Mit Werner Glanz

GaloppOnline.de: Wann kamen Sie auf die Idee, Floriot in diesem Rennen laufen zu lassen?

Werner Glanz: Ich hatte im Vorjahr nach dem Listensieg in Rom zu ihren damaligen Besitzern gesagt, die Stute gewinnt Gruppe-Rennen. Familie Nercessian hat Floriot am 10.April an Frau Hiddemann verkauft. Es war ein langer Winter bei uns. Sie kam erst nicht in Schwung.

Sie hat dann im Mai ein Condizionata in Mailand leicht gewonnen und war Anfang Juni Zweite in einem Gruppe III-Rennen. Schon dieses Rennen hatten wir immer im Blick. Karoly war bei den 1000 Guineas in Düsseldorf. Leider hat Ivan Rossi sie ziemlich verknallt. Er war mit Floriot schon sechshundert Meter vor dem Ziel in Front, genau auf der Linie wurde sie abgefangen. Die Siegerin Exhibit One war später Dritte in einem Gruppe II-Rennen in Deauville und Vierte in den Yorkshire Oaks. Hinter Floriot war als Fünfte Wurfscheibe, die anschließend zwei Gruppe-Rennen gewann. Die Formen wurden alle bestätigt.

Im Juli sicherte sich unsere Stute ein Listenrennen in Mailand mit vier Längen Vorsprung gegen Purity. Fünfte war damals Fair Nashwan. Beim Sieg in einem Listenrennen in Mailand, als sie nur mit Händen geritten vom letzten Platz kam, war wieder Fair Nashwan ohne Chance gegen Floriot. Und diese Stute war im Verlauf der Saison Gruppe III-Siegerin und kürzlich Zweite zu Laverock und vor Cherry Mix auf Gruppe I-Ebene in Mailand.

Da wusste ich, wir fahren nicht ohne Chance nach Rom in das Rennen, das wir schon bald im Visier hatten. Etwas ernüchternd war der zweite Platz hinter Art Attack im Listenrennen auf der Heimatbahn. Aber ich bin mittlerweile der Ansicht, dass ihr Linkskurse nicht so gut liegen, denn nur in München zeigte sie manchmal nicht ihre Bestform. Ein Problem war allerdings, dass sich Floriot sechs Wochen vorher eine Spitze des Griffelbeins abgebrochen hatte.

GaloppOnline.de: Wie hat sich das Rennen für sie gestaltet?

Werner Glanz: Floriot ging an letzter Stelle. Sie pullte, war schwer zu halten. Karoly hat sich sehr lange Zeit gelassen, in bester Haltung ganz außen angegriffen, dann hat sich die Stute locker und ohne einen Peitschenschlag gelöst. Die Order war abhängig vom Rennverlauf. Im Feld hätte sie wahrscheinlich noch mehr gepullt. Es wäre natürlich verwegen gewesen zu sagen, wir putzen Confidential Lady weg. Aber die Engländerin hat auch ein recht strammes Programm gehabt, war noch kurz vorher in den Champion Stakes gelaufen. Floriot könnte nun in die Winterpause gehen.

GaloppOnline.de: Was waren Ihre ersten Gefühle nach dem Triumph?

Werner Glanz: Wir haben alle so geschrien auf der Zielgeraden. Das war Wahnsinn. Ich habe gedacht, ich werde verrückt. Es ist ein Traum, ein Gruppe I-Rennen zu gewinnen, zumal wir in dieser Saison noch nicht gerade auf Rosen gebettet vwaren.

GaloppOnline.de: Hatten Sie die Stute speziell auf dieses Rennen vorbereitet?

Werner Glanz: Sie ist vor dem Rennen keinen Galopp mehr oder weniger als sonst gegangen. Leichtere Arbeiten geht Floriot immer allein. Sie ist morgens sehr fleißig, will da schon mehr zeigen als ich erwarte. Ein unkompliziertes Pferd. Sie ist so brav, dass man in der Box neben ihr schlafen könnte. In der Arbeit ist Roman Held ihr ständiger Reiter. Er sitzt fast täglich im Sattel, wenn er nicht da ist, dann reitet sie Karoly.

GaloppOnline.de: Welchen Anteil hat Karoly Kerekes am Erfolg?

Werner Glanz: Er kennt Floriot bestens. Frau Hiddemann möchte keinen internationalen Spitzenjockey haben, sondern steht voll hinter ihm. Alles wird intern besprochen, das gilt auch für Kritik. Letztlich lasse ich ihm im Rennen bei Floriot viel Freiheit. Er soll je nach Rennverlauf die richtige Entscheidung treffen.Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis. Die Chemie stimmt.

GaloppOnline.de: Waren Sie sich der historischen Bedeutung für die Münchener Trainingszentrale bewusst?

Werner Glanz: Ich habe Pawiment 1980 in der Abschlussarbeit für den Preis von Europa geritten. Mein Eindruck war damals, dass er etwas steif ging, aber die Leute vom Stall meinten, das sei immer so gewesen. Ich bin dann wieder nach Wien gefahren. Dort habe ich in den Nachrichten erfahren, dass Pawiment den Preis von Europa gewonnen hat. Ich konnte das kaum glauben. Kurz danach habe ich bei Charly Seiffert als Hindernisjockey angefangen.

GaloppOnline.de: Wie war die Resonanz aus dem Kollegenkreis?

Werner Glanz: Ich habe bestimmt sechzig Mails auf mein Handy bekommen. Viele haben mich angerufen und gratuliert. Aber letztlich ist es ein schnellebiges Geschäft. Am nächsten Tag geht es ganz normal weiter.

GaloppOnline.de: Haben Sie am Abend in Rom noch gefeiert?

Werner Glanz: O ja, in der Nähe der Rennbahn ist ein sehr gutes Restaurant, das ich durch Dirk Fuhrmann kennengelernt habe. Clarissa Hiddemann kommt aus der Gastronomie, sie hatte früher ein Top-Ausflugs-Lokal in Tutzing und ist eine absolute Weinkennerin. Es wurde riesig aufgefahren, war einfach toll. Der Trainer hat ein wenig tief ins Glas geschaut.

GaloppOnline.de: Wie ist Clarissa Hiddemann zum Sport gekommen?

Werner Glanz: Ich glaube, sie war 1980 schon im Rennsport, ist als Mädchen mit dem Rad zum Stall gefahren, war Amateurreiterin bei Willy Hessler. Clarissa hat den früheren Hindernisreiter Rüdiger Hiddemann geheiratet, mit ihm das Lokal gebaut. Leider ist er sehr früh verstorben. Sie war dann ein paar Jahre weg aus dem Turf, hatte später Pferde bei Wolfgang Figge.

Ende Dezember 2004 kam sie zu mir an den Stall. Assam war das erste Pferd bei uns. Sie ist eine Besitzerin, wie man es sich wünscht, hat im Übrigen auch ein Reitpferd bei sich zu Hause in Tutzing. Zwei bis dreimal pro Woche kommt sie am Stall vorbei und kümmert sich um vieles.

GaloppOnline.de: Bleibt Floriot auch 2007 in Training?

Werner Glanz: Nach jetzigem Stand der Dinge bleibt sie im Stall. Es gab natürlich schon viele Kaufangebotem aber Clarissa Hiddemann möchte Floriot unbedingt behalten und später einmal mit ihr züchten.

GaloppOnline.de: Waren Ihre Züchter, das Ehepaar Nercessian, auch in Rom?

Werner Glanz: Nein, aber sie haben angerufen und herzlich gratuliert.

GaloppOnline.de: Gibt es versprechende Geschwister von Floriot?

Werner Glanz: Auf der Koppel ist eine vin Orpen stammende Jährlingsstute. Ich eiß aber nicht genau, was man mit ihr vorhat. Floriots dreijähriger Bruder Faraday hat etwas Anlauf gebraucht, ist zuletzt anständig gelaufen. Die ältere Schwester Fantasmatic, eine Lomitas-Tochter, ist bereits in der Zucht. Ein Neueinsteiger im Sport, ein Arzt aus Ingolstadt, hat sie als Mutterstute sehr günstig gekauft, hat jetzt die Schwester einer Gruppe I-Siegerin. Er war einer der ersten Gratulanten.

GaloppOnline.de: In Deutschland war das Jahr 2006 mit bisher neun Siegen sicher nicht gerade berauschend. Woran lag es?

Werner Glanz: Im Ausland lief es gut, in München grottenschlecht. Ich führe das auf den langen Winter zurück. Wahrscheinlich haben wir einige Pferde danach etwas zu überstürzt eingesetzt. Wir hatten viel Verletzungspech.

GaloppOnline.de: Wie ist der Stall aktuell ausgelastet?

Werner Glanz: Wir haben 48 Pferde. Einige Jährlinge werden noch kommen. Sehr gefreut habe ich mich über einen Anruf eines italienischen Besitzers, der am Wochenende zu uns kommt. Vermutlich ist er durch den Sieg in Rom auf uns aufmerksam geworden.

GaloppOnline.de: Wer sind die anderen Hoffnungsträger?

Werner Glanz: Leider hatte sich Purity, die einmal Zweite zu Floriot war, verletzt. Sie geht in die Zucht. Lindholm war lange außer Gefecht, hatte Rückenprobleme. Er vist mit zunehmendem Alter vielleicht etwas schlau geworden, aber ich halte ihn unverändert für ein tolles Pferd, das noch einiges bewegen kann. Assam war sehr oft platziert. In der Freudenau hat er überlegen gewonnen, leider kommt er mit der Bahn in Ebreichsdorf und der kurzen Geraden dort offenbar nicht zurecht.

Nach viel Pech in der Vergangenheit mit Verletzungen und einer zweijährigen Pause hat sich Somotillo wieder zurückgemeldet mit einem zweiten Platz zu Siberion in Mailand. Er hat das Rennen super verdaut. Entweder bestreitet er nun noch ein Condizionata als Vorbereitung oder geht direkt in ein Gruppe III-Rennen. Auch vom Charakter her stimmt bei ihm alles. Ich habe noch kaum einen so guten Hürdler in Italien gesehen wie ihn. Jetzt kommt auch die Zeit, in der er den bevorzugten weichen Boden antrifft.

Mit dem Dreijährigen Chacotero hatten wir leider wenig Glück. Er hat sich im Juni in einem Listenrennen in Mailand verletzt. Es war zwar nichts ganz Schlimmes, aber ich möchte, dass er diese Geschichte vollständig auskuriert und dann wieder voll da ist. Ich habe auch einige schöne Zweijährige. Drei Kunden aus Italien sind inzwischen bei mir.

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