GaloppOnline.de: Sie reiten nun schon seit mehreren Monaten regelmäßig auf der Sandbahn. Wie kam der Kontakt nach Deutschland zustande, wer hatte die Idee, es in Deutschland zu versuchen?
Delphine Santiago: Ich arbeitete in Frankreich mit den Pferden von Herrn Springer, habe für ihn auch ein paar Rennen gewonnen. Dadurch lernte ich Olaf Profft, der die Pferde managte, kennen. So entstand der Kontakt nach Deutschand.
GaloppOnline.de: Was ist der vorrangige Hintergrund ihres Engagements in Deutschland?
Delphine Santiago: Ich war in Frankreich sehr gut im Geschäft, war in einem Jahr die beste Nachwuchsreiterin Frankreichs, zweimal zweitbester ‚Jeune Jockey‘. Bislang habe ich in meiner Karriere rund 170 Sieger geritten. Ich habe sechs Quinte-Rennen gewonnen, soviel wie keine andere Reiterin. Im letzten Jahr war ich in der neugeschaffenen Serie für weibliche Jockeys hinter Biggi Renk Zweite.
Früher hatte ich an jedem Renntag dort auf den großen Bahnen vier bis fünf Ritte, doch im Jahr 2003 wurde meine Karriere durch einen schweren Sturz in Bordeaux unterbrochen. Ich musste eineinhalb Jahre aussetzen. Durch die Zwangspause bin ich bei den französischen Trainern etwas in Vergessenheit geraten, es ist aktuell nicht leicht, dort viele Ritte zu bekommen. Durch die Ritte in Deutschland will ich wieder auf mich aufmerksam machen, auch bei den deutschen Trainern und Besitzern, die mit ihren Pferden ja verstärkt nach Frankreich gehen.
GaloppOnline.de: Was für eine Verletzung hatten Sie?
Delphine Santiago: Bei dem Sturz ist meine Wirbelsäule beschädigt worden, ich habe lange Zeit im Rollstuhl gesessen. Die Ärzte haben nicht daran geglaubt, dass ich wieder laufen können würde. Reiten natürlich erst Recht nicht. Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich noch reiten kann. Sechs Monate, nachdem ich dann wieder geritten habe, habe ich mir bei einem weiteren Sturz in der Provinz dann auch noch das Bein gebrochen. Es war ein zweifacher Bruch. Das kam natürlich zum ungünstigsten Zeitpunkt. Ich habe im Moment auch noch reichlich Stahlplatten und Nägel von den Operationen im Körper.
GaloppOnline.de: Gibt es irgendwelche Nachwirkungen der Stürze, die Sie beim Rennreiten behindern?
Delphine Santiago: Nein, ich merke heute gar nichts mehr davon, das ist kein Problem mehr.
GaloppOnline.de: Die Rennen in Frankreich werden in der Regel anders gelaufen als in Deutschland, war das eine große Umstellung für sie?
Delphine Santiago: Eigentlich gefallen mir die deutschen Rennen, denn hier gewinnt meistens das beste Pferd. In Frankreich, wo die Rennen meist sehr langsam gelaufen werden, ist das nicht der Fall. Ein Problem war für mich anfangs allenfalls die Regel, dass man in Deutschland die Pferde nur mit sieben Peitschenschlägen unterstützen darf. Gerade auf der Sandbahn gibt es Pferde, die man schon stark unterstützen muss. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt.
GaloppOnline.de: Sind Sie in Frankreich fest bei einem Trainer engagiert?
Delphine Santiago: Ich wohne in Chantilly, reite dort für verschiedene Trainer, Robert Collet oder Criquette Head beispielsweise, ein festes Engagement habe ich dort nicht.
GaloppOnline.de: Wie regeln Sie die logistischen Dinge, wie Flüge, Ritte etc.?
Delphine Santiago: Das macht hier mein Manager Andreas Schönfelder für mich. Er besorgt mir die Ritte, bucht die Flüge, organisiert alles. Auch Olaf Profft ist mir immer eine Hilfe. Ich bin zufrieden mit ihrer Unterstützung. In Frankreich habe ich keinen Agenten, da kümmere ich mich selber um die Ritte.
GaloppOnline.de: Sind Sie mit ihrem bisherigen Abschneiden in Deutschland zufrieden?
Delphine Santiago: Am Anfang war es schwierig, an Ritte zu kommen, da mich ja noch niemand kannte. Da hatte ich oft nur zwei, drei Ritte. Mittlerweile ist es schon besser geworden. Am liebsten würde ich an einem Renntag zwölfmal reiten, wenn das möglich wäre.
GaloppOnline.de: Wie ist das Verhältnis zu ihren deutschen Kollegen?
Delphine Santiago: Da gibt es eigentlich wenig Kontakt. Das ist halt Business. Ich bin ja meistens nach den Rennen auch immer schnell weg, wenn ich meinen Flieger erreichen muss.
GaloppOnline.de: Wie kamen Sie zum Rennsport?
Delphine Santiago: Ich habe Pferde schon immer geliebt, mein Vater auch. Mit 14 Jahren ging ich auf die Jockeyschule in Chantilly, meine Lehre begann ich bei Trainer Didier Guillemin, einem ehemaligen Jockey der Marquise de Moratalla, der später auch Pferde von ihr trainert hat.
GaloppOnline.de: Wie lange werden Sie ihr Deutschland-Engagement fortfühen?
Delphine Santiago: Immer, wenn ich in Frankreich kein Engagement habe, werde ich nach Deutschland kommen, so habe ich das geplant.