GaloppOnline.de: Wie oft wird man Sie denn noch in Deutschland als Jockey erleben?
Torsten Mundry: Meine Planung sieht den Renntag am 16. November in Hannover als Finale meiner Reiterkarriere vor. Dann geht nicht nur meine Laufbahn, sondern auch die Saison der Gruppe-Rennen zu Ende. Und da will ich halt noch einmal mit Prince Flori dabei sein.
GaloppOnline.de: Dann werden ja nicht mehr viele Siege zu Ihren 1.183 Erfolgen hinzu kommen?
Torsten Mundry: Diese Zahl bezieht sich auf die Siege in Deutschland, doch habe ich auch rund 150 Rennen im Ausland, darunter 69 in Hong Kong, worauf ich besonders stolz bin, gewonnen. Mein 1000. Sieg stammt übrigens aus Hong Kong. Einen 1200. Erfolg auf einer deutschen Bahn wird es natürlich nicht mehr geben, das ist klar.
GaloppOnline.de: Gibt es eigentlich Klarheit hinsichtlich des Hong Kong-Starts von Abbadjinn?
Torsten Mundry: Wir halten erst einmal an den bisherigen Plänen fest und halten die Nennung aufrecht. Alles Weitere wird sich zeigen.
GaloppOnline.de: Sollte er laufen, endet Ihre Karriere also in Hong Kong?
Torsten Mundry: Ja, dann wird das Ende der Laufbahn eben etwas nach hinten verschoben, doch danach ist definitiv Schluss.
GaloppOnline.de: Für die Öffentlichkeit kam der Rückzug von Peter Rau und Ihre Ernennung zum Trainer überraschend. War das wirklich so überraschend, oder stand dies schon länger im Raum?
Torsten Mundry: Nein, das entspricht den Tatsachen und kam völlig überraschend. Eigentlich hatte ich für 2009 noch anders aussehende Pläne, wollte ihm assistieren und mich auf den Einstieg in aller Ruhe vorbereiten. Dazu wollte ich mich u. a. auch im Ausland umschauen. Doch inzwischen fühle ich mich bereit und freue mich auf die neue Aufgabe, zumal der Rückhalt bei den Besitzern ja sehr groß ist.
GaloppOnline.de: Sie bildeten mit Peter Rau lange ein Team, hat man trotzdem nicht etwas Bammel vor einer solchen Aufgabe?
Torsten Mundry: Ganz ehrlich nein, keinen Bammel. Fünfzehn Jahre haben wir prima zusammen gearbeitet. Herr Rau bleibt ja an meiner Seite. Und ich habe so meine eigenen Ideen. Ich denke, dass wir auch zukünftig bestens harmonieren werden. Ich freue mich auf jeden Fall auf die gebotene Chance.
GaloppOnline.de: Ging der Wechsel vom Trainer aus? Will er wirklich kürzer treten?
Torsten Mundry: Ja, die Entscheidung, mehr in den Hintergrund zu treten, ging allein vom Trainer aus. Er hat diesen Schritt selbst vollzogen, wollte mehr Freizeit und mehr für seine Familie da sein. Denn eines steht ja fest: Wer Herrn Rau kennt, der weiß, dass es bei ihm nie mit einem Fünf-Stunden-Tag getan war!
GaloppOnline.de: Wie fiel die Resonanz auf diese Entscheidung aus?
Torsten Mundry: Meine Reiterkollegen haben mir zu dem Schritt gratuliert und ebenso positiv reagiert wie das Stallpersonal. Dass alle Besitzer an Bord geblieben sind, ist ein weiteres Indiz dafür, wie wohl sie sich bei uns fühlen und künftig zu mir stehen.
GaloppOnline.de: Damit ist ja die Basis für ein erfolgreiches Arbeiten als verantwortlicher Trainer gegeben, oder?
Torsten Mundry: So sehe ich dies auch, die Basis ist damit gelegt. Der Stall verfügt über ein gemischtes Lot. Jetzt liegt es an uns, etwas daraus zu machen.
GaloppOnline.de: Wie groß ist die Freude auf die anstehenden Aufgaben?
Torsten Mundry: Ich wiederhole mich gerne noch einmal, wenn ich sage, dass ich mich sehr auf den neuen Abschnitt in meinem Leben freue und das Ganze mit Optimismus und Zuversicht angehe.
GaloppOnline.de: Wird es eigentlich einen Ersatz für den Jockey Torsten Mundry im Team geben?
Torsten Mundry: Auch wenn ich künftig offiziell als Trainer arbeite, so steige ich im Training doch immer wieder in den Sattel.
GaloppOnline.de: Und wie sieht es mit der Position eines Stalljockeys aus?
