GaloppOnline.de: Mit 37 Siegen stehen Sie an zehnter Stelle der Rangliste der Trainer. Haben Sie zu Saisonbeginn damit gerechnet?
Hubertus Fanelsa: Nein, damit war nicht zu rechnen. Ich habe in erster Linie treue, schon relativ betagte Handicapper zur Verfügung. Man sollte da den Sinn für das Wesentliche behalten. Dieses Ziel zu erreichen, war schon sehr unwahrscheinlich.
GaloppOnline.de: Wieviele Kilometer haben Sie für dieses Ziel im Jahr 2006 zurückgelegt?
Hubertus Fanelsa: Über 50.000 Kilometer bin ich mit dem Auto gefahren. Aber das ist eigentlich in jedem Jahr so.
GaloppOnline.de: Sie haben allein zwischen Weihnachten und Silvester sechs Rennen gewonnen. War das zu erwarten?
Hubertus Fanelsa: Das hatte ich in etwa erwartet. Die Pferde waren an der Reihe, hatten sich auf Sand eingaloppiert. Wenn fleißig gearbeitet wird, muss auch ein vernünftiges Ergebnis herauskommen.
GaloppOnline.de: Ihre Stallstruktur ist anders als die der meisten anderen Top Ten-Trainer. Ältere Pferde dominieren. Ist das nicht ein Hindernis?
Hubertus Fanelsa: Es ist sicherlich nicht ganz einfach. Mit zwei-, drei- oder vierjährigen Pferden Rennen zu gewinnen, geht leichter als mit acht- oder neunjährigen. Wir sind deshalb rundherum stolz auf das Ergebnis und sehr selbstbewusst.
GaloppOnline.de: Wie schafft man es, gerade ältere Pferde wieder zu motivieren?
Hubertus Fanelsa: Die Trainingsmöglichkeiten sind sehr gut. Wir können die Pferde auch auf der Koppel lassen. Man muss halt viel arbeiten. Auf Dauer zahlt sich das aus. Und wer mich kennt, der weiß, wo Fanelsa dransteht, ist auch Fanelsa drin.
GaloppOnline.de: Nach elf Jahren endet nun die Zusammenarbeit mit Stalljockey Jozef Bojko. Ist das für Sie eine wirkliche Zäsur?
Hubertus Fanelsa: Ich sehe das nicht ganz so. Der Jockey ist wichtig, aber bei den älteren Pferden können wir von Fall zu Fall entscheiden. Es musste etwas passieren, damit Jozef auch in Gruppe-Rennen wieder zum Erfolg kommt. Das war bei mir nicht abzusehen. Ich habe sofort zugestimmt, als er das Angebot hatte, zu Andreas Wöhler zu wechseln. Das ist eine tolle Chance für ihn.
GaloppOnline.de: Bojko hat nach Bekanntwerden des Weggangs weiter reichlich Rennen für Sie gewonnen. Es scheint kein Ende im Groll zu sein.
Hubertus Fanelsa: Überhaupt nicht. In all den Jahren hatten wir nie ensthafte Dissonanzen. Man kann das nicht besser untermauern, als dass man weiter zusammen erfolgreich ist.
GaloppOnline.de: Darf man davon ausgehen, dass Bojko auch im nächsten Jahr nach wie vor Fanelsa-Pferde reitet?
Hubertus Fanelsa: Das ist im Bereich des Möglichen, aber man muss auch klar sehen, dass Jozef wohl nur selten an dem Rennort sein wird, an dem ich bin. Wenn die Chance besteht, wird er weiterhin Ritte von mir bekommen.
GaloppOnline.de: Gibt es Überlegungen hinsichtlich eines neuen Stalljockeys? Andere Trainer wie Erika Mäder, Werner Baltromei und einige andere kommen ja ohne einen solchen aus. Sie hatten eigentlich immer einen Stalljockey.
Hubertus Fanelsa: Es ist nichts angedacht. Da müsste sich schon ein Reiter mit Potential anbieten. Finanziell ist das auch kaum zu machen. Wir sind in der Arbeit auch so gut besetzt, dass wir nicht von einem Stalljockey abhängig wären.
GaloppOnline.de: Gibt es Favoriten unter den Jockeys, wenn Sie nun für die Rennen die freie Auswahl haben?
Hubertus Fanelsa: Jozef Bojko, Filip Minarik und Paul Harley haben alle bei mir angefangen. Das waren natürlich absolute Glücksfälle. In erster Linie würde ich Jozef Bojko und Andrasch Starke heranziehen. Auch zu Filip Minarik habe ich ein sehr gutes Verhältnis.
GaloppOnline.de: Glauben Sie, dass Sie immer gute Jockeys bekommen werden?
Hubertus Fanelsa: Meine Pferde sehen immer sehr gut aus. Wenn ein Pferd mit Chance sich anbietet, wird sich sicherlich kein Jockey verweigern, meine Pferde zu reiten.
GaloppOnline.de: Haben Sie sich Ziele für 2007 gesetzt?
Hubertus Fanelsa: Nein, ich möchte aber auf diesem Level weitermachen und das Optimum aus dem sich bietenden Material machen.
GaloppOnline.de: Der tolle Askant ist längst so etwas wie das Maskottchen des Stalles, jetzt ist er zehn Jahre alt. Was sagen Sie, wenn Sie hören, er sei reif für die Rente?
Hubertus Fanelsa: Dem widersprechen seine Leistungen. Er hat ja erst als Vierjähriger angefangen, bekam also ausreichend Zeit zur Reife. Das kommt ihm inzwischen entgegen. Askant hatte nie Probleme gesundheitlicher Art und gibt sich wie ein Vierjähriger.
