GaloppOnline.de: Stimmt es, dass Briseida in erster Linie auf Wunsch des Besitzers in Düsseldorf angetreten ist?
Mirko Mintchev (Racing Manager, Stall Litex): Nein, der wichtigste Mann ist der Trainer. Mit ihm besprechen wir alles. Briseida war in diesem Jahr noch nicht gelaufen. Wahrscheinlich war das gut, denn die Stute präsentierte sich richtig frisch. Von den Trainingsleistungen und der Jockey-Wahl her war kaum mit so einem Erfolg zu rechnen, aber sie hat sich mächtig gesteigert.
GaloppOnline.de: Weshalb hatte sie keinen Aufbaustart absolviert?
Mirko Mintchev: Sie hatte sich noch nicht angeboten, war aber immer gesund. Briseida ist eine kleine Stute, aber sie hat sehr gesunde Knochen, das ist bei einem Rennpferd ganz wichtig.
GaloppOnline.de: Kommt für Briseida, ähnlich wie bei ihrer Vorgängerin Mi Emma, ein Start in den Coronation Stakes in Royal Ascot in Frage?
Mirko Mintchev: Wir warten jetzt ein paar Tage ab und setzen uns dann mit Peter Schiergen zusammen. Dann wird der Trainer die Entscheidung treffen.
GaloppOnline.de: Herr Gantschev hat Ihnen bei der Siegerehrung das Feld überlassen. Steht er nicht so gerne im Mittelpunkt?
Mirko Mintchev: Er hat zu mir gesagt, das ist deine Sache. Aber beim nächsten Mal kommt er mit. Wir kennen uns schon lange. Vor vier, fünf Jahren fiel die Entscheidung etwas mit Pferden zu machen. Und dann wollte er etwas Richtiges machen, keine halben Sachen. Ich habe schon seit 30 Jahren mit Pferden zu tun, allerdings war ich im Springsport aktiv, reite auch heute noch. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Galopper. Ich wohne in Deutschland, meine Frau kommt aus Berlin.
GaloppOnline.de: Ist es richtig, dass Sie in Deutschland und England Gestüte gekauft haben, um die Zucht aufzubauen?
Mirko Mintchev: Wir haben ein kleines Gestüt in Dellbrück bei Paderborn, seit einem Jahr und zwei Monaten. Es ist nach unseren Vorstellungen umgebaut worden und ein idealer Platz für Pferde, auch zur Erholung mit schönen Koppeln. Im vergangenen Jahr haben wir auch ein Gestüt in England erworben. Es ist jetzt alles fertiggestellt. Wir sind da von Null auf Hundert gestartet. In Deutschland haben wir in dieser Größenoprdnung nichts Passendes gefunden.
GaloppOnline.de: Wollen Sie auch in England ins Geschehen eingreifen?
Mirko Mintchev: Wichtig ist, dass die Pferde bei einem Trainer stehen. Das wirkt vielleicht etwas altmodisch, aber wir bleiben in Deutschland bei Peter Schiergen. Das gilt so lange wir hier sind.
GaloppOnline.de: In der ersten Zeit wechselten die Litex-Pferde sehr häufig den Trainer. Was waren die Gründe?
Mirko Mintchev: Wir haben ein Team gegründet, und wie das in allen Sportarten so ist, auch im Fußball, muss man erst einiges antesten, es kann nicht gleich alles reibungslos funktionieren. Besser als mit Peter Schiergen kann eine Zusammenarbeit nicht sein. Er zeigt viel Engagement. Unsere Pferde sind sehr gut gezogen. Man hofft natürlich, dass der ein oder andere gute Treffer dabei herausspringt.
GaloppOnline.de: Gibt es weitere Hoffnungen im Rennstall?
Mirko Mintchev: Die Abstammung der Pferde verspricht einiges, ob sie so gut einschlagen, muss sich auf der Rennbahn zeigen. Unsere Zweijährigen arbeiten alle normal wie alle anderen auch. Wichtig ist, dass sie gesund bleiben. Wir haben aktuell zehn Zweijährige, alle wurden im Vorjahr in Newmarket gekauft und stehen bei Peter Schiergen.Eine Nennung für den Preis der Diana besitzt Perseida, die allerdings noch nicht gelaufen ist. Sie stammt von Galileo und kommt aus einer Schlenderhaner Linie.
GaloppOnline.de: Wie ist die Lage im bulgarischen Turf? Was haben Sie in Ihrer Heimat vor?
Mirko Mintchev: Herr Gantschev steht in Verhandlungen, eine Rennbahn in der Heimatstadt Lovetsch zu bauen. Dieses Projekt wird sich in den nächsten Monaten entwickeln. Bulgarien ist ein kleines Land mit nur acht Millionen Einwohnern und ohne Rennsport-Tradition. Das macht die Sache nicht einfach. Aber im Osten boomt der Rennsport. Aktuell finden in Bulgarien Renntage statt.
In Sofia gibt es eine Bahn, die noch auf der Zeit der Kommunisten stammt, allerdings nicht besonders modern mehr ist. Die Zucht ist klein, die meisten Zukäufe stammen aus Frankreich, der Türkei und Deutschland. Wir werden im Herbst ein paar Pferde nach Bulgarien schicken. Das Interesse ist da, die Wirtschaft befindet sich groß im Aufwind. Deutschland hat eine enorm gute Zucht mit sehr vielen Erfolgen. Allein Monsun schreibt schon Geschichte.
GaloppOnline.de: Wird der Stall Litex auch als Sponsor in Deutschland in Erscheunung treten?
Mirko Mintchev: Wir haben darüber schon gesprochen. Ich denke schon, dass der Moment kommt, in dem wir ein größeres Rennen sponsern.