Mit Marion Rotering

GaloppOnline.de: Gratulation zum tollen Erfolg von Lobatica in Meran. Genau zu Karriereabschluss doch noch den lange erhofften Listenerfolg geschafft. So etwas nennt man wohl Punktlandung, oder?

Marion Rotering: Das kann man wohl sagen, allerdings haben wir auch gezielt auf dieses Rennen als Abschluss hingearbeitet. Schon früh stand nach Absprache mit dem Besitzer Herrn Wiegandt und Dr. Francescini unserem Berater in Italien fest, sie decken und dann auch weiter laufen zu lassen. Mit dem Preis der Therme hatte sie ohnehin noch eine Rechnung offen, denn sie war in dieser Prüfung schon Fünfte und auch einmal nur mit Nase knapp geschlagene Zweite.

Doch ein Rennen planen und dann auch wirklich zu gewinnen, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Riesig, das es schließlich wie gewünscht geklappt hat, denn so einen Abschied hatte sie wirklich verdient.

GaloppOnline.de: Sie waren schon im Vorfeld ziemlich sicher, das sie dieses Rennen gewinnen würde. Gab es nicht doch leichte Bedenken, weil es für die auch noch tragende Stute, das zweite Rennen innerhalb von nur acht Tagen war?

Marion Rotering: Stimmt, wir waren voller Überzeugung, dass sie dieses Rennen gewinnt. Die Schlussarbeit zu Hause gegen Rhodesian winner war schon mehr als überzeugend, und das erste Rennen hatte sie wirklich bestens weggesteckt, war schon am nächsten Morgen wieder putzmunter. Als künftige Mutter scheint sie ohnehin derzeit auf Wolke sieben zu schweben. Da auch der Boden trotz der Regenfälle nicht zu weich, hatten wir wirklich nur wenige Bedenken.

GaloppOnline.de: Auch nicht als ihr Jockey im Rennen die Taktik, quasi eigenmächtig änderte und die Stute zum ersten Mal in ihrer Laufbahn überhaupt auf Warten ritt?

Marion Rotering: Da hatte ich während des Rennens schon mächtig Herzklopfen und so um die 40 Grad Fieber, denn das war in der Tat nicht so gewollt. Doch ist sie gerade beim Start in der Box gestiegen und als letzte abgesprungen. Da hat er dann klugerweise nichts überstürzt und sie einfach ganz hinten langsam wieder auf die Beine kommen lassen. Ein taktischer Schachzug, der sich zuletzt dann Gott sei dank doch noch knapp aber voll ausgezahlt hat.

GaloppOnline.de: Nach dem Erfolg von Rhodesian winner in Mailands Coppa d`oro war dies ja schon der zweite Listenerfolg in diesem Jahr und dazu dann auch noch die großartige Gruppe II Placierung in Paris. Das ist ja wohl das bisher erfolgreichste Jahr für Sie als Trainerin?

Marion Rotering: Es gab zwar früher schon einmal Listenerfolge in Hindernisrennen und wir waren mit unseren Pferden auch schon zweimal in der Diana vertreten und in besseren Rennen placiert Doch vom sportlichen Wert her, zumal diese Siege auch noch im Ausland erzielt wurden und natürlich auch von der Gewinnsumme her, ist es schon jetzt ohne wenn und aber für mich die bisher eindeutig beste Saison. Irgendwann muss es ja einfach auch mal mit einem so genannten Big Point klappen, lange genug gewartet und darauf hingearbeitet, habe wir ja nun wirklich.

GaloppOnline.de: Was bedeuten derlei Erfolge eigentlich für ein Trainingsunternehmen wie das Ihre?

Marion Rotering: Sehr viel, denn es zeigt, dass man auch als ein so genannter kleiner Trainer mit einem überschaubaren und von der Klasse her zumeißt bescheidenem Pferdebestand durchaus Erfolg haben kann, wenn man die Pferde langsam aufbaut und solide Arbeit leistet. Das beweist nicht nur die Resonanz unserer Besitzer, die stets sofort nach den Rennen anrufen und gratulieren, sonder auch die Wertschätzung, die man unseren Erfolgen auch im Ausland, speziell natürlich in Italien, entgegenbringt.

