GaloppOnline: Sie hatten ein gigantisches Wochenende mit dem Gruppe I-Sieg auf Paita in Saint-Cloud und dem Erfolg mit Eagle Rise gegen Martillo in Rom. Wie liefen diese Tage denn technisch ab?
Andreas Suborics: Ich bin am Samstag mit Mario Hofer und den Besitzern mit dem Auto nach Paris gefahren. Zurück bin ich von Paris-Charles de Gaulle via Mailand nach Rom geflogen. Das Ticket hatte ich schon länger gebucht, da ich eigentlich für unseren Stall Midas am Samstag in Mailand hätte reiten sollen. Aber man hat mir freigegeben, so dass ich den Gruppe I-Ritt auf Paita in Paris absolvieren durfte.
GaloppOnline: Wie hoch schätzen Sie den Triumph der Zweijährigen ein?
Andreas Suborics: Ich denke, es handelte sich um den sportlich bedeutendsten Erfolg eines deutschen Youngsters im Ausland. Ich hatte mit Paita in Mailand schon in beeindruckender Manier gewonnen, aber der Sprung in diese Klasse war gewaltig. Ich muss dem Trainer und dem ganzen Team ein Kompliment machen. Sie haben am Montag nach der Arbeit entschieden, einen Start zu riskieren. Im Vorfeld hatten einige gesagt, was das wohl solle. Aber Manfred und Mario Hofer haben alle eines Besseren belehrt. Ich war nur der Pilot.
GaloppOnline: Sie haben aber sicher auch nicht unbedingt mit einem Sieg gerechnet?
Andreas Suborics: Wir waren nicht so unverschämt, auf einen Erfolg zu spekulieren. Unsere Hoffnung war eine Platzierung. Die Order war, mich zunächst aus allem rauszuhalten. Mario Hofer hat in den großen Rennen ohnehin vollstes Vertrauen zu mir. Das Tempo war angesichts des weichen Bodens sehr gut. Wir gingen an vorletzter bis letzter Stelle. Ich hatte immer ein gutes Gefühl, habe in der Geraden noch etwas gewartet, um beim Angriff auch keinen anderen zu behindern. Vierhundert Meter vor dem Ziel war ich in Position, die Stute zog sofort an. Zwei bis dreimal habe ich zum Stock gegriffen, es ging noch leicht.
GaloppOnline: Wie hoch stufen Sie Paita ein? Immerhin haben Sie zahlreiche Spitzenzweijährige geritten.
Andreas Suborics: Ich habe mit Idealist, Königstiger und Manduro in der Tat die besten zweijährigen Hengste geritten. In diese Klasse gehört Paita hinein. Sie war übrigens erst die zweite Stute überhaupt, die das Criterium de Saint-Cloud gewonnen hat.
GaloppOnline: Mit Eagle Rise haben Sie keinen Geringeren als Martillo bezwungen. Kam das überraschend für Sie?
Andreas Suborics: Eagle Rise hatte in Köln zuvor leicht gewonnen. Ich bin schon mit etwas Mumm in das Rennen gegangen. Der Sieg war im Übrigen doppelt so schön, da Trainer Andreas Schütz und seine Frau, die den Hengst immer in der Arbeit reitet, die Meinung vertraten, ich würde nicht so gut zu dem Pferd passen. Aber für Georg Baron von Ullmann und Paul Harley war das kein Thema. Im Finish habe ich nochmal den Stock nach links gewechselt, als Martillo schon im Vorteil war. Eagle Rise ist jetzt so gut wie eingeladen für Hong Kong. Dort wird es sicher noch schwieriger, aber er ist super in Schuss und steht noch sehr gut im Haar.
GaloppOnline: War 2004 Ihr bestes Jahr?
Andreas Suborics: In Deutschland war es sicher mein bestes Jahr mit zwei Klassikern, dem Derby und der Diana. International hatte ich schon eine ähnliche Saison, aber im Unterschied zu damals habe ich jetzt mit verschiedenen Pferden im Ausland große Rennen gewonnen. Damals handelte es sich in erster Linie um Silvano und um Paolini. Ich bin super happy mit diesem Jahr.
GaloppOnline: Wie wichtig ist Ihnen das Championat?
Andreas Suborics: Es war mir sehr wichtig. Einige haben mir vor Wochen schon gratuliert, aber da war ich mir noch nicht hundertprozentig sicher. jetzt bin ich mit zwanzig Punkten vorne, womit der Titel unter Dach und Fach ist.
GaloppOnline: Was trauen Sie Shirocco für 2005 zu?
Andreas Suborics: Wir waren immer der Ansicht, dass sich Shirocco von drei- auf vierjährig steigert. Daran hat sich nichts geändert. Start-Ziel in Mailand ein Gruppe I-Rennen zu gewinnen, das war eine Leistung, die auch international viel Anerkennung gefunden hat. Er und sein Konkurrent hatten sich damals deutlich vom Feld abgesetzt, im geschlagenen Feld landeten gestandene Gruppe I-Pferde. Die Taktik war nicht so gewollt, sondern hatte sich im Rennen so ergeben. Ich musste das auf eigene Kappe riskieren.
GaloppOnline: Viel Lob haben Sie auch für Ihren Ritt auf dem Schlenderhaner Tiberius Caesar im Bremer Gruppe-Rennen bekommen. Wer kam auf die Idee, ihn so offensiv in der Außenspur zu reiten?
