Mit Klaus Zellmann

‚Zwanzig Prozent mehr an Sponsorengeldern‘

GaloppOnline.de: Vor einigen Tagen haben Sie erfolgreich ihre Prüfung als Buchmacher bestanden. Denken Sie über einen Berufswechsel nach?

Klaus Zellmann: Natürlich nicht. Ich möchte es mehr als eine Art prophylaktische Maßnahme von Seiten des Clubs bezeichnen. Wir müssen doch darüber nachdenken, dass zukünftig nicht alle Wetten, die auf dem Platz angeboten werden, in den Totalisator müssen. Das bedeutet, dass wenn die Sportwette offiziell erlaubt ist, ich als Internationaler Club auf meiner Bahn an den letzten beiden Spieltagen der Bundesliga Wetten darauf anbieten möchte. Weil die in der Vergangenheit schon einmal zeitgleich mit dem Frühjahrs-Meeting stattfanden.

GaloppOnline.de: Ein radikaler Schnitt.

Klaus Zellmann: Natürlich. Die Frage ist doch aber, ob der eingetragene Verein noch zeitgemäß, noch lebensfähig ist. Ob auf Dauer die Toto-Lizensierung in dieser Form noch den Gegebenheiten entspricht. Wir wollen einfach gerüstet sein. Deshalb habe ich die Zulassung zum Buchmacher bekommen. Ich stelle mich ja nicht morgen in Baden-Baden hin und mache einen Laden auf.

GaloppOnline.de: Und die Prüfung war für Sie ja wohl kein Thema.

Klaus Zellmann: Bei einer Frage bin ich ins Schwimmen gekommen. Wieviel Kombinationen es beim Drilling in einem Sechs-Pferde-Feld in Frankreich gibt. Das musste ich doch erst einmal mühsam ausrechnen. Aber sonst hat es geklappt.

GaloppOnline.de: Mit einem Buchmacher haben Sie jetzt auch einen spektakulären Vertrag geschlossen.

Klaus Zellmann: Wir und der Münchener Rennverein. Die Kontrakte sind am Dienstag unter Dach und Fach gebracht worden. Es handelt sich um die Firma betbull, ein betting exchange-Unternehmen, das vor einiger Zeit an uns herangetreten ist. Es wird einer der fünf Hauptsponsoren in Baden-Baden, das Engagement bewegt sich im sechsstelligen Bereich. Das nicht unbekannte Unternehmen betandwin ist an betbull beteiligt, es gibt noch andere Anteilseigner. In Deutschland geht es los, in anderen Ländern waren sie bislang noch nicht am Markt.

GaloppOnline.de: Nun benutzen betting exchange-Unternehmen den Sport und logischerweise auch den Galopprennsport in der Regel ohne Gegenleistung, um ihre Geschäfte zu tätigen. Es gibt mit Frankreich ein wichtiges Rennsportland, das absolut dagegen ist und sich keinesfalls mit derartigen Firmen verbünden will.

Klaus Zellmann: Verhindern können wir sie nicht, deshalb ist es sinnvoller, mit ihnen zusammen zu arbeiten und Profit daraus zu ziehen. betbull will sich mit seinem Engagement bei uns darstellen, will Promotion betreiben und auf Dauer natürlich auch die Rennen auf ihrer Wettplattform anbieten.

GaloppOnline.de: Nun lebt dieser Markt insbesondere von den guten Umsätzen, die entsprechend attraktive Quoten versprechen. Ist der deutsche Markt denn überhaupt interessant genug?

Klaus Zellmann: So ganz uninteressant scheint er nicht zu sein, sonst würden sie ja nicht zu uns kommen. Es hat sich in den Gesprächen herauskristallisiert, dass auf deutsche Pferderennen erheblich mehr gewettet wird, als bei uns, also bei den Rennvereinen, tatsächlich ankommt.

GaloppOnline.de: Mit betfair gibt es in England einen unumstrittenen Marktführer, der auch in Deutschland bereits zahlreiche Kunden hat und auch erste Kontakte zu den Rennvereinen geknüpft hat. Warum nicht eine Zusammenarbeit mit betfair.

Klaus Zellmann: Auch betfair ist an den Club herangetreten. Wir hatten aber schnell den Eindruck, dass da letztlich kein großes Interesse dahinter stand. Das Engagement von betbull war wesentlich intensiver.

GaloppOnline.de: Nun fließt aber von dem Geld, das dort gewettet wird, kein Cent in den Toto. Diese Tendenz kann doch nicht gut geheißen werden.

Klaus Zellmann: Wie gesagt, verhindern können wir diese Geschäfte nicht. Deshalb müssen wir froh sein, wenn die Unternehmen auf uns zukommen. Oder glauben Sie, die Fussball-Bundesliga würde nur einen Euro von den jeweiligen Firmen bekommen. Im Übrigen ist mit betbull auch eine Beteiligung an den Umsätzen auf Pferderennen vereinbart worden.

GaloppOnline.de: Warum der Club und zusätzlich München?

Klaus Zellmann: Sie wollten einen Meetings- und einen Dauerveranstalter.

GaloppOnline.de: Wird nicht der Aufschrei in der übrigen Turf-Republik groß sein? Andere Vereine bekommen kein Geld, doch es ist kaum davon auszugehen, dass deren Rennen nicht im Angebot von betbull sind.

Klaus Zellmann: Ich gehe davon aus, dass auch die anderen Vereine auf Dauer miteinbezogen und davon profitieren werden.

GaloppOnline.de: Wie sieht es ansonsten an der Sponsorenfront in Iffezheim aus?

Klaus Zellmann: Für 2005 haben wir an die zwanzig Prozent mehr an Geldern zur Verfügung als 2004. Ohne genaue Zahlen zu nennen, bewegen wir uns dabei im ordentlichen siebenstelligen Bereich. VW und Kaba, das ist ein Unternehmen für Schließanlagen und Türsysteme, haben ihr Engagement ausgeweitet, bekommen ganze Patronatstage.

Neu dabei ist das Pharmaunternehmen Heel aus Baden-Baden. Daimler-Chrysler hat eine Option gezogen, beim Sales & Racing Festival werden die BBAG und Wettarena ihren Sponsorenbeitrag steigern.
Leider mussten wir auch einen „Abgang“ verzeichen. Die Stiftung Gestüt Fährhof wird nicht mehr die Goldene Peitsche sponsern. Der Stiftungsvorstand hat entschieden, sich ganz auf Bremen und Hamburg zu konzentrieren.

Das ist bedauerlich, doch müssen wir das akzeptieren. Wir sind jedoch in sehr aussichtsreichen Verhandlungen, die wir bald abschliessn wollen. Ohnehin soll die Goldene Peitsche weiter aufgewertet werden. Deshalb haben wir den Termin getauscht, sie wird jetzt am ersten Sonntag der „Großen Woche“ gelaufen. Das Fürstenberg-Rennen wechselt auf den Mittwoch. Wir erhoffen uns davon eine stärkere internationale, insbesondere englische Präsenz.

In der Planung ist ein spezieller „Ladies Day“, wobei wir den ersten Tag des Frühjahrs-Meetings ins Auge gefasst haben. Betty Barclay als Partner würde sich da anbieten, die Gespräche stehen an.

GaloppOnline.de: Der Club ist teilweise umgezogen, wird aber weiter sein Standbein in Baden-Baden haben.

Klaus Zellmann: Genauso ist es. Der Sitz des Internationalen Clubs bleibt Baden-Baden. Mit der gesamten Verwaltung sind wir allerdings in den vierten Stock der Benazet-Tribüne umgesiedelt, das Sekretariat ist im Waage-Gebäude. Die Räumlichkeiten an der Lichtenthaler Allee gehören uns zwar nicht mehr, doch haben wir einen Erbpachtvertrag über 75 Jahre geschlossen, dass wir sie weiterhin für die Veranstaltungen des Clubs nutzen können.

Besitzer-Empfang, Fürstenberg-Empfang, das alles soll dort weiterhin stattfinden, es soll die gesellschaftliche Anlaufstelle des Clubs bleiben. Und Frank Joyeux wird dort weiterhin seinen Arbeitsplatz behalten. Ohnehin hat sich die neue Struktur des Clubs bislang sehr bewährt und sich als ausgesprochen praktikabel herausgestellt.

GaloppOnline.de: Stichwort Benazet-Tribüne. Dort soll jetzt in der Dritt-Vermarktung stärker angegriffen werden.

Klaus Zellmann: Das hat inzwischen solche Dimensionen erreicht, dass wir eine eigene Abteilung gegründet haben. Die SAP-Jahreseröffnungstagung wird bei uns stattfinden, eine Landkreissitzung, zahlreiche Einzel-Events. Dazu zwei große Open Air-Konzerte, eines mit Peter Maffay.

Wir haben uns unlängst in Wiesbaden auf der Messe „World of events“ präsentiert und haben einen erstaunlichen Run auf unsere Informationen erlebt. Eine Rennbahn scheint doch etwas Besonderes zu sein, Parkanlagen in dieser Art werden sehr gesucht.

GaloppOnline.de: Urs Suter wird Iffezheim Ende März Richtung Chantlly verlassen. Wer wird seinen Stall übernehmen?

Klaus Zellmann: Wir stehen in Verhandlungen mit zwei deutschen Trainern, die von sich aus auf uns zugekommen sind. Ich denke, dass wir in den nächsten Wochen positive Signale senden können.

GaloppOnline.de: Sie wollen die Trainingsanlage ausbauen.
Zellmann: Die Ankündigung von Urs Suter, Iffezheim zu verlassen, war so etwas wie die Initialzündung. Aktuell ist die Trainingszentrale defizitär, wir müssen dringend etwas tun. Unser Ziel ist es, in den kommenden 24 Monaten die Anlage auf 260 bis 300 Pferde zu vergrößern, den bisherigen Bestand also zu verdoppeln. Das gibt sie her. Wir haben ja doch sehr viel Geld reingesteckt, etwa in die Sandbahn, die von allen Seiten nur gelobt wird.

Der Club hat einen Komplex mit fünfzig Boxen, die zur Verfügung stehen, hinzu kommen von privaten Investoren achtzig Boxen.

GaloppOnline.de: Die Zahl der Pferde im Training ist in Deutschland 2005 weiter gesunken. Wie wollen Sie es schaffen, Pferde in dieser quantitaiven Größenordnung nach Iffezheim zu holen?

Klaus Zellmann: Es wird einen Verdrängungswettbewerb geben, ganz klar. Die Frage ist doch, wie weit Köln noch ausdehnbar ist. Wie man hört, existieren dort sogar Pläne, die Trainingsanlage noch auszuweiten. Doch warum sollte nicht auch ein französischer Trainer, der in Wissembourg oder Straßburg trainiert, in Iffezheim arbeiten? In jedem Fall werden wir, das ist auch mit allen Beteiligten abgesprochen, eine großangelegte Kampagne für den Trainingsplatz Iffezheim starten.

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