GaloppOnline.de: Und was bedeutet es für Sie persönlich?

Marion Rotering: Wir sind natürlich stolz und glücklich über diese Erfolge, weil es auch eine Bestätigung für unsere Arbeit und den großen Aufwand ist, den wir mit unseren Pferden betreiben.

GaloppOnline.de: Bei derlei Erfolgen müssten Ihnen Besitzer eigentlich jetzt doch die Türen einrennen, insbesondere, wenn man also auch auf einer Bahn wie Verden durchaus Listen- und Gruppepferde trainieren kann?

Marion Rotering: Ja, sollte man eigentlich wirklich annehmen, doch sieht die Realität da leider ganz anders aus. Ich glaube einerseits, dass die kleinen Trainer hierzulande einfach nicht viel zu zählen scheinen und andererseits viele Besitzer bei den steigenden Unterhaltskosten und den immer geringer werden Rennpreisen die schnellen Erfolge einem langsamen Aufbau ihrer Pferde, so wir ihn betreiben, einfach vorziehen.

GaloppOnline.de: Wie sieht denn überhaupt derzeit die Besitzerstruktur an Ihrem Stall aus?

Marion Rotering: Wir verfügen gottlob über einen treuen Besitzerstamm, der über Jahre gewachsen ist und sich über das ganze Bundesgebiet (Köln, Krefeld, Frankfurt, Baden-Baden) und sogar Ungarn erstreckt. Alles begeisterte Pferdeleute mit viel Engagement für den Sport und die, das ist das Wichtigste, mit uns auch an einem Strang ziehen. Nur aus der umliegenden Region lässt der Zuspruch zu wünschen übrig, was uns denn auch selbst einigermaßen überrascht

GaloppOnline.de: Mit Lobatica verlässt zwar jetzt ein echter Crack das Quartier, an Rhodesian winner steht aber adäquater Ersatz weiter zur Verfügung. Was kann man denn von ihm noch erwarten?

Marion Rotering: Richtig, Lobatica wechselt jetzt tragend von Tiger Hill ins Gestüt Riepegrund von Herrn Dr. Wiesner, mit dem wir seit Jahren freundschaftlich verbunden sind und für den wir auch bereits mehrere Pferde trainiert haben. Rhodesian winner hat sich ja von Jahr zu Jahr weiter verbessert und sollte immer noch nicht alles gezeigt haben.

Sein Nahziel ist, vorausgesetzt er wird eingeladen, der Boshporus-Cup in Istanbul, wo er wohl auch den erforderlichen guten Boden antreffen wird. Da er auch im nächsten Jahr in Training bleiben soll, stehen wiederum Starts in Italien und Frankreich an, wobei aufgrund seiner derzeitigen Marke von 93,5 Kilo neben ausgesuchten Condizionatas, zwangsläufig eben primär Listen- und Grupperennen auf dem Programm stehen werden.

GaloppOnline.de: Es fällt auf, dass viele Pferde bei Ihnen erst oder auch gerade immer noch in schon fortgeschrittenem Alter ihre besten Leistungen bringen. Gibt es dafür spezielle Gründe?

Marion Rotering: Das liegt daran, dass wir die Pferde immer langsam und kontinuirlich aufbauen, damit ihre Besitzer, die auch sehr an ihren Tieren hängen, möglichst lange etwas von ihnen haben. Das ist für uns auch existenziell wichtig, da wir über nur wenige zahlungskräftige Patrone verfügen, die laufend ihren Pferdebestand verjüngen und ausbauen. Zudem setzten viele unserer Züchter und Besitzer nicht auf Frühreife, sondern überstellen ihre Pferde auch zumeist erst spät zu uns.

GaloppOnline.de: Wie sieht es denn überhaupt aktuell die Stallstruktur aus, und wie ist es um den Nachwuchs bestellt?