Torsten Mundry: Diese Fragen bezüglich des Personals werden mit den Besitzern besprochen. Die Jockeys, die man haben möchte, bekommt man eh nicht, weil sie anderweitig gebunden sind. In Sachen Stalljockey ist noch keine Entscheidung gefallen, wie die Frage ja überhaupt von anderer Seite entschieden wird. Angesichts immer weniger Renntage kann man auch von Fall zu Fall eine Lösung finden.
GaloppOnline.de: Wenn die Reiterkarriere zu Ende ist, erfolgt dann sofort der Wechsel ins Trainerlager, oder folgt erst einmal eine Pause, um Kräfte zu sammeln?
Torsten Mundry: Es wird einen fließenden Übergang geben. Ich hatte schon während des ganzen Jahres nicht nur als Stalljockey gearbeitet, sondern auch andere Aufgaben übernommen und als Assistent gewirkt. Ich weiß also, was Sache ist und werde keinen großen Urlaub einlegen, denn es soll nahtlos weitergehen.
GaloppOnline.de: Wenn Sie als Jockey zurück blicken, was wird ewig in Erinnerung bleiben?
Torsten Mundry: Ganz klar natürlich der Derbysieg mit Lavirco und das Gruppe-I-Rennen sowie die Erlebnisse in Hong Kong mit Saddex. Sowohl Lavirco als auch Saddex waren für mich besondere Pferde, richtige Sportskameraden, die mich in meiner Karriere nach oben gebracht haben und daher immer in besonderer Erinnerung bleiben werden.
GaloppOnline.de: Und was würden Sie nicht mehr so machen wie früher?
Torsten Mundry: Keine leichte Frage, denn der Job hat doch viel Spaß bereitet. Was ich aber anders gemacht hätte, wäre sicher ein früherer Wechsel in das Ausland gewesen. Wenn einem eine derartige Chance geboten wird, muss man zugreifen und nicht lange fackeln. Ich habe dies erst im Alter von 33 Jahren getan. Diese Zeit hat meinen Erfahrungshorizont erweitert, und das nicht nur im Rennsport, sondern auch im Leben allgemein. Jene Monate in Asien haben mich ein gutes Stück nach vorne gebracht. Ansonsten hätte ich nichts anders gemacht.
GaloppOnline.de: Wann beginnt der Trainer Torsten Mundry seine Tätigkeit und auf wen baut er für 2009?
Torsten Mundry: Der offizielle Termin ist der 1. Januar 2009. Auf wen ich baue? Oh, da gibt es einige, so hat Wildfährte als aktuelle Dritte aus dem Preis der Winterkönigin eine hervorragende Performance geboten. Daneben verfügt der Stall über einige sehr talentierte Pferde, in die wir unsere Hoffnungen setzen können. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, mit einem starken Team, was Pferde und das Personal anbelangt, die neue Herausforderung angehen zu können.
GaloppOnline.de: Saddex weg, Egerton weg. Wer kann auf Dauer deren Plätze einmal einnehmen?
Torsten Mundry: Ich bin froh, dass ein Pferd wie Abbadjinn im Stall bleibt, auch Abbashiva ist ja ein interessanter Bursche. Ganz besonders freue ich mich auf Aspectus, ein Pferd, das mir am Herzen liegt. Es würde mir eine Menge Spaß bereiten, wenn er nur annähernd wieder an seine alte Klasse heran käme.
GaloppOnline.de: Wird man ein Pferd unter Ihrer Regie im Winter am Start sehen?
Torsten Mundry: Das ist im Moment nicht geplant. Sollte sich allerdings einer entsprechend anbieten, werden wir ihn auch an den Start bringen. Schließlich verfügt der Stall über einige sieglose Vierjährige, die für derartige Aufgaben in Betracht kämen. Ich bin aber vom Typ her keiner, der die Pferde schnell hinpusht, um einen Starter zu haben. Schließlich habe ich hier am Stall von Peter Rau meinen Schliff erhalten, und da war eine derartige Haltung ja nie der Fall!
GaloppOnline.de: Mit welcher Einstellung gehen Sie die neue Aufgabe an?
Torsten Mundry: Selbstverständlich möchte ich dem Vertrauen der Besitzer und des Stallpersonals, das unverändert bleibt, gerecht werden. Klar ist aber auch, dass ich mit Erfolg auf mich und den Stall aufmerksam machen möchte.
GaloppOnline.de: Und was wünscht sich der neue Trainer Torsten Mundry für 2009?
Torsten Mundry: Eine gute Frage. Einen besonderen Wunsch möchte ich gar nicht äußern, habe ihn aber auch nicht. Schön wäre es allerdings, wenn es nur gesunde Pferde gäbe, denn dann kommt der Erfolg auch von allein.