GaloppOnline.de: Warum dieses neue Meeting in Hamburg?
Franz-Günther von Gaertner: Die Rennbahn bietet sich für ein weiteres großes Meeting einfach an. Wir hatten schon 1995 wegen einer Übernahme der „Diana“ verhandelt, doch gab es damals erhebliche Widerstände bei einigen Vereinen in Westdeutschland. Doch war aktuell klar, dass das Rennen nicht in Mülheim bleiben konnte. Wir haben uns beworben und den Zuschlag bekommen, Köln war ansonsten interessiert. Mit Baden-Baden konnten wir uns einigen, denn dieses Stuten-Derby passte nicht in das Konzept des Frühjahrs-Meetings. Der Internationale Club hat dann den Preis der Winterkönigin bekommen.
GaloppOnline.de: Nun hat es vor knapp 25 Jahren schon einmal ein zweites Meeting in Hamburg gegeben, das war damals im September und wurde nach zwei Versuchen wieder eingestellt. Ist ein ähnliches Scheitern zu befürchten?
Franz-Günther von Gaertner: Das glaube ich nicht. Natürlich ist das Wochenende ein Risiko, denn wir müssen das Hamburger Publikum daran gewöhnen, dass es ein zweites Meeting gibt. Allerdings ist die Akzeptanz bei unseren Partnern höchst erfreulich. Einige der Großsponsoren haben sich bereit erklärt, zusätzlich zu ihrem Engagement während des BMW Derby Meetings ein Rennen beim Diana-Meeting zu finanzieren. Bei der Derby-Woche haben wir rund 22 Veranstaltungen mit Gästen in einer Größenordnung zwischen fünfzig und fünfhundert Personen, an diesem Wochenende sind es aber auch schon fünf. Wir konnten zusätzliches Geld akquirieren, das ist das Wichtigste.
GaloppOnline.de: Allerdings muss die Infrastruktur komplett aufgebaut werden.
Franz-Günther von Gaertner: Das Derby-Club-Zelt wird zwischen den beiden Meetings für ein Gehörlosen-Sportfest genutzt. Dadurch konnte ein Teil der Kosten auf andere übertragen werden. Insgesamt wird alles nicht viel teurer.
GaloppOnline.de: Sie waren ein großer Promoter für das Diana-Meeting. Hat es im Vorstand gegenteilige Meinungen gegeben?
Franz-Günther von Gaertner: Es gab natürlich den einen oder anderen, der Bedenken geäußert hat. Auch, weil sich der Rennsport aktuell in keiner guten Lage befindet.
GaloppOnline.de: Gibt es überhaupt Umsatzprognosen?
Franz-Günther von Gaertner: Insgesamt kalkulieren wir ein Minus ein, zumal der neue Vertrag mit den Buchmachern erst ab dem 1. Juli greift. Vielleicht bekommen wir es halbwegs ausgeglichen hin. Letztes Jahr waren insbesondere die Außenwetten sehr enttäuschend, der Trend hat sich ja auch in Baden-Baden fortgesetzt.
GaloppOnline.de: Im Westen wird an diesem Wochenende überhaupt nicht veranstaltet. Die Vereine, auch anderswo, fühlen sich von den Meetings-Veranstaltern etwas an die Wand gedrängt. Können Sie das nachvollziehen?
Franz-Günther von Gaertner: Ich kann die Bedenken insbesondere der westdeutschen Vereine nicht ganz nachvollziehen, denn es gibt auch außerhalb der Meetings interessante Renntage, die ihr Publikum finden. Die Beispiele Dresden, Krefeld oder zuletzt Leipzig zeigen es ja. Im übrigen war keiner bereit, das Risiko des Diana-Meetings zu übernehmen, wie gesagt, mit Ausnahme von Köln, wobei damals noch der alte Vorstand aktiv war.
GaloppOnline.de: Gab es Reaktionen der Stadt Hamburg auf das Meeting?
Franz-Günther von Gaertner: Sie hat es sehr begrüßt, schließlich kommen über das Wochenende Gäste nach Hamburg, die ansonsten nicht da sein würden. Die Unterstützung ist derzeit aber mehr ideeller Natur. Der Wirtschaftssenator hat uns klar bedeutet, dass wir alles haben könnten, nur Geld nicht.
GaloppOnline.de: Dabei stünden Investitionen an.
Franz-Günther von Gaertner: Wir würden gerne statt des Zeltes eine feste Halle bauen, die ganzjährig nutzbar ist. Doch dafür finden wir im Moment keinen Betreiber. Acht bis zehn Millionen Euro würde so etwas kosten. Utopisch ist vielleicht ein zu negativer Ausdruck für dieses Projekt, aber realistisch ist es in naher Zukunft wohl nicht.
GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie die neue Tribüne in Baden-Baden?
Franz-Günther von Gaertner: Ich finde es großartig, was hier geschaffen wurde. Einmalig vor allem, dass es fristgerecht fertig geworden ist. Wir müssen alle im Rennsport etwas mehr wagen, ohne Risiken geht es nicht. Leider können wir die Tribüne in Hamburg nicht ändern, doch versuchen wir in diesem Jahr, die Bewirtung attraktiver zu machen.