GaloppOnline.de: Gratulation zu Ihrem Sieg im Schwedischen Derby mit Zenato. Ihr bislang größter Erfolg in Skandinavien?
Lennart Hammer-Hansen: Danke. Natürlich ist ein Derbysieg immer etwas ganz Besonderes, zumal es das erste Derby ist, das ich gewonnen habe. Von der Bedeutung her war vielleicht der Sieg mit Montalban vor vier Jahren im Scandinavian Open in Klampenborg, einem Gruppe III-Rennen, aber genauso hoch zu bewerten.
GaloppOnline.de: Hatten Sie vorher mit einem Sieg gerechnet?
Lennart Hammer-Hansen: Natürlich haben wir uns gute Chancen ausgerechnet. Er hatte ja das Derby-Trial zwei Wochen vorher mit acht Längen Vorsprung gewonnen. Die Sache ist jedoch die, dass Zenato beim Start zuvor in den Dänischen 2.000 Guineas Lungenbluten bekommen hatte. Wir haben ihm daraufhin zwei Monate Pause gegeben.
GaloppOnline.de: Im Derby-Trial war Zenato mit acht Längen überlegen, im Derby selbst war es gegen Farouge wesentlich knapper.
Lennart Hammer-Hansen: Das war mir schon vorher klar, man darf die Pferde von Wido Neuroth nie unterschätzen. Im Derby-Trial war Farouge vor dem Rennen sehr aufgedreht, hat dort kaum seine Bestform gezeigt. Wichtig war, dass Zenato nicht verpullte, wegen seinem Lungenbluten. Er pullte in der Anfangsphase, doch dann habe ich ihn an vorletzte Stelle genommen, wo er sich beruhigt hatte. So klappte alles, wenn auch knapp.
GaloppOnline.de: Wie kann man Zenato einschätzen, was kann er?
Lennart Hammer-Hansen: Ich denke schon, dass er in seiner Altersklasse über 2400 Meter ein reelles Gruppe-Pferd ist. Das kann man ja über Farouge rechnen, der Achter im Derby war, dabei nicht einmal das beste Rennen hatte.
GaloppOnline.de: Und wo startet er das nächste Mal?
Lennart Hammer-Hansen: Am 22. August im Norwegischen Derby. Dort werde ich ihn auch reiten.
GaloppOnline.de: Einen kleinen Schönheitsfehler gab es beim Derbysieg doch für Sie.
Lennart Hammer-Hansen: Ja, die Stewards haben wegen zu häufigen Peitscheneinsatzes eine 14-tägige Sperre gegen mich ausgesprochen, gegen die ich aber in Berufung gegangen bin. Aber das habe ich in diesem Fall natürlich gerne in Kauf genommen, weil es um das Derby ging.
GaloppOnline.de: Wie läuft es eigentlich so in Skandinavien? Wie viele Rennen haben Sie dort in dieser Saison gewonnen?
Lennart Hammer-Hansen: Es müssten jetzt 14 sein, sie verteilen sich auf Dänemark, Norwegen und Schweden.
GaloppOnline.de: Sind Sie zufrieden mit ihrem Engagement beim Stall Lambada?
Lennart Hammer-Hansen: Auf jeden Fall. Es läuft sehr gut. Wir haben einige gute Pferde, wie Zenato oder den Sprinter Rue la Fayette zum Beispiel. Es sind schon einige weitere gute Pferde dabei.
GaloppOnline.de: Sie sind ja auch noch Privatjockey für den Stall Nercee. Wie sehen Sie da die bisherige Saison?
Lennart Hammer-Hansen: Da bin ich auch ganz zufrieden. Es sind ja nur sieben Pferde. Mity Dancer hat sich stark gesteigert. Sie läuft jetztin dem Bremer Stuten-Rennen am 22. August. Wegen meiner Sperre kann ich sie nicht reiten, da ich für Deutschland auf jeden Fall gesperrt bin. Auch Papini ist ein gutes Pferd. Bei den Zweijährigen hat sich leider mit Favorite die hoffnungsvollste verletzt. Purus ist gut gelaufen, er wird jetzt in Baden-Baden ein Maidenrennen bestreiten.
GaloppOnline.de: In Deutschland stehen Sie aktuell bei 22 Siegen, obwohl Sie gar nicht so oft hier reiten.
Lennart Hammer-Hansen: Ja, das ist o.k., wenn man bedenkt, dass ich eigentlich nur Sonntags hier reite. Ich hatte ein tolles Meeting in Baden-Baden mit fünf Siegen, war dazu dreimal in Hamburg erfolgreich, das ist wirklich in Ordnung.
GaloppOnline.de: Bedeutet die Arbeit in zwei verschiedenen Ländern nicht viel Stress?
Lennart Hammer-Hansen: Nein, das ist alles bestens eingeteilt. Am Dienstag reite ich bei Dave Richardson aus, Donnerstags fliege ich nach Schweden, bleibe dort bis Samstag, Montag und Mittwoch habe ich frei, der Flug dauert ja auch nur eine Stunde, das sind ja alles keine so großen Entfernungen heutzutage.
GaloppOnline.de: Baden-Baden steht vor der Tür, um diese Zeit dreht sich auch das Jockeykarussell immer schneller. Gibt es bei Ihnen irgendwelche Veränderungen?
Lennart Hammer-Hansen: Fakt ist, dass ich im nächsten Jahr nach Dänemark zurück gehen werde, ich weiß noch nicht, ob im Frühjahr oder im Herbst. Mein Sohn Tore ist jetzt fünf Jahre alt. Er kommt ja bald in die Schule, da wollen wir den Umzug bis dahin geschafft haben.
GaloppOnline.de: Sie sehen in Skandinavien also bessere Perspektiven?
Lennart Hammer-Hansen: Ja, ich habe in Dänemark bessere Perspektiven, dort sind 3-4 mal pro Woche Rennen. Ich kann auf jeden Fall für Stall Lambada reiten. Wenn ich nicht für unseren Stall reite, kann ich auch immer die zweite Farbe von Wido Neuroth reiten. Ich werde dort schon gut im Geschäft sein.
GaloppOnline.de: Wie steht es denn um den Rennsport in Skandinavien?
Lennart Hammer-Hansen: Ihm geht es wesentlich besser als dem deutschen Rennsport. Wir haben in Dänemark auch Oddset, aber der Staat hat bestimmt, dass ein Teil von dem Umsatz, der dort gemacht wird, dem Rennsport zufließt. Das finde ich sehr gut. Der Umsatz ist bei uns um 25 Prozent gestiegen, das kann man sich in Deutschland ja kaum vorstellen. Am Derby-Tag wurden 1,6 Millionen Euro umgesetzt, das ist schon eine ganze Menge.
GaloppOnline.de: Wie sieht es nach ihrem schweren Sturz im Oktober 2002 mit Ihrer Gesundheit aus?
Lennart Hammer-Hansen: Ganz gut, ich gehe ein- bis zweimal pro Woche zur Massage und zum Physiotherapeuten, habe im Moment keine Schwierigkeiten. Pro Wochenende habe ich so 15 bis 20 Ritte. Natürlich spürt man da Sonntag abends, was man gemacht hat, aber es ist alles bestens, ich kann nicht klagen.