Mit Peter Lautner

GaloppOnline.de: Hatten sie mit solch einem Triumph von Ryono in Frankreich gerechnet?

Peter Lautner: Nein, ich habe im Vorfeld nur geschaut, was der Fünfte des Rennens bekommt. Nach vorne habe ich nicht geguckt. Denn mit Diamond Green lief ein Pferd, das in Royal Ascot in einem Gruppe I-Rennen Zweiter war. Und er bekam noch vier Kilo von uns. Damit stand für mich der Sieger eigentlich fest. Hoffentlich werden wir nicht Sechster, habe ich gedacht.

GaloppOnline.de: Wie waren Ihre Eindrücke während des Rennens?

Peter Lautner: Tony Castanheira hat Ryono vernünftig geritten, einen Tag vorher war er mit Red N´Socks zu früh mitgegangen. Die Pferde marschierten im Gänsemarsch, es waren drei Pärchen nebeneinander. Vierhundert Meter vor dem Ziel hat Castanheira Ryono nach innen genommen, das Pferd reagierte sofort. Man konnte sehen, dass er gewinnen würde. Frau Focke und Herr Dr. Peckedrath waren vor Ort, sowie ein Pfleger. Bei den Focke-Startern im Ausland bin ich nicht vor Ort.

GaloppOnline.de: Ryono hat einen unglaublichen Sprung in den letzten Monaten bewältigt. Können Sie seine Karriere kurz Revue passieren lassen?

Peter Lautner: Er ist von der Familie Focke selbst gezogen, aus der Racing Blue. Red N´Socks ist sein Bruder. Dreijährig war er bei Freddie Head in Training. Bei vier Starts lief er viermal ausdruckslos. Ende dreijährig kam Ryono zu mir. Wir haben auf der Sandbahn ein Sieglosenrennen mit ihm gewonnen. Leider haben wir danach den Fehler gemacht, ihn im Sandbahn Classic nachzunennen, wo er Dritter wurde. Dafür bekam er dreizehn Kilo Aufgewicht.

Das war über 1900 Meter, eine Distanz, die er auch anschließend noch einmal in Angriff nahm, die aber zu weit war. Nach Rennen über diese Strecke war er drei Tage richtig platt. 1600 Meter sind einfach ideal. Im Vorjahr hat er in Köln und Hamburg jeweils einen Ausgleich I gewonnen. Wir sind dann nach Frankreich gefahren. In Craon stand er am Toto in einem Listenrennen 800 bis 900, war aber Kopf geschlagen Zweiter. Schließlich haben wir ein Listenrennen in Longchamp gewonnen.

Ich glaube, dass er anschließend in Saint-Cloud schon über den Berg war. Es handelte sich auch um seinen zwölften Saisonstart. In diesem Jahr hat er auf Anhieb ein Listenrennen in Mailand gewonnen, trotz eines ganz schlechten Rennverlaufs. Wie er die letzten hundert Meter beschleunigt hat, so etwas habe ich selten gesehen. Und jetzt ging es auch im Gruppe-Rennen leicht. Ryono ist kräftiger geworden, hat etwas zugelegt. Ich denke, dass er sich noch um etliche Kilos verbessert hat.

GaloppOnline.de: Wie kam es eigentlich dazu, dass Tony Castanheira oft auf Pferden wie Ryono sitzt? Es handelt sich ja nicht unbedingt um einen Jockey, der in aller Munde ist.

Peter Lautner: Vor einigen Jahren hatten wir Luca in einem Listenrennen in Straßburg am Start. Ich habe damals Herrn Nigge, der unter anderem Pferde des Stalles Moorlage in Deauville trainiert, angerufen und ihn gefragt, ob er mir einen starken Reiter besorgen könnte. Er hat mir Tony Castanheira empfohlen, der dann auch mit Luca gewonnen hat. Seit damals besteht die Verbindung. Das war damals sein erster Listensieg, und jetzt dürfte er mit Ryono auch sein erstes Grupperennen für sich entschieden haben.

