Mit Graf v. Norman

GaloppOnline.de: Innerhalb von nur einem Jahr haben Sie zwei Top-Prüfungen am Arc-Tag gewonnen. Wie haben Sie den Opera-Sieg erlebt?

Reginald Graf von Norman: Wenn man innerhalb von so kurzer Zeit so etwas am größten Rennsport-Wochenende in Europa erlebt, dann ist man ausgesprochen berührt. Das war schon enorm. Im Gegensatz zum letzten Jahr hatte ich diesmal schon größere Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden.

GaloppOnline.de: Was hatten Sie sich ausgerechnet?

Reginald Graf von Norman: Ich habe gedacht, dass die irische Stute Lush Lashes nicht so schlagen sei. Aber eine Platzierung habe ich Lady Marian zugetraut. Während des Rennens hat sich eine große Spannung aufgebaut. Am Anfang pullte sie, aber man konnte früh sehen, dass sie hervorragend galoppierte. Es musste aber eine Lücke aufgehen. Johnny Murtagh hat dann Dominique Boeuf eine Passage aufgemacht, nachdem sein Pferd geschlagen war. Das war eine echte Gentleman-Geste. Ich denke, so etwas gibt es nur noch bei älteren Jockeys. Es war nach dem Sieg alles so unglaublich, man kam sich vor wie in einer Arena bei den Gladiatorenkämpfen. Ein Traum.

GaloppOnline.de: Der Stil des Erfolges war schon frappierend. Wie stark hatte sich Lady Marian seit ihrem Gruppe III-Erfolg verbessert?

Reginald Graf von Norman: Sehr stark, man kann noch gar nicht sagen, wo ihre Grenzen liegen. Dominique Boeuf hat in Paris gesagt, dass Lady Marian „easy“ gewonnen habe. Sie musste nicht ihre letzten Kräfte mobilisieren. Auch nach dem Rennen war sie völlig relaxed, sie hat den Jockey ja fast noch runtergeworfen, als sie einen Haken geschlagen hat.

GaloppOnline.de: Trainer Werner Baltromei meinte vor dem Prix de l´ Opera, er wisse nicht, ob Lady Marian noch in Hochform sei zu einer so späten Zeit im Jahr. War das Zweckpessimismus?

Reginald Graf von Norman: Er war schon sehr überzeugt und hat sich einiges ausgerechnet. Aber ich denke, er wollte etwas Vorsicht walten lassen gegenüber der Presse, damit die Enttäuschung später nicht zu groß sein würde.

GaloppOnline.de: Weshalb läuft Lady Marian nicht im Breeders´ Cup?

Reginald Graf von Norman: Wir haben den Breeders´ Cup-Start definitiv abgesagt. Diese Entscheidung wurde am Sonntag getroffen. Ich habe meine Schwester, die in den USA lebt, konsultiert. Sie hat mich über die klimatischen Verhältnisse in Kalifornien und die Linienführung in Santa Anita informiert. Zur Zeit sind dort dreißig Grad, während es bei uns schon recht frisch wird. Auch die Kursführung passt nicht zu hundert Prozent. Denn die Stute mag lange Linien.

GaloppOnline.de: Wird die Stute 2009 im Rennstall bleiben?

Reginald Graf von Norman: Sie geht nun zu den December Sales nach Newmarket. Sollte dort ein Preis erzielt werden, der meinen Vorstellungen entspricht, dann treffen andere die weiteren Entscheidungen. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte es sein, dass sie auch 2009 in Training bleibt. Es besteht aber auch die Option, selbst mit ihr zu züchten und sie zu einem europäischen Spitzenhengst zu schicken.

GaloppOnline.de: Wann fiel die Entscheidung, Lady Marian zur Auktion zu schicken?

Reginald Graf von Norman: Schon nach dem Erfolg in Deauville. Ich habe bereits einige Angebote bekommen, die ich mir vor einigen Jahren nicht ertäumt hätte. Man muss auch wirtschaftlich denken. Sollte der Preis stimmen, dann würde die Möglichkeit bestehen, Gestüt und Rennstall von der Kostenseite einmal auf eine Null zu stellen.

GaloppOnline.de: Wie sehen die Pläne mit Le Miracle aus?

Reginald Graf von Norman: Unsere Order im Prix du Cadran konnte nicht aufgehen. Der Plan war, vom letzten Platz zu gehen. Aber wir hatten nicht gedacht, dass es soviel Tempo geben würde. Das Feld war daraufhin so weit auseinandergezogen, dass er nicht mehr nach vorne kommen konnte. Er bestreitet nun den Prix Royal Oak, auch wenn die Distanz fast noch zu kurz für ihn ist. Je nachdem, die er sich dort verkauft, könnte er auch im nächsten Jahr weitermachen, allerdings werden wir ihn dann ganz gezielt auf die Herbstkampagne mit Prix Gladiateur, Prix du Cadran und Prix Royal Oak vorbereiten.

GaloppOnline.de: Wie stark sind Ihr Rennstall und Ihre Zucht aktuell aufgestellt?

Reginald Graf von Norman: Zwei Pferde stehen bei Andreas Trybuhl, eines in Frankreich und die anderen bei Werner Baltromei, es sind im Schnitt 23 Pferde im Rennstall. Wir haben 16 Mutterstuten. Das kann man von der Fläche des Gestüts nicht weiter ausbauen. Ich habe sehr viele gute Stuten gekauft. Hochinteressant ist auch Etoile Nocturne, die sich zuletzt in einem Listenrennen in Köln hinter Top-Fliegern sehr gut gehalten hat.

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