GaloppOnline.de: Sie haben Soterio früher einmal als Derby-Hoffnung bezeichnet. Können Sie seine Entwicklung noch einmal kurz schildern?
Werner Baltromei: Als Zweijähriger kam er einmal heraus. Seine Arbeitsleistung war gut, aber im Rennen selbst hat er sich noch etwas blöd angestellt und wurde Fünfter. Als Dreijähriger war er in Krefeld Zweiter hinter North Lodge, dann in Dortmund Vierter zu Storm Trooper, hatte es also immer mit sehr guten Pferden zu tun. In Baden-Baden hat er dann gegen einen Riesenaußenseiter verloren, Soterios Jockey hat die Peitsche verloren.
In Hamburg hat er dann überlegen gewonnen, legte in Mülheim einen weiteren Treffer nach und wurde in Baden Dritter. Er hat riesig überwintert, ist jetzt als Vierjähriger so richtig reif geworden. Sukzessive hat er sich dieses Jahr verbessert, jetzt drei Rennen hintereinander gewinnen. Ich glaube, dass die Grenze immer noch nicht erreicht ist.
GaloppOnline.de: Wie geht es weiter mit ihm? Liegen ihm Maximal-Distanzen noch besser als 2400 Meter?
Werner Baltromei: Auf Steher-Strecken ist er in jedem Falle noch besser aufgehoben. Ich habe früh gesagt, dass er einmal in die Fußstapfen von King of Boxmeer treten kann. Meine Frau reitet ihn, er ist wie ein Kinderreitpferd. Auch an einem bestimmten Boden ist Soterio nicht gebunden. Er wird noch einen Start absolvieren im Badener Steher Cup. Das ist sein letzter Auftritt in dieser Saison.
Ich hoffe, für seinen Besitzer auch einmal in Iffezheim ein Rennen gewinnen zu können, was mir bislang noch nicht gelungen ist. Im nächsten Jahr werden wir dann eine andere Route avisieren, ähnlich wie Simonas von Andreas Wöhler auch nach Italien gehen. Frankreich ist ferner ein Ziel.
GaloppOnline.de: Wie kam das Ehepaar Kumpernas eigentlich in den Besitz von Soterio?
Werner Baltromei: Der Besitzer hat seine Dance again als Mutterstute eingetauscht, dafür durfte er sich ein Pferd aussuchen. Er konnte zwischen Soterio und einer Stute wählen, hat sich für den Hengst entschieden, außerdem bekam er das erste Produkt der Dance again. Als Jährling hatte er eine Verletzung, konnte nicht zur Auktion. Ich bin sehr froh, dass die Besitzer, die aus Gelsenkrichen stammen, dem Pferd die nötige Zeit gegeben haben.
GaloppOnline.de: Mit King of Boxmeer, ihrem anderen Top-Steher, lief 2004 dagegen noch nicht viel nach Wunsch. Mehrfach nahm er das Rennen nicht auf. Was haben Sie nun mit ihm vor?
Werner Baltromei: Er hatte nach Hamburg eine kleine Verletzung. Vielleicht war das ein Grund für seine Probleme und er hat das verschleppt. Es gab aber nie irgendwelche Anzeichen. Er kommt wieder, wenn Soterio in die Winterpause geht. Er muss nur mitmachen. Ich denke, dass er in Hamburg nicht verloren hätte.
GaloppOnline.de: Prächtig hat sich auch Matrix entwickelt. Wie sind Sie an dieses Pferd gekommen?
Werner Baltromei: Matrix habe ich als Jährling noch ohne Käufer ersteigert. Ich habe einen Besitzer angerufen und ihm gesagt, gratuliere, Du bist jetzt Eigner eines neuen Pferdes. Für das Geld, das er gekostet hat, 7.000 Euro, war er fast geschenkt. Die Mutter war auch bei mir in Training, ist aber nie gelaufen, da sie immer mit Magenproblemen zu kämpfen hatte, hatte aber viel Veranlagung. Auf das Geburtsdatum habe ich nicht geschaut, Matrix ist erst im Juni geboren.
GaloppOnline.de: Hat auch er noch Reserven?
Werner Baltromei: Ich denke, dass er erst im nächsten Jahr alles zeigen wird. Nach seinem dritten Platz beim Debut in Baden wurde er Dritter im Dortmunder Auktionsrennen, ist im Münchener Pendant dann am Fehlstart gescheitert, war sehr aufgedreht und hat zu früh einen Satz gemacht. 2004 hat er mir zunächst im Training noch nicht so gefallen, erst ab Hamburg ging es so richtig voran. Er ist ein Pferd für die Gerade Bahn. In Hoppegarten war es allerdings nicht so günstig, dass zwei andere Pferde direkt Kopf an Kopf mit ihm gegangen sind. Da hat er sich etwas aufgerieben.
So etwas steht kaum einer durch. Es sah so aus, als ob die Distanz noch kürzer als 1300 Meter sein könnte. Wir gehen mit ihm jetzt in die Goldene Peitsche, dann ist Feierabend für diese Saison. Nächstes Jahr wird man von ihm noch eine Menge hören, vorausgesetzt er bleibt gesund.
GaloppOnline.de: Wie sieht es beim Nachwuchs aus?