GaloppOnline.de: Wie könnte es mit Ryono weitergehen?

Peter Lautner: Ich habe in das Pattern Race Book geschaut und Gruppe-Rennen in Deauville und Italien entdeckt, aber auch das Gruppe-Rennen in drei Wochen in Köln ist eine Möglichkeit.

GaloppOnline.de: Wie läuft das Management zwischen ihnen und der Familie Focke? Man hat den Eindruck, dass der Stall Hof Wittlohe bei Ihnen heimisch geworden ist nach etlichen Trainerwechseln in der Vergangenheit.

Peter Lautner: Frau Focke, Herr Dr. Peckedrath und ich sprechen uns gerade bei solchen Rennen ab. Frau Focke erkundigt sich, wie das Pferd drauf ist. Jetzt hat Ryono in 2004 erst zwei Starts absolviert, ist also ein frisches Pferd. In der Arbeit kann man schon erkennen, dass er ein Rennpferd ist. Man sieht das an der Art und Weise, wie er galoppiert. Ich glaube, so viel Erfolge wie bei uns hat der Stall bei anderen Trainern noch nicht erlebt. Man denke auch an Pferde wie Luca, Catoki oder Pyromaniac, die sich alle stark gesteigert haben.

GaloppOnline.de: Catoki als Elf- und Pyromaniac als Zehnjähriger stehen unverändert auf Ihrer Trainingsliste. Gibt es mit diesen Pferden noch Pläne?

Peter Lautner: Beide arbeiten jeden Tag, werden so trainiert, als ob sie laufen würden. Catoki wird aber keine Rennen mehr bestreiten, vielleicht sieht man Pyromaniac wieder auf der Sandbahn.

GaloppOnline.de: Haben Sie eigentlich nochmal etwas von Ferrari gehört, der vor sechs Jahren Ihren letzten Gruppesieg vor Ryono im Gerling-Preis markierte?

Peter Lautner: Als er in die USA kam, war er einmal Zweiter und einmal Dritter in einem Gruppe II-Rennen. Peter Düker hat den Kontakt nach Amerika stets gepflegt. Später hatte er einen Sehnenschaden und konnte keine Rennen mehr bestreiten.

GaloppOnline.de: Sie haben in dieser Saison in Deutschland nur ein einziges Rennen gewonnen, der Schnitt ist nicht gerade berauschend. Auch ansonsten waren die Erfolgsziffern der letzten Jahre doch deutlich unter Ihrem gewohnten Standard. Woran liegt das?

Peter Lautner: Wir haben zwar ein paar junge Pferde, aber die haben sich noch nicht so toll angeboten. Ein ganzer Teil der Pferde läuft im Handicap doch ziemlich am Limit. Und dann sind nur drei Zweijährige hier, dreißig Pferde insgesamt. Wenn ich durch den Stall gehe, dann weiß ich, warum wir so wenig gewonnen haben.

Viele Leute denken vielleicht, der Lautner ist alt, was will ich da? Und dann wenden sie sich jüngeren Trainern zu. Ich hätte sicher gerne ein paar Pferde mehr. Aber die Besitzer gehen eben dorthin, wo der Erfolg ist.

Ein gutes Pferd ist natürlich auch Duke of Hearts. Nach seinem schlechten Laufen in Mülheim war er nicht gut drauf, ist aber jetzt wieder auf dem Vormarsch. Er mag weichen Boden, aber es ist gar nicht so einfach, für ihn ein passendes Rennen zu finden. Wenn man so wenig wie dieses Jahr gewinnt, dann ist ein Gruppe-Sieg ganz besonders schön. Immerhin habe ich ja schon vor zwanzig Jahren ein Gruppe-Rennen in Deauville, den Prix Gontaut Byron, mit Arc vom Stall Weissenhof gewonnen, auch in Italien haben wir damals einen Gruppe-Sieg mit Fabulous Eden unter Dragan Ilic im Premio Omenoni geschafft.

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