Horn bekommt die Doppelrennbahn“ titelte das Hamburger Abendblatt vor einigen Tagen über mehrere Spalten. Der Lenkungsausschuss unter Leitung von vier Staatsräten hat sich dem Vernehmen nach für die Lösung eines Neubaus einer kombinierten Trab- und Galopprennbahn in Horn auf dem Gelände der bisherigen Derbybahn entschieden.
Eine andere ins Auge gefasste Lösung, in Wilhelmsburg eine komplett neue Bahn zu bauen, wurde verworfen. Die Trabrennbahn in Bahrenfeld hat auf lange Sicht hin ausgedient. Daniel Delius sprach mit Präsident Eugen-Andreas Wahler (Foto) über die Perspektiven in Horn.
GaloppOnline.de: Ist diese Nachricht für den Renn-Club positiv zu werten?
Eugen-Andreas Wahler: Sogar sehr positiv, vor allem aus zwei Gründen: Die einzige andere örtliche Lösung wäre Wilhelmsburg gewesen. Dieser Standort wäre aber zeitlich nicht so schnell zu realisieren gewesen. Auf dem dortigen Areal findet im Jahre 2012 noch eine Gartenschau statt, die hätte abgewartet werden müssen. Es hätte mit der neuen Bahn also vier bis fünf Jahre länger als jetzt gedauert.
Außerdem weiß jeder, der mit politischen Prozessen vertraut ist, dass eine derart langfristige Lösung wieder viele Diskussionen nach sich zieht. Man hätte also vier bis fünf Jahre darüber gesprochen, es abgewogen und es vielleicht zerredet. Horn ist schneller zu realisieren.
Zum anderen käme Wilhelmsburg deutlich teurer. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn wir ohne große räumliche Rücksicht eine komplett neue Bahn hätten bauen können. Aber dagegen hätte es aus finanziellen Gründen gewiss auch eine Opposition gegeben. Also: Wir hätten gerne Gold genommen, doch tut es Edelstahl auch.
GaloppOnline.de: Und der Senat steht voll dahinter?
Eugen-Andreas Wahler: Absolut. An diesem Dienstag steht ein weiteres Gespräch mit der für den Sport zuständigen Senatorin Alexandra Dinges-Dierig auf dem Programm. Hamburg hat ohnehin immer erklärt, etwas für soziale Brennpunkte tun, und Horn ist ein solcher sozialer Brennpunkt. Auch der Bezirk Mitte hat sich für Horn als Standort ausgesprochen. Wir haben unseren Part geleistet und an Arbeitsgemeinschaften teilgenommen, werden uns auch weiterhin intensiv einbringen.
GaloppOnline.de: Wie kann man sich den weiteren Zeitplan vorstellen?
Eugen-Andreas Wahler: Im günstigsten Fall wird jetzt ein Jahr lang intensiv geplant. Dann kommen nach dem Derby 2008 die Bagger. Und das Derby 2009 findet auf einer benutzbaren Rennbahn statt. Ich betone „benutzbar“, nicht komplett fertig, das ist sicher nicht ganz zu realisieren.
GaloppOnline.de: Die Austragung des Derbys auf einer anderen Bahn, als Ausweichbahn für ein Jahr, ist also nicht vorgesehen?
Eugen-Andreas Wahler: Zumindest streben wir es nicht an.
GaloppOnline.de: Macht es nicht auch Sinn, das Grasbahngeläuf komplett zu erneuern?
Eugen-Andreas Wahler: Ich gehe davon aus, dass es geschieht. Ohnehin müssen wir uns ja Gedanken über die Linienführung der Bahn machen. Im Moment haben wir zwei Grasbahngeläufe, wobei die innere Bahn gebaut wurde, um die äußere, also die Hauptbahn zu entlasten. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir die Trabrennbahn im Inneren der Grasbahn haben werden.
Diese sollte aber nicht zu weit von den Außenrails sein, denn sonst wäre die Atmosphäre hin. Das ist mit professionellen Planern noch einmal genau zu überlegen. Wir haben uns auch schon eines Experten versichert, Lars-Ake Martensson ist der Direktor der Bahn im schwedischen Jägersro, wo Trab- und Galopprennen stattfinden.
GaloppOnline.de: Es ist ja sogar die Rede davon, dass die Rechtsbahn Horn künftig zu einem Linkskurs wird.
Eugen-Andreas Wahler: Das sehe ich noch nicht so. Gerade auf der Höhe der Hütte des Hundevereins, wo das Ziel wäre, wenn es denn einen Linkskurs gäbe, wird die Bahn doch keilförmig immer schmaler. Ich sehe das sogar ganz anders: Die Bahn bleibt Rechtskurs, das Ziel wird um fünfzig Meter weiter Richtung Norden gelegt. Das wäre zu realisieren, auch die Stallungen könnten stehen bleiben. Aber, wie gesagt, da werden professionelle Planer mitreden.
GaloppOnline.de: Wie sieht es im Tribünenbereich aus?
Eugen-Andreas Wahler: Auch da ist natürlich nichts konkret. Wir müssen ja schon einen ziemlichen Spagat machen. Zum einen müssen wir Zuchauerkapazitäten von 40. 000 bis 50.000 vorhalten, so viele Leute kommen zum Derby, zum anderen haben die Traber ja in der Regel wesentlich weniger Besucher. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, im Innenraum eine Location für die Traber zu schaffen, von wo aus die Rennen im Winter verfolgt werden. Wetterfest hat das natürlich auch noch alles zu sein.
GaloppOnline.de: Es gäbe dann, sagen wir einmal im Jahre 2010, über einhundert Renntage in Horn.
Eugen-Andreas Wahler: So ungefähr. In Bahrenfeld gibt es im Moment einhundert Veranstaltungen pro Jahr. Dann käme die Derby-Woche hinzu.
GaloppOnline.de: Und Bahrenfeld wird geschlossen?
Eugen-Andreas Wahler: Definitiv. Ein Trainingsbetrieb findet dort ohnehin nicht mehr statt. Die Trainer reisen höchstens einmal zum Schnellfahren an. Das wäre natürlich auch in Horn möglich, aber dauerhaft sollen dort keine Pferde stehen.
GaloppOnline.de: Stellt sich die Frage, wer das alles bezahlen soll. Im Abendblatt wurde bereits der Name des Scheichs von Katar als möglicher Co-Betreiber genannt.
Eugen-Andreas Wahler: Erstmals wird in diesem Jahr am Derby-Tag mit dem Quatar-Cup das wertvollste Rennen für Vollblutaraber aller Zeiten in Deutschland ausgetragen. Darüber freuen wir uns sehr. Deswegen gleich den Namen des Scheichs als Betreiber einer künftigen Doppelrennbahn zu nennen, ist schon sehr gewagt.
Über die Finanzen werden sicher noch sehr intensive Gespräche notwendig sein. Der Senat wird sich bestimmt einbringen, zumal Teile der Bahrenfelder Rennbahn verkauft werden sollen, dadurch natürlich ein gewisser Erlös entsteht. Ein Investor will in der Regel eine Rendite sehen, und da kann man, wenn man ganz ehrlich ist, natürlich keine Luftschlösser bauen.