Andreas Suborics: Ich hatte das Glück, in der Vergangenheit zwei Jahre in Bremen zu arbeiten. Es war letztlich meine Idee, aber ich hatte auch die Rückendeckung, die man braucht, vom Team. Wir haben die Außenbox beantragt, es ging alles gut. Egal ob es beim Zielfoto mit Shirocco in Mailand oder jetzt mit Tiberius Caesar war, wenn es gut läuft, dann ist auch das Glück auf unserer Seite. Solch ein Riesenjahr mit vielen internationalen Highlights gibt auch viel Selbstvertrauen.
GaloppOnline: Mit Idealist mussten Sie allerdings in Mailand ausgerechnet gegen den Stallgefährten Königstiger auf Gruppe I-Ebene eine Niederlage beziehen.
Andreas Suborics: Da keiner das Tempo machen wollte, ging Idealist zu stark in die Hand. Ich hätte mich zu diesem Zeitpunkt immer für Idealist entschieden. Wer nächstes Jahr das bessere Pferd von beiden ist, kann man noch nicht sagen. Wenn man aber vom eigenen Stall und noch dazu von einem Jockey geschlagen wird, mit dem man gut befreundet ist, dann ist das nicht so schlimm.
GaloppOnline: Haben Sie bei so starken Pferden denn schon einen Favoriten für den Derby-Jahrgang 2005?
Andreas Suborics: Idealist ist sicher einer meiner Favoriten, auch Manduro. Ich denke, diejenigen Pferde, die in dieser Saison schon so viel gezeigt haben, werden es sein.
GaloppOnline: Sie haben vielleicht den begehrtesten Jockey-Job in Deutschland. Können Sie sich trotzdem einen dauerhaften Wechsel ins Ausland vorstellen?
Andreas Suborics: Ein Jockey ist nur so gut wie die Pferde. So lange ich diesen Job habe, ist ein Wechsel ins Ausland für mich kein Thema. Ich spiele nicht mit solch einem Gedanken. Es macht mir ungeheuer viel Spaß, für das Gestüt Schlenderhan und Georg Baron von Ullmann zu reiten.
GaloppOnline: Aber im Winter werden Sie doch wieder in Japan reiten?
Andreas Suborics: Von Ende Januar bis Ende März, zwei Monate bleibe ich in Japan. Vorher bin ich noch am 8. Dezember der deutsche Vertreter beim internationalen Jockey-Wettbewerb in Hong Kong und hoffe, dann bei den International Races am 12. Dezember ein paar Ritte zu bekommen. In der nächsten Woche bin ich für Mario Hofer wieder in Paris, werde am darauffolgenden Wochenende allerdings Urlaub machen, um mit meiner Familie für vier Tage nach Wien zu fahren. Bis Mitte Dezember will ich durchreiten, dann vier Wochen Urlaub machen. Die Möglichkeit besteht, dass ich an Silvester bei der Championatsehrung dabei bin.
GaloppOnline: Die Renntags-Absage in Halle hat ein kontroverses Urteil hervorgerufen. Sie waren einer der Verfechter, dass nach dem zweiten Rennen nicht weitergeritten wurde. Es hat dafür, auch von einigen Trainern und Zuschauern, teilweise Kritik gegeben. Wie stehen Sie dazu?
Andreas Suborics: Wenn um diese Jahreszeit die Bodenangabe 2,7 beträgt, ist das schon sehr verwunderlich. Da es kurz vor den Rennen auch noch leicht geregnet hat, war der Untergrund wie Schmierseife. In den ersten beiden Rennen sind die Pferde mehrfach weggerutscht. Und das an vielen verschiedenen Stellen des Geläufs. Dass dabei kein Pferd zu Fall gekommen ist, grenzt schon an ein Wunder. Die Trainer, die mit der Kommission die Bahn abgegangen sind, waren auch der Meinung, dass weitere Rennen nicht mehr zu verantworten seien. Dazu sei noch gesagt, dass die Vorschläge einiger anderer Trainer, die Pferde ruhig herumzucantern und die Gerade hoch Spritzer zu reiten, nichts mit reellen Rennen zu tun haben können. Das wäre gegenüber den Wettern nicht zu verantworten gewesen.
GaloppOnline: Die deutschen Pferde gewinnen im Ausland soviel wie nie zuvor. Aber der Galopprennsport in Deutschland selbst steckt in einer immer bedrohlicher werdenden Krise. Was muss aus Ihrer Sicht dringend getan werden, um die Wende zu schaffen?
Andreas Suborics: Sicher läuft derzeit nicht alles optimal ab. Es gibt viele Verbesserungsvorschläge. Man braucht dafür aber auch gewisses Geld, das aber nicht zur Verfügung steht. Aber für den Erfolg wäre es sehr wichtig, dass einmal Ruhe einkehrt und ein Konzept vorgelegt wird, dass dann alle mit gemeinsamer Kraft verwirklichen wollen.
GaloppOnline: Abschließend noch ein Wort zu Ihrem Auftritt kürzlich in der TV-Rateshow „Was bin ich?“. Man hat Ihren Beruf ja sehr schnell erraten. Wie war das möglich?
Andreas Suborics: Vera Int-Veen hat mich erkannt, wohl schon, als ich reingekommen bin. Für den Sport war es allerdings ein Vorteil, so konnte ich viel mehr über den Turf erzählen, als es sonst möglich gewesen wäre.