Marion Rotering: Von 32 vorhandenen Boxen, sind aktuell zwar nur 25 belegt, doch werden in den nächsten Wochen einige, sich derzeit noch auf Koppel befindliche und sich erholende Rekonvaleszenten wieder einrücken. Zum Jahresende wird die Kapazität wieder ausgeschöpft sein, wenn auch noch angekündigte Zwei- und Dreijährige Pferde von den Züchtern eingestellt worden sind. Natürlich überwiegt wie immer der Anteil älterer Pferde, doch sind auch einige sehr gut gezogene Youngster dabei.

GaloppOnline.de: Und wie sieht es mit dem Personal aus?

Marion Rotering: Da haben wir wirklich großes Glück, denn wir haben eine wirklich gute Truppe zusammen. Da wir insgesamt nur zu Sechst sind, bedeutet das für alle eine ganze Menge Arbeit, ist das für unsere Mitarbeiter quasi ein Fulltime-Job, insbesondere wenn wir mit den Pferden tagelang im Ausland unterwegs sind. Aber trotz aller Mühen, ziehen da alle ganz toll mit. Da sollte und muss man einfach auch einmal auf diesem Wege Danke sagen, denn ohne sie wären die Reisen und damit auch die Erfolge speziell in diesem Jahr gar nicht möglich gewesen.

GaloppOnline.de: Sie sind zwar ein kleines, aber in der Tat auch sehr reisefreudiges Quartier, fahren zumeist auch noch selber. Wie bringt man das alles unter einen Hut, denn zu Hause muss ja auch der tägliche Trainingsbetriebweitergehen?

Marion Rotering: Um die Kosten für unsere Besitzer bei den Auslandsstarts in einem erträglichen Rahmen zu halten, müssen wir einfach selber fahren. Man darf sich dann aber als Trainerin auch nicht zu schade sein, wenn man wie jetzt gerade eine ganze Woche Meran vor Ort sein muss, dort alles selber zu machen und auch die Pferde vor und nach dem Rennen zu führen, weil eben das Personal zu Hause dringend gebraucht wird. Schließlich muss der Betrieb ja weiterlaufen, denn auch andere Besitzer erwarten schließlich daß wir bei ihren Pferden gute Arbeit leisten.

GaloppOnline.de: Sie sind jetzt schon lange in Verden. Das kurzfristige Intermezzo Bremen ist zu den Akten gelegt, Mahndorf vielleicht ein Thema. Wo liegt denn die Zukunft des Rennstalles Rotering.

Marion Rotering: Wir sind jetzt im zehnten Jahr in Verden und fühlen uns hier eigentlich immer noch pudelwohl, obwohl es derzeit mit den hier ebenfalls angesiedelten Hannoveraner Pferden wirklich nicht einfach ist. Da muss der Rennverein einfach etwas unternehmen, sonst müssen wir uns nach einem neuen Standort umsehen An Mahndorf glauben wir eigentlich schon lange nicht mehr, haben aber auch Offerten einiger namhafter Deutscher Rennvereine und auch aus Mailand vorliegen. Endgültig werden wir bis Ende des Jahres entscheiden, wie und wo es für uns weitergeht.

GaloppOnline.de: Was sind kurzfristig die nächsten sportlichen Ziele.

Marion Rotering: Natürlich wie jedes Jahr die Große Woche in Baden-Baden, wo wir mit einem zwar kleinen, aber schlagkräftigen Lot angreifen werden. Dann steht wieder Meran auf dem Programm, und wie bereits erwähnt haben wir den 11. September mit Istanbul ganz besonders dick im Kalender angekreuzt.

GaloppOnline.de: Und welches Rennen würden Sie gerne noch gewinnen?

Marion Rotering: Unser Ziel ist es einfach, nur so viele Rennen wie möglich für unsere Besitzer zu gewinnen. Da wir ja jetzt zwei Listenrennen gewonnen haben, wäre natürlich ein Gruppe Rennen nicht schlecht, zumal wir ja jetzt mit einem dritten Platz schon einmal ganz nahe dran waren. Aber ein Sieg im Boshporus Cup wäre natürlich auch nicht schlecht und dann quasi das Sahnehäubchen auf diese tolle Saison.

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