Mit P. v. DeKeere

GaloppOnline.de: Wie kam der Kontakt nach Deutschland wieder zustande?

Pascal van DeKeere: Ich wollte unbedingt wieder in Deutschland reiten. Für Christian von der Recke war ich schon häufiger in Belgien und Holland im Einsatz. Aber zuerst musste bei mir gesundheitlich und privat alles stimmen. Das ist jetzt der Fall, und ich kann nun wieder angreifen. Für mich ist wichtig, auf einem gewissen sportlichen Niveau zu reiten.

GaloppOnline.de: Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?

Pascal van DeKeere: Bei Null habe ich wieder angefangen, bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es läuft gut, ich kann noch reiten. Man verlernt das auch nicht. Viele Trainer und Besitzer unterstützen mich.

GaloppOnline.de: Mit welchen Trainern arbeiten Sie in erster Linie zusammen?

Pascal van DeKeere: Vor allem Christian von der Recke und Werner Baltromei, wie früher auch. Aber ich reite für jeden, der mich anruft, und habe sehr gute Kontakte.

GaloppOnline.de: Wie kommen Sie an Rittengagements? Managen Sie sich nach wie vor selbst?

Pascal van DeKeere: Zunächst hat das Dirk Baltromei für mich gemacht, als ich erst wieder in Deutschland Fuß fassen musste. Jetzt manage ich mich wieder selbst.

GaloppOnline.de: Wie steht es aktuell um Ihr Gewicht und Ihre Fitness?

Pascal van DeKeere: In meinem Leben hatte ich noch nie Probleme mit dem Gewicht, kann gut essen und dennoch 52 Kilo reiten. Auf Sand bringe ich 52,5 oder 53 Kilo in den Sattel, da ich mich auch ein wenig warm anziehen möchte.

GaloppOnline.de: Wird auf den deutschen Sandbahnen inzwischen anders geritten als noch vor einigen Jahren?

Pascal van DeKeere: Nein, aber es reiten mehr Jockeys als früher. Sobald die großen von ihren Asien-Abstechern zurückgekehrt sind, fangen sie direkt wieder an. Früher hatten viele drei Monate Pause. Heute ist die Konkurrenz größer, und es gibt weniger Rennen. Vor Jahren fanden an beiden Tagen des Wochenendes oft zehn Prüfungen statt.

Hinzu kommt die Starterbeschränkung in vielen Rennen. Natürlich wollen alle Jockey eine gute Lage mit ihren Pferden haben. Aber man muss auch bedenken, dass meistens zwölf Pferde in einem Rennen starten, und da können nicht alle an erster oder zweiter Stelle beginnen. Das hängt auch vom jeweiligen Pferd ab. Nach ein bis zwei Starts sieht man im Übrigen, ob ein Pferd Sand kann.

GaloppOnline.de: Welche Ziele und Pläne haben Sie für diese Saison? Kommt ein festes Engagement hierzulande in Frage?

Pascal van DeKeere: Ich will auf einem gewissen Level reiten. In Belgien gibt es zwar einige schöne Renntage, doch der sportliche Wert ist doch sehr gering. Ich möchte soviele Rennen reiten und gewinnen wie möglich. Einen Stalljockey-Job in Deutschland kann ich mir eigentlich nur vorstellen, wenn es ähnlich läuft wie bei Adrie de Vries, der in Holland lebt und einige Tage in der Woche zu den Galopps kommt.

Ich habe meine Familie und mein Haus in Belgien. Meine Frau ist ein sehr wichtiger Rückhalt für mich. Sie hat mir in der schweren Zeit sehr geholfen, es ist zwischen uns wieder alles in Ordnung.

GaloppOnline.de: Wo wohnen Sie in Belgien? Wie läuft eine normale Woche für Sie als „Pendler“ zwischen Belgien und Deutschland ab?

Pascal van DeKeere: Wir wohnen in Oeselgem, das ist in der Nähe von Waregem. Eine halbe Stunde von uns entfernt ist der Stall von Guy Heymans. Er hat zehn Pferde in Training. Dreimal in der Woche reite ich bei ihm aus, jeweils vier bis fünf Pferde. Das ist gut für mich. Ich halte meine Kondition. Ansonsten laufe ich, fahre mit dem Rad, schwimme, lese Zeitung, schaue zu Hause die französischen Rennen auf Equidia.

GaloppOnline.de: Sie waren über mehrere Jahre nicht mehr in Deutschland im Einsatz, haben teilweise Ritte spät abgesagt. Was waren die Gründe?