Werner Baltromei: Ich habe reichlich junge Pferde, da sind einige echte Knaller dabei. Viele werden aber erst dreijährig ihr wahres Können demonstrieren. Zwölf Zweijährige stehen aktuell bei mir. Bislang konnte es in diesem Jahr mit 19 Siegen kaum besser laufen. Denn eigentlich laufen von mir immer die gleichen Handicapper. Mein Ziel ist, soviele Siege zu erzielen wie Pferde zu haben. Das werden wir wohl auch erreichen.
GaloppOnline.de: Erstaunlich sind auch die Siegesserien der Stall Australia-Pferde, wie Rapa Nui oder Arc of Love.
Werner Baltromei: Die habe ich schön ausgebuddelt. Arc of Love hat ein Riesenherz. Man darf aber nicht übersehen, dass es sich bei diesen Pferden häufig um Pflegefälle handelt. Sie ist ebenso noch auf der Koppel wie Iwan, der im Winter wieder für einige Punkte gut sein dürfte. Auch Birikina hat sich gut verbessert, bei uns bei vier Starts schon zwei Rennen gewonnen und war zweimal Vierte. Mehrere dieser Pferde werden im Herbst wieder in Frankreich an den Start kommen.
GaloppOnline.de: Mit welchen Ambitionen gehen Sie nach Baden-Baden?
Werner Baltromei: Diesmal wird es schwer. Der Zweijährige Paarl, der gerade Dritter in Hoppegarten war, wird laufen, zumal der Besitzer aus Baden kommt. Ich glaube auch, dass Matrix ein gutes Bild abgeben kann, aber es geht natürlich gegen Lucky Strike. Soterio müsste ein Sieganwärter sein.
GaloppOnline.de: Seit 1995 trainieren Sie in Mülheim. Wie sind die Bedingungen am Raffelberg, und warum arbeiten Sie als Kölner nicht in der Domstadt?
Werner Baltromei: Ich habe mich mehrfach in Köln beworben, aber keine Chance bekommen. Man lässt mich da nicht rein. Das ist für einen Kölner schon recht hart. Aber die Bedingungen in Mülheim sind riesig. Ich habe da viel mehr Ruhe, die Kollegen sind super, es gibt keinen Stress.
GaloppOnline.de: Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Bruder Dirk, der auf Schloss Arff als Besitzertrainer tätig ist.
Werner Baltromei: Wir telefonieren häufig miteinander, verstehen uns sehr gut. Ich hätte ihn gerne als Assistent hier gehabt. Dafür hätte er aber nach Mülheim ziehen müssen.
GaloppOnline.de: Zahlreiche Ihrer Pferde laufen mit Seitenblendern. Ist das auch ein Erfolgszezept?
Werner Baltromei: Die hab ich eigentlich erfunden. Das Kapitel Ohrenstöpsel hat mich reichlich Geld gekostet. Ich kann aber nicht verstehen, dass diese nicht erlaubt sind. Sie sind eine Riesenhilfe bei Pferden, die etwas heiß sind. Hier gilt das als Tierquälerei, aber bei den Trabern, in Frankreich, in England ist es erlaubt.
Mit den Seitenblendern können sich manche Pferde besser konzentrieren. Ich verwende auch gerne Bodenblender gegen Schatten. Mit Seitenblendern können die Pferde immer noch alles sehen, es ist nur eine kleine Hilfe, gerade wenn Pferde zur Seite hängen. Arc of Love beispielsweise hatte oft Startverlust, da sie nach links wegbrach. Dem haben wir mit der Blender auf einer Seite entgegengewirkt.
GaloppOnline.de: Wer sind die wichtigsten Leute in Ihrem Team? Stalljockey Ian Ferguson hat sich inzwischen richtig etabliert.
Werner Baltromei: Ian hat sich weiter verbessert, zeigt jetzt viel Interesse, schaut sich die Rennen im Computer an, was früher nicht der Fall war und kennt die Gegner. Er versteht nun mein Denken. Er ist ja bereits zum zweiten Mal bei mir. Normalerweise gehen bei mir erst die Besitzer und dann der Jockey. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Meine rechte Hand am Stall ist Vlastik Korytar als Futter- und Reisefuttermeister. Vor ihm haben meine Leute mehr Angst als vor mir. Es ist eine tolle Mannschaft.
GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die aktuell dramatische Lage des deutschen Turfs?
Werner Baltromei: Das ist beängstigend, um nicht zu sagen, eine Katastrophe. Wir werden, wenn es so weiter geht, Verhältnisse wie in Belgien oder Holland bekommen. Man trägt sich da schon mit dem Gedanken, wegzugehen ins Ausland. Wenn meine Familie und die Kinder nicht wären, hätte ich das schon lange gemacht, wäre nach Frankreich gezogen. Frankreich ist für mich das A und O, da wird der Sport noch als Sport gesehen. Bei uns wollen alle mit den Pferden Geld verdienen. Meine Frau sagt immer, bei mir würden die Pferde an erster Stelle stehen vor der Familie, aber die Familie geht einwandfrei vor.
GaloppOnline.de: Was machen Sie als Ausgleich zum Sport?
Werner Baltromei: Ich habe schon lange keinen Urlaub mehr gemacht, arbeite Winter und Sommer durch. Meine Familie fährt dreimal im Jahr weg, ich bleibe hier. Es wäre schon ein Traum von mir, mit meiner Familie einmal in Urlaub zu verreisen. Aber ich sehe den Job professionell, will am Ball bleiben und die Verantwortung keinem anderen übertragen. Gerne fahre ich auch zum Fußball, war vor kurzem in der Arena Auf Schalke.