Mit Dr. Koenemann

GaloppOnline.de: Wie fällt Ihre erste Bilanz der Wintersaison aus?

Dr. Bernd Koenemann: Der Umsatz pro Rennen als Stellgröße ist identisch geblieben mit der Saison 2005/2006. Das halte ich schon für ein positives Signal. Im Spätjahr 2006 hatten wir teilweise Renntage mit zwölf Rennen, um die Besitzer und Trainer zufriedenzustellen, doch der Gesamtumsatz war dann doch nicht so berauschend. Das Wettvolumen ist aktuell nicht beliebig zu steigern.

GaloppOnline.de: Immerhin wirkte doch das „Rennen des Tages“ mit einer garantierten Auszahlung in Höhe von 10.000 Euro belebend.

Dr. Bernd Koenemann: Das stimmt, um diese Summe abdecken zu können, waren bei uns 15.300 Euro an Wetteinsätzen in der Viererwette erforderlich, das haben wir in Neuss immer erreicht, mit einem sehr hohen Außenanteil. Dieses Angebot hat sich bewährt, es war stets das Rennen mit dem höchsten Umsatz.

GaloppOnline.de: Wie fanden Sie die Resonanz auf die Hürdenrennen?

Dr. Bernd Koenemann: Man sollte sich bei Hürdenrennen nicht nur auf die Umsätze focussieren. Viele Leute sind sind nur auf die Bahn gekommen, um einmal eine Abwechslung zu den Sandbahnrennen zu erleben. Aber die Zahlen waren sogar erstaunlich gut. Es hat in Hürdenrennen keine Einbrüche gegenüber den normalen Prüfungen wie im Sommer auf anderen Bahnen gegeben. Die 19.000 Euro am Sonntag bei nur sechs Startern, von denen eigentlich nur drei zu wetten waren, sind ein respektables Ergebnis. Die RaceBets-Serie war ein voller Erfolg.

GaloppOnline.de: Warum gab es keine Grasbahnrennen auf der Flachen? Das wäre bei dem milden Winter doch kein Problem gewesen.

Dr. Bernd Koenemann: Das Direktorium hat wegen der Planungssicherheit im Winter für die Zeit von Dezember bis Februar Sandbahnrennen vorgesehen. Das ist verlässlich, die Rennen sind, sieht man einmal von einem Sturm wie Kyrill ab, bei fast jedem Wetter durchführbar. Hätte plötzlich der Winter Einzug gehalten, hätte man nicht gewusst, wieviele Pferde einem für Grasrennen zur Verfügung stehen. Das wäre wirtschaftlich ein riskantes Spiel gewesen.

GaloppOnline.de: Vor einigen Jahren gab es in Neuss auch regelmäßig Ausgleiche I und II auf Sand. Das ist inzwischen so gut wie nicht mehr der Fall. Sind diese Rennen wirklich nicht mehr zu besetzen?

Dr. Bernd Koenemann: Wir erleben das doch auch jetzt. Für den ersten Düsseldorfer Renntag haben wir einen Ausgleich II ausgeschrieben und ganze vier Nennungen erhalten. Wir würden gerne solche Rennen anbieten, aber leider sind sie am ehesten gefährdet. Die Pferde gehen eher ins Ausland. Dann stimmt hier die Quantität nicht mehr.

GaloppOnline.de: Der Grand Prix-Tag war bestens besucht, die Stimmung sehr gut, aber nicht einmal 300.000 Euro kamen als Wettumsatz zusammen. Was sind die Gründe?

Dr. Bernd Koenemann: Wir hatten Pech durch einige Nichtstarter, allein zwei im Grand Prix. Sonst hätten wir allein im Hauptrennen sicherlich 4000 bis 5000 Euro mehr erreicht. Wenn dann auch noch am Renntag selbst Pferde abgemeldet werden, ohne Kenntnis des Geläufs, dann ist das bitter. Ein besonderer Dank gilt dem gesamten Team um Reinhard Ording, das nach den heftigen Regenfällen die Bahn zum Renntag wieder trockengelegt hat. Am Samstag sah es noch katastrophal aus.

