch: Nein, ich kann mich nicht erinnern, an zwei aufeinander folgenden Tagen die Hauptereignisse gewonnen zu haben. Aber alles geschieht zum ersten Mal. Es hat jedenfalls Spaß gemacht.
GaloppOnline.de: Sowohl Antara als auch Magic Eye galten als Favoritin bzw. Mitfavoritin. Auch in Ihrer Einschätzung?
Alexander Pietsch: Ja, das war das Schöne daran, dass ich vorher wusste, ich gewinne, wenn in beiden Fällen der Rennverlauf so ausfällt wie ich ihn mir in der Theorie vorgestellt hatte.
GaloppOnline.de: War es kein Wagnis, die zweijährige Antara nur sechs Tage nach ihrem Maidensieg in einer derartigen Prüfung wie in München wieder aufzubieten?
Alexander Pietsch: Ein Risiko, dass das Vorhaben schief geht, besteht immer. Aber Trainer Roland Dzubasz hatte stets eine hohe Meinung von der Stute, hat sie auch ganz vorsichtig aufgebaut. Wer gesehen hat, wie leicht und ohne große Anstrengung Antara in Hoppegarten ihr Debütrennen gewann, der konnte zumindest vermuten, dass da noch eine Menge Potenzial vorhanden ist. Diesen Eindruck hat sie dann ja auch in Riem bestätigt.
GaloppOnline.de: Eine solche Entscheidung ist doch eher die Ausnahme bei einem Trainer wie Roland Dzubasz, oder?
Alexander Pietsch: Ja, natürlich. Antara hat in Riem das gezeigt, was wir ihr zugetraut hatten und in spielerischer Manier die Konkurrenz hinter sich gelassen. Das Konzept ist in jedem Fall voll aufgegangen.
GaloppOnline.de: Der Trainer und Sie verstehen sich seit Jahren blendend. Woher rührt das gute Verhältnis?
Alexander Pietsch: Das weiß ich manchmal selber nicht. Es stimmt einfach die Chemie zwischen uns. Der Trainer mag wohl meine Reitweise und lässt mir Freiheiten im Rennen. Und wenn es einmal Mist geritten habe, räumt er mir immer die Chance zur Wiedergutmachung ein. Das ist Vertrauen, das ich immer einzulösen versuche, zudem fühle ich mich auf seinen Pferden immer wohl.
GaloppOnline.de: Eine, mit der Sie sich auch blendend verstehen, ist Magic Eye. Wie charakterisieren Sie die Stute?
Alexander Pietsch: Ein gutes Pferd, mit dem Trainer Andreas Löwe spät begonnen hat. Sie hat so ihre Eigenheiten, weshalb wir auch z. B. zuletzt auch zweimal in Folge die äußere Spur gewählt hatten. Sie neigt dazu, besonders fleißig zu sein. An ihr werden Besitzer und Trainer noch viel Freude haben.
GaloppOnline.de: Wenn wir einen Blick ins Jahr 2009 wagen. Wo könnte die Stute dann antreten?
Alexander Pietsch: Ich sehe eine gute Zukunft für Magic Eye. Eine Stute, die innerhalb von zwei Wochen zwei Listen-Rennen gewinnt, hat auf jeden Fall ausgezeichnetes Potenzial. Und wenn sie später einmal mehr Erfahrung und mehr Ruhe hat, somit mehr im Feld mitgehen, nicht mehr nur vorne gehen kann und nicht zu fleißig zu falschen Zeitpunkt ist, dann darf man einiges von ihr erwarten.
GaloppOnline.de: Ist sie auf der Meile am besten aufgehoben?
Alexander Pietsch: Das ist schwer zu sagen, daher bin ich lieber ganz vorsichtig und überlasse die Beantwortung dieser Frage dem Trainer. Er muss letztendlich entscheiden und wird sich schon seine Gedanken machen.
GaloppOnline.de: Was ist Ihrer Ansicht nach im nächsten Jahr für Antara möglich?
Alexander Pietsch: Ich denke, dass sie in Listen-Rennen für die Stuten eingesetzt wird, das Potenzial für derartige Aufgaben besitzt sie nämlich. Vielleicht schnappt sie sich auch so ein Rennen. Sie ist unkompliziert, wie man in Riem sehen konnte, als sie im Vordertreffen ging. Dabei hatte ich mir vorher noch Sorgen mit der Taktik gemacht, doch aus der Innenbox war sie früh dabei, hat sich unterwegs beruhigt und gab mir bereits im letzten Bogen das Gefühl, dass wir dieses Rennen gewinnen werden.
GaloppOnline.de: Seit der Rückkehr läuft es für Sie ausgezeichnet. Warum ist für den Recke-Stall ist nur ein Treffer herausgesprungen?