GaloppOnline.de: Bitter war doch sicherlich die kurzfristige Absage eines Renntages in Frankreich vor wenigen Wochen, an dem Askant starten sollte?
Hubertus Fanelsa: Das hat mich gewurmt. Auf Anraten von Herrn Baltromei hatten wir einen sehr guten Auszubildenden vom Fabre-Stall für den Ritt bekommen. Ihn hätte ich gerne auf passendem Boden auf Askant gesehen.
GaloppOnline.de:Werden Sie es mit ihm erneut in Frankreich versuchen?
Hubertus Fanelsa: Möglicherweise, aber er hat im deutschen Handicap mittlerweile viel Nachlass bekommen, so dass ihm der Ausgleich II offensteht.
GaloppOnline.de: Bessere Ziele kann man sicherlich auch mit dem guten Sprinter Narsus in Angriff nehmen.
Hubertus Fanelsa: Narsus ist nicht ausgepowert worden. Wir haben mit ihm auf Frankreich und weite Reisen verzichtet. Er sollte eines Tages in die Fußstapfen von Askan treten können.
GaloppOnline.de: Sie sind Dritter in der Statistik der Hindernistrainer. Soll das Hindernisengagement vielleicht sogar noch ausgeweitet werden?
Hubertus Fanelsa: Wir haben immer Starter in Hindernisrennen gehabt und sind zweigleisig gefahren. Das ist erneut angedacht, aber die Reiterfrage wird leider immer schwieriger.
GaloppOnline.de: Sie scheuen keine Reisen. Auf welchen Bahnen bieten Sie vorzugsweise Pferde auf ?
Hubertus Fanelsa: Dort, wo meine Pferde wahrscheinlich sehr gut laufen und gewinnen können.
GaloppOnline.de: Sie sind nun ein Jahr am neuen Stall in Achim-Bollen, an dem vorher Pavel Vovcenko war. Sind Sie mit den Gegebenheiten zufrieden?
Hubertus Fanelsa: Die Frage ist leicht zu beantworten. Man braucht nur das Ergebnis aus der ersten vollen Saison zu sehen. Der Vermieter ist zwar kein einfacher Mann, aber die Trainingsmöglichkeiten sind exorbitant.
GaloppOnline.de: Stefan Wegner hat die Anlage verlassen, durchaus auch mit einem kritischen Rückblick. Es sei kein Winterquartier. Auf der anderen Seite hat Pavel Vovcenko seine größten Erfolge gerade von dort aus gefeiert.
Hubertus Fanelsa: Es ist nicht schön, wenn man liest, dass ein Kollege, der hier Erfolg hatte, nun schlecht über die Anlage redet. Das ist für mich kein Stil. Pavel Vocenko hat dort im Übrigen neunzig Pferde trainiert und Grupperennen gewonnen, das zeigt doch schon die Möglichkeiten.
GaloppOnline.de: Warum haben Sie sich gegen Mahndorf entschieden?
Hubertus Fanelsa: Ich habe nie etwas gegen Mahndorf gehabt. Mein Anwalt und ich konnten aufgrund des Kostenfaktors und der Vertragsstruktur aber nicht darauf eingehen.
GaloppOnline.de: Häufig firmiert als Besitzer der Pferde der Stall Roggen oder der Stall Pfeffer, an denen Sie beteiligt sind. Wie schwer ist es, an neue Besitzer zu kommen?
Hubertus Fanelsa: Es ist richtig, dass ich an diesen beiden Ställen beteiligt bin. Stall Roggen sind unsere Familienfarben, zum Stall Pfeffer gehören Anwälte, Architekten und ein Stammtisch aus Bremen. Ich könnte vielleicht hundert Pferde trainieren, aber da wüsste ich vorher, dass ich für fünfzig kein Geld bekommen würde. Durch den Erfolg kommen viele Anfragen. Ich suche mir die besitzer sehr gut aus. Im Übrigen neige ich nicht zur Selbstzerfleischung.
GaloppOnline.de: Wie stark werden Sie in den nächsten Wochen auf der Sandbahn aktiv sein?
Hubertus Fanelsa: Das ist in erster Linie abhängig vom Wetter. Wenn der Winter doch noch kommt und die Frostperiode beginnt, müssen wir unser Engagement für einen Monat unterbrechen.
GaloppOnline.de: Zu den ersten Gratulanten zählte auch an Silvester wieder Hein Bollow. Wie ist Ihr Verhältnis?
Hubertus Fanelsa: Er hat mir innerhalb vieler Jahre ein sehr gutes Rüstzeug gegeben. Ich freue mich immer, wenn er mich nach einem Erfolg in Empfang nimmt und als Erster gratuliert. Wir haben eine ausgezeichnete Verbindung.
GaloppOnline.de: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Hubertus Fanelsa: Ich bin in der glücklichen Lage, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Da bleibt nur noch Zeit, um mich um meine Familie zu kümmern und um Bücher zu lesen.
GaloppOnline.de: Welches Buch lesen Sie zur Zeit?
Hubertus Fanelsa: Ben Schots Almanach. Das ist ein Buch über alle möglichen Statistiken der Welt.
GaloppOnline.de: Wie lange wollen Sie noch als Trainer arbeiten?
Hubertus Fanelsa: Gott sei Dank bin ich gesundheitlich voll auf der Höhe, und der Beruf macht mir sehr viel Spaß. Ein Ende ist noch lange nicht abzusehen.