GaloppOnline.de: Der Grand Prix war eine rein nationale Angelegenheit. Warum kam kein Ausländer?

Dr. Bernd Koenemann: Wir sind froh, dass die Prüfung das zweite Rennen in der European All Weather Series ist. Eigentlich hatten wir erhofft, dass aufgrund des Bonus, der in dieser Serie gewährt wird, auch einige Pferde aus dem ersten lauf in Cagnes kommen. Dem war leider nicht so. Man muss darüber nachdenken, ob das Rennen in dieser Form in Zukunft zu halten ist.

GaloppOnline.de: Wie lief die Zusammenarbeit mit der BGG?

Dr. Bernd Koenemann: Besser als im vergangenen Jahr, unterm Strich war alles positiv. Man hat Vereinbarungen getroffen, und die Beteiligten haben sich daran gehalten. Was ja auch selbstverständlich ist.

GaloppOnline.de: Die Zukunft der Bahn steht und füllt mit der Entscheidung des Stadtrates. Mit welcher Lösung rechnen Sie?

Dr. Bernd Koenemann: Wir wissen nicht, wie die Entscheidung im Rat ausfällt. Meine gefühlte Einschätzung geht von der kleinen Lösung aus, einer Modernisierung der Rennbahn im Sinne des Reiter- und Rennvereins. Dann würde in den Publikumsbereich investiert, vielleicht die Sandbahn auch mit einem neuen Belag versehen. Das wäre ein Wunschtraum, um hervorragende Sandbahnrennen zu präsentieren. Eine Fibersandbahn würde 500.000 Euro kosten. Aus den Wettumsätzen ist das nicht zu finanzieren. Es würden die bestehenden Gebäude abgerissen und neugebaut, inklusive einer neuen Zufahrt zur Bahn.

GaloppOnline.de: Was passiert im schlimmsten Falle, wenn keine der beiden Varianten beschlossen wird?

Dr. Bernd Koenemann: Dann muss der Verein die Tore zumachen. Wir können mit dem derzeitigen Equipment nicht länger leben. Es besteht an den Gebäuden ein erheblicher Grundsanierungsbedarf. Sollte gebaut werden, dann wollen wir an unseren traditionellen Renntagen festhalten. Das Direktorium hat den zweiten Weihnachtsfeiertag sehr schnell an Mülheim abgegeben. Das ist für uns schwer nachvollziehbar. Wir wollen diesen Termin wiederbekommen.

GaloppOnline.de: Könnte es im Falle des Neu- oder Umbaus zu einer Veranstaltungspause in Neuss kommen?

Dr. Bernd Koenemann: Es ist möglich, dass hier ein Jahr keine Rennen stattfinden, aber das hängt von den Bauzeiten ab. Vielleicht könnte man mit einem reduzierten Programm auch den nächsten Winter bestreiten. Das bleibt alles noch abzuwarten.

GaloppOnline.de: Am Sonntag waren einige wichtige Politiker der Stadt Neuss vor Ort. Gab es positive Signale?

Dr. Bernd Koenemann: Wir sind sehr froh, dass der Vorsitzende des Sportausschusses, des Planungsausschusses und der Vorsitzende der SPD-Fraktion hier waren. Die FDP steht einer kleinen Lösung positiv gegenüber. Die Politik weiß, welch weitreichende Bedeutung die Galopprennbahn für die Stadt hat. Auch bei schlechter Witterung sind zwei- bis dreitausend Zuschauer regelmäßig bei uns. Es handelt sich um die bestbesuchte Sportveranstaltung in Neuss. Unser Publikum ist ausgesprochen treu, und das trotz der Defizite unseres Equiments. Wir brauchen für die Wintermonate eine entsprechende Aufenthaltsqualität.

GaloppOnline.de: Wie lautet Ihre Vision von der Galopprennbahn Neuss im Jahre 2010?

Dr. Bernd Koenemann: Wir haben eine Bahn mit neuem Equipment und einem neuen Belag, auf der permanent höherwertige und vielfältige Arten von Rennen stattfinden.

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