Alexander Pietsch: Es hat bei den Dispositionen nicht immer gepasst. Mehrfach habe ich auch den Trainer gebeten, mich z. B. für Hoppegarten oder andere Bahnen im Osten freizugeben, weil mich dort eine volle Karte hatte, was er dann auch getan hat. Dafür bin ich ihm dankbar. An unserem gemeinsamen Ziel, das Championat bei den Trainern zu verteidigen, sind wir keinen Deut abgerückt. In der Flach-Wertung sind wir ja noch immer einige Punkte vorne, im Hindernissport brauchen wir noch einen Treffer, um Gleichstand zu erzielen. Es gibt also noch genügend zu tun.
GaloppOnline.de: Rechnet man jetzt einmal hoch, so hat doch die dreimonatige Pause einen Platz unter den ersten fünf in der Jockey-Statistik gekostet?
Alexander Pietsch: Natürlich, man würde lügen, würde man etwas anderes sagen. Das Jahr hatte ausgezeichnet begonnen und ich lag in der vorderen Gruppe bei den Reitern. Nach der Sperre habe ich nicht damit gerechnet, so schnell Anschluss finden zu können. Umso schöner, dass es so gekommen ist.
GaloppOnline.de: War das eine ausschließlich schwere Zeit, oder hatte sie auch etwas Positives?
Alexander Pietsch: Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und die Pause war gut für den Körper, der nicht ganz so gefordert wurde wie sonst. Das war das Positive. Ansonsten habe ich mir natürlich selbst geschadet.
GaloppOnline.de: Wer hat in jener Zeit immer zu Ihnen gehalten?
Alexander Pietsch: In erster Linie nenne ich den Trainer, was ich ihm stets hoch anrechne. Ansonsten erhielt ich Unterstützung von guten Freuden. Das war so eine Situation, wo man die wahren Freunde, aber auch die Schulterklopfer erkennt.
GaloppOnline.de: Ist mit dem gelungenen Comeback eigentlich das Interesse anderer Ställe an Ihrer Person gestiegen?
Alexander Pietsch: Das ist eine Entwicklung, die bei jedem Jockey, der Erfolg hat, zu sehen ist. Tatsache ist nun einmal, dass man leichter an Ritte kommt, wenn der Erfolg momentan da ist. Das geht anderen Kollegen aber genauso, ist nichts Besonderes.
GaloppOnline.de: Werden Sie weiter am Recke-Stall tätig sein?
Alexander Pietsch: Natürlich habe ich in jüngster Vergangenheit einige Angebote erhalten, über die Gedanken zu machen sich lohnt. Andererseits fühle ich mich in Köln und Weilerswist äußerst wohl. Ich will auch beim Trainer bleiben. Doch wichtig ist eine klare Regelung, wir sind noch in den Verhandlungen. Der Trainer ist ein sehr ehrgeiziger Mann, für den auch 2009 das Championat das vorrangige Ziel darstellt, womit wir ein gemeinsames Ziel verfolgen.
GaloppOnline.de: In Gruppe-Rennen waren Sie lediglich zweimal mit White Lightning vertreten. Eigentlich doch recht wenig, oder? Was sagen Sie zu dem Pferd?
Alexander Pietsch: Darauf antworte ich mit meinem Lieblingsspruch. Man kann Gruppe-Rennen nur gewinnen, wenn man reiten kann. Vielleicht wird es ja einmal anders. Mit White Lightning ist ja schon einmal ein Anfang gemacht worden. Respekt für den Trainer, dass er immer an White Lightning geglaubt und ihn wieder in eine derartige Form gebracht hat. Ein gutes Beispiel dafür, dass Geduld und Warten können sich doch auszahlen.
GaloppOnline.de: Besteht eine Chance, Sie in den restlichen Gruppe-Rennen im Sattel zu sehen?
Alexander Pietsch: Offenbar waren Besitzer und Trainer mit meinen Leistungen auf White Lightning zufrieden, denn ich darf ihn demnächst beim Hannoveraner Gruppe-Finale wieder reiten. Für Krefeld hat sich noch nichts getan, vielleicht tut sich da ja noch etwas.
GaloppOnline.de: Welches Ziel haben Sie sich noch für den Rest der Saison 2008?
Alexander Pietsch: Eigentlich hatte ich mir nach der Sperre kein Ziel mehr gesetzt, wollte einfach nur wieder Boden unter den Füßen gewinnen und wieder in die Szene reinkommen. Ich hätte auch nie gedacht, dass es sich so gut entwickeln und ich mit derartigem Erfolg zurückkommen würde. Ich bin inzwischen schon wieder Neunter der Statistik und will unbedingt unter den ersten zehn bleiben. Vielleicht kann ich ja sogar noch etwas nach oben klettern, zumal noch einige Sandbahn-Renntage anstehen.
GaloppOnline.de: Das heißt also, dass es im Winter keinen Urlaub gibt?
Alexander Pietsch: Ich und Urlaub, ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe eine dreimonatige Pause hinter mich und in dieser Zeit genügend Urlaub gehabt!
GaloppOnline.de: Was haben Sie sich denn für 2009 vorgenommen?
Alexander Pietsch: Von Anfang an Gas geben, den Trainer bei seinem Unternehmen Championat nach besten Kräften zu unterstützen, gesund zu bleiben und weiterhin schöne Ritte für die Besitzer hinzulegen.