GaloppOnline.de: Was sagt Ihnen das Datum 21. April?
Christian Czachary: Oh, da werden keine gute Erinnerungen wach, an dem Tag hat es mich vor einem Jahr in Köln verrissen. Damals bin ich auf Royal Fantasy schwer gestürzt. Während die Stute später große Karriere machte, machte ich den Ärzten Arbeit. Gottseidank ist diese Zeit vorüber.
GaloppOnline.de: Wie fühlen Sie sich nach den ersten Rennen?
Christian Czachary: Ich bin topfit, fühle mich einwandfrei, alles ist im grünen Bereich. Auch die Reha habe ich abgeschlossen.
GaloppOnline.de: Hatten Sie mit einem derartigen Start in die neue Saison gerechnet, haben immerhin vier ihrer erst neun Rennen gewonnen?
Christian Czachary: Ich hatte mir schon vorgenommen, einen guten Start hinzulegen. Immerhin war ich monatelang aus dem Geschäft, im wahrsten Sinne des Wortes, heraus. Da bemüht man sich schon, wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu gelangen, Reklame für sich zu machen. Es reicht aber nicht, nun bei dem Erreichten stehen zu bleiben. Es muss weiter gehen, man muss mit Leistungen überzeugen, auf diese Weise wieder richtig in den Sport reinzukommen.
GaloppOnline.de: Der Schnitt von 44 Prozent von Siegen zu Starts dürfte doch dazu beitragen?
Christian Czachary: Das ist eine Momentaufnahme, war schön anzuschauen, doch am Ende des Jahres steht man dann wieder bei zehn Prozent. Das lehrt doch die Erfahrung. Auf der anderen Seite ist es natürlich ein gutes Gefühl, stärkt auch den Ruf des Stalles von Erich Pils, der im letzten Jahr ja auch nicht allzu viel Grund zur Freude hatte. So kann man wenigstens für eine Zeitlang für sich werben.
GaloppOnline.de: Macht die Verletzung noch irgendwelche Probleme?
Christian Czachary: Sie ist absolut ausgeheilt, alles ist auch aus Sicht der Ärzte einwandfrei. Vielleicht war der Start im Herbst im Nachhinein doch überflüssig gewesen und kam zu früh. So konnte ich mich damals kaum in Szene setzen, was genau dem entgegen lief, was ich damit angestrebt hatte.
GaloppOnline.de: Wird angesichts des tollen Starts das Championat, auch beim Trainer, ein Thema?
Christian Czachary: Man muss vorsichtig sein. Sicher sind wir prima in das Rennjahr gestartet, doch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Zwar sind wir in Riem derzeit vorne, doch die anderen Trainer verfügen auch über Pferde, die ihre Rennen gewinnen werden. Ein Ziel stellt das Championat allemal dar, und ich spekuliere auch dahingehend, doch zaubern kann keiner. Ohne gebotene Chancen geht es jedenfalls nicht.
GaloppOnline.de: Was ist aus dem Pils-Stall noch zu erwarten?
Christian Czachary: Bei den Dreijährigen sind schon einige Kandidaten dabei, die über sehr gute Anlagen verfügen. Wir verfügen im Stall über eine solide Basis. Das letzte Jahr war keine gute Saison für den Trainer, daher stehen etliche Pferde unten, die Renne gewinnen können. Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass man immer wieder zu hören bekommt, wie gut unsere Pferde in diesem Jahr aussehen, was angeblich vor zwölf Monaten nicht so der Fall gewesen sein soll.
GaloppOnline.de: Wer ist der Crack?
Christian Czachary: Wir haben einen, dessen Namen ich aber nicht preis gebe. Nur so viel, er kommt aus der Hachtseer Zucht, mit der der Stall schon über so viele Jahre eine erstklassige Zusammenarbeit pflegt. Deren Vertreter sind Riesenburschen, regelrechte Hünen, die deshalb auch Anlaufzeit benötigen.
GaloppOnline.de: Sind sie wieder richtig heimisch geworden?
Christian Czachary: Das kann man auf jeden Fall sagen, ich bin wieder ein richtiger Münchner. Und als Münchner möchte ich einmal eine Lanze brechen für die Rennbahn Riem, die, wie ich es während meiner Zeit in Westdeutschland öfter gehört habe, gerne von oben herab angesehen wird. Hier in Riem herrschen tolle Bedingungen, sowohl für das Training als auch die Rennen, denn unser Geläuf befindet sich immer in einem Top-Zustand. Wir sind keine Hinterbänkler, haben nur einen Nachteil, den langen Winter.
GaloppOnline.de: Kommen nach den Erfolgen inzwischen mehr Rittangebote?
Christian Czachary: Derzeit macht sich das nicht bemerkbar. Außer Herrn Steinmetz hat sich eigentlich keiner gemeldet. Mein Agent, Jens Hirschberger, der sich richtig reinhängt, erzählte mir kürzlich, dass er, wenn er meinen Namen ins Gespräch bringt, immer wieder zu hören bekommt, reitet der denn wieder, oder ist sein Bein wieder okay. Die Leute sind einfach nicht informiert und zudem skeptisch, es ist schon etwas erschreckend.
GaloppOnline.de: Wie ist es um die Riemer Dreijährigen bestellt?
Christian Czachary: Richtig ins Auge gefallen ist mir noch keiner, auch dem Trainer ist noch niemand aufgefallen. Viele dürften angesichts des Winters aber auch noch rückständig sein. Bei uns braucht es eben etwas länger. Es ist halt nicht so wie im Westen, wo man den Winter durch galoppieren kann. Es kommt auch darauf an, was man vorhat. Einen Derbysieger aus München zu stellen, ist eine schwierige Sache. Dagegen könnte man hier mehr vom Pferd haben.
GaloppOnline.de: Sind auch Kandidaten für bessere Rennen dabei?
Christian Czachary: Abwarten, was sich bei den Dreijährigen tut. Sie müssen erst einmal antreten, dann weiß man mehr. Wir haben jedenfalls Mumm auf ein paar Hachtseer.
GaloppOnline.de: Welche guten Dreijährigen haben Sie in der laufenden Saison in Deutschland gesehen?
Christian Czachary: Aufgefallen ist mir natürlich Next Society, aber auch der in Krefeld erfolgreiche Assiun muss schon ein tolles Pferd sein, denn er setzte sich beeindruckend durch.
GaloppOnline.de:Es fehlen noch vierzehn Siege bis zum 200. Erfolg. Ist der bis Baden-Baden fällig?
Christian Czachary: (lachend) Frühjahrs-oder Herbst-Meeting? Man darf nicht vergessen, dass ich in München bin. Wenn man in Riem dreißig/vierzig Rennen gewinnt, ist man ein Held. Wir haben hier nur neunzehn Renntage, dazu kommen noch ein paar auswärtige Starts, das ist es auch schon. Aber bis Mitte des Jahres, am besten jedoch bis zum Frühjahrs-Meeting sollte der 200. unter Dach und Fach sein.