Mit C. Czachary

GaloppOnline.de: Drei Ihrer bislang sieben Saisonsiege kamen am Pfingstmontag in München zustande. Hatten Sie mit einem so guten Tag gerechnet?

Christian Czachary: Mit allen Ritten hatte ich sehr gute Chancen. Es lief genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Um die Ritte kümmere ich mich inzwischen selbst, das läuft ganz gut.

GaloppOnline.de: Hatten Sie Dark Dancer, der hinter Imonso als Zweiter im Gruppe-Rennen eine tolle Partie lieferte, auch so unterschätzt wie die Wetter?

Christian Czachary: Nein, seine Form als Zweijähriger in München war sehr gut. Andre Best hat mir schon in Baden-Baden den Ritt besorgt. Er hatte ihn beim Sieg in Köln geritten und mir das Herz ans Herz gelegt.

GaloppOnline.de: Haben Sie kurz an den Sieg geglaubt?

Christian Czachary: Ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Einen Moment lang dachte ich wirklich, es würde klappen. Dark Dancer hat gut angezogen. Dann war Imonso an ihm knapp vorbei, doch kam er wieder. Zweihundert bis einhundertfünfzig Meter vor dem Ziel besaß mein Pferd Siegchancen. Ihm hat noch ein wenig Reife gefehlt. Er schielte ein wenig zu Imonso herüber. Ich denke, dass Dark Dancer sich von Start zu Start verbessert.

GaloppOnline.de: Kann er auch die Derby-Distanz bewältigen? Dürfen Sie Dark Dancer auch in den nächsten Rennen und nicht zuletzt im Derby reiten?

Christian Czachary: Der Trainer hat mir gesagt, dass das Rennen in München ein Test sei, ob Dark Dancer 2000 Meter bewältigt. Das hat er eindrucksvoll getan. Ich denke, wenn er in seinem nächsten Rennen auch 2200 Meter schafft, dann sollte er auch über 2400 Meter kommen. Ich bin da recht zuversichtlich. Das Pferd lernt immer weiter dazu. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich ihn wieder reiten dürfte, natürlich auch im Hinblick auf das Derby.

GaloppOnline.de: Wie sind Ihre Chancen als Stalljockey bei Erich Pils?

Christian Czachary: Unsere große Hoffnung ist Blushing Dancer. Er hat bei seinem Sieg gezeigt, was in ihm steckt. Und die Leistung zuvor hinter Imonso, der jetzt Gruppe-Sieger ist, und Don Corleone, der von Axel Kleinkorres als sehr gutes Pferd eingeschätzt wird, wurde stark aufgewertet.

Eine Derby-Nennung hat er allerdings nicht. Er ist nach Abstammung auf anderen Distanzen, zwischen 1600 und 2000 Metern zu Hause. Sicherlich wird seine Marke nicht niedrig sein. Beim fünften Rang im Auktionsrennen als Zweijähriger hatte er schon überzeugt.

GaloppOnline.de: Das Lot ist allerdings zahlenmäßig übersichtlich.

Christian Czachary: Es sind aktuell 17 Pferde im Stall, es ist ja überall nicht leicht. Natürlich hat das Rennjahr spät angefangen. Gerade in München war der Winter sehr hart, die Pferde waren rückständig. Aber mit der bisherigen Ausbeute sind wir sehr zufrieden. Die Stallform steht.

GaloppOnline.de: Wie lange waren Sie am Montagabend denn noch bei PremiereWin im Einsatz?

Christian Czachary: Bis ein Uhr. Zunächst ganz normal als Kommentator, dann habe ich die Nightline gemacht, alleine ohne Moderatoren im Studio.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie an den Job gekommen?

Christian Czachary: Ich habe früher bei pferdewetten.de ja bereits Pferderennen kommentiert. Pierre Hofer hat mir den Job vermittelt.

GaloppOnline.de: Wie gefällt Ihnen diese Aufgabe?

Christian Czachary: Sie macht mir sehr viel Spaß. Ich bin der Ansicht, dass das Format der Sendung gut gemacht ist. Das Team ist kompetent, und dem Sport tut eine derartige Übertragung von Rennen gut. PremiereWin zieht in erster Linie neue Leute an, die bislang mit dem Galopprennsport nicht viel zu tun hatten. Die Sendung ist leicht verständlich, damit nicht nur Insider das Geschehen verstehen. Wir hoffen, dass die Leidenschaft am Galoppsport geweckt wird.

GaloppOnline.de: Was liegt Ihnen besser, Rennen zu kommentieren oder als Experte im Studio zu agieren?

Christian Czachary: Beides gefällt mir. Man kann den Leuten, einen Blick hinter die Kulissen des Sports geben, ihnen den Turf ein wenig erklären. Es ist hier wichtig, die Rennen so zu analysieren, dass es auch Nicht-Insider verstehen. Der alte Hardcore-Zocker stirbt doch aus.

GaloppOnline.de: Sicher ist es für Sie auch eine gute Verdienstmöglichkeit, gerade nach dem harten Winter.

Christian Czachary: Natürlich, wir hatten hier eine lange Pause zu überbrücken. Da ist solch eine Aufgabe ein willkommenes Zubrot. Und wenn es dabei gelingt, dem Sport auf die Sprünge zu helfen, ist das auch positiv. Die Tendenz ist doch absehbar, die Leute wollen die Rennen gerne von zu Hause sehen.

GaloppOnline.de: Wie ist die Unterstützung von offizieller Seite des deustchen Rennsports?

Christian Czachary: Man verhält sich auf offizieller Seite doch sehr ruhig. Jetzt hat man doch eine Medienplattform, dann sollte man dies auch nutzen, Wir wollen doch, dass neue Leute herangezogen werden, und wir tun auch einiges, damit wieder Menschen, auf die Bahn kommen, wenn wir zum Beispiel Freikarten für große Renntage verlosen. Die Wetten werden zu einhundert Prozent in den Toto vermittelt.

GaloppOnline.de: Wie stark ist die Resonanz?

Christian Czachary: Mit der Resonanz ist man beim Sender sehr zufrieden. Wir bekommen auch viele Zuschriften, per Email kann man direkt Kontakt zum Kommentator aufnehmen. Ich bin auch schon oft auf der Bahn auf die Sendung angesprochen worden.

GaloppOnline.de:Wie bereiten Sie sich auf eine Sendung vor? Sie kennen die amerikanischen Pferde doch auch kaum.

Christian Czachary: Man muss sich schon in die Formen einlesen, als Experte noch mehr. In Amerika hat man die Formen aber schneller durchgearbeitet, man sieht bald, wer die gegebenen Pferde sind. Natürlich gibt es aber auch Tage, an denen die Pferde ziemlich durcheinanderlaufen.

GaloppOnline.de: Sind die farbigen Nummerndecken eine Hilfe?

Christian Czachary: Das macht die Sache als Kommentator natürlich viel leichter. Wir haben diese farbigen Decken seit kurzem auch in München. Mir haben einige Leute gesagt, dass das eine gute Lösung ist. Auch ein Laie kann die Pferde besser erkennen und im Rennen schnell verfolgen.

GaloppOnline.de: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Ist es nicht hart, nach einem nächtlichen Premiere-Job, der manchmal bis zwei oder drei Uhr dauert, frühmorgens wieder im Training zu reiten?

Christian Czachary: Ich bin morgens täglich am Stall und reite am Wochenende. An vier bis fünf Tagen bin ich bei Premiere im Einsatz. Natürlich ist das ein großer Zeitaufwand. Aber das lässt sich schon vereinbaren. Und ich stecke so etwas gut weg.

GaloppOnline.de: Sie sind jetzt 35. Können Sie sich vorstellen, nach Ende der Jockey-Karriere den Kommentatoren-Job noch zu intensivieren?

Christian Czachary: Logischerweise kommen einem diese Gedanken, zumal man hier in München nicht soviele Ritte bekommt wie anderswo. Außerdem bin ich sehr groß. Eine Trainer-Laufbahn schwebte mir mal im Hinterkopf, aber bei der aktuellen Gesamtlage bin ich da etwas zurückhaltend. Ich möchte gerne Hilfestellung leisten, damit es im deutschen Turf wieder aufwärts geht.

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