Pascal van DeKeere: Ich hatte private Probleme und habe dann leider angefangen zu trinken. Da kam eines zum anderen. Ich brauchte Zeit, da wieder herauszukommen, gehe aber gestärkt aus dieser Sache hervor. Ich reite sehr gerne, hatte viele Erfolge. Aber nach dem Ritt auf Denaro (Anm. d.Red.: wurde als 10:10-Favorit in Neuss vor einigen Jahren reiterlos) gab es viel Gerede.

Ich war damals gesundheitlich nicht auf der Höhe, hätte zu dieser Zeit noch nicht reiten sollen. Ende 2005 und 2006 bekam ich die Probleme wieder gut in den Griff. Und jetzt bin ich wieder ganz der Alte. Vielleicht bin ich auch noch besser geworden, auf jeden Fall will ich es wieder wissen.

GaloppOnline.de: Wie ist die aktuelle Situation im belgischen Rennsport?

Pascal van DeKeere: Am 17. Januar hat die Saison wieder begonnen mit vier Galopp- und vier Trabrennen. Es ging um Rennpreise von 1000 und 1400 Euro. Man hat aber auch einige bessere Renntage. In der Vergangenheit haben deutsche Pferde, vor allem aus dem Stall von Christian von der Recke, hier viel abgeräumt. Damit nicht alle Top-Rennen ins Ausland gehen, hat man aber jetzt die Ausschreibungen geändert und die Pferde müssen vorher dreimal in Belgien gelaufen sein.

Ein Jockey bekommt übrigens zehn Prozent der Preisgelder. Somit muss man in Deutschland ein 3000 Euro-Rennen zu gewinnen, um soviel zu verdienen wie in einem der geschilderten Rennen in Belgien. Viele Pferde sind schon älter, waren früher in Deutschland oder besaßen in Frankreich geringe Klasse.

In Belgien und Holland habe ich insgesamt fast vierzig Rennen im Vorjahr gewonnen. Ich habe mich wieder gut reingearbeitet, besitze Erfahrung, und habe viele Freunde in Deutschland. Deshalb möchte ich hier wieder einiges erreichen. Wenn ich zwei Tage am Wochenende reite, übernachte ich von Samstag auf Sonntag in einem Hotel in Neuss.

GaloppOnline.de: Auch der hiesige Turf befindet sich in einer sehr schwierigen Lage. Lässt sich diese mit Belgien vergleichen? Wurden aus Ihrer Sicht ähnliche Fehler gemacht?

Pascal van DeKeere: Als ich in Deutschland angefangen habe, gab es viele Renntage, mittwochs, samstags und sonntags sowie die Meetings. Auf Sand waren immer zwei Renntage am Wochenende mit vollen Karten. Sowohl in Neuss, als auch in Dortmund fanden Ausgleiche I und II statt. Inzwischen fallen immer mehr Termine aus. Natürlich bekommt man bei einem Ausgleich IV mit einer Plusskala von zwölf noch fünfzehn Pferde zusammen.

Bisher bin ich erst in einem Dreijährigen-Rennen geritten, die anderen mussten gestrichen werden. Es ist wichtig, dass man ein entsprechendes Programm anbietet. Die Leute kommen nicht für Handicaps der unteren Kategorie. Das Niveau muss einfach wieder besser werden, dann wird auch mehr gewettet.

Aber mein Eindruck ist, dass man sich bisher noch nicht aufrappelt. Gruppe-Pferde kann man auf Sand sicher nicht erwarten, aber manche Trainer sollten den Sport im Winter besser unterstützen und nicht den Stall ganz zumachen. Christian von der Recke ist für mich ein positives Beispiel. Er hat keine Probleme damit, ein besseres Pferd auf Sand aufzubieten. Man darf den Basissport nicht vergessen und sollte die Rennvereine unterstützen. Diese schreiben manchmal zehn oder elf Rennen für einen Renntag aus und haben dennoch kaum Starter.

GaloppOnline.de: Nach Ende der Jockey-Laufbahn: Wie sieht Ihre Zukunft aus? Werden Sie dem Rennsport verbunden bleiben?

Pascal van DeKeere: Ich werde sicherlich immer im Rennsport sein. Im April werde ich 45, versuche aber, so lange wie möglich zu reiten. Zumindest noch bis ich 50 bin. Für danach könnte ich mit vorstellen, einen Stall zu managen oder Assistenztrainer zu sein, vielleicht auch Agent zu werden oder einen Job bei einem Rennverein anzunehmen, zum Beispiel die Starterangaben zu machen. Denn ich kenne fast alle Pferde. Der Rennsport ist mein Leben.

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