Galopponline.de: Nach gutem Hong Kong-Start warten Sie immer noch auf den ersten Saisonsieg.
Torsten Mundry: Ja, ich habe ihn mehrfach knapp verpasst, war einige Male platziert. Zweimal bin ich nach Zielfoto unterlegen, im Moment fehlt das nötige Glück.
Galopponline.de: Es ist nicht so leicht in Hong Kong, oder?
Torsten Mundry: Ja das stimmt, hier ist die Konkurrenz sehr groß, es muss alles passen, wenn man Rennen gewinnen will. Zuletzt hatte ich auch Pech, dass ich mit eigentlich chancenreichen Pferden äußere Startnummern erwischte. Und dann sind die Chancen schon ganz deutlich gesunken, denn aus äußeren Boxen ist es hier sehr, sehr schwer.
Galopponline.de: Wie ist Ihr Fazit bis jetzt?
Torsten Mundry: Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die mir keiner nehmen kann. Hier muss man sich immer wieder aufs neue bewähren, hier sind nur clevere Jockeys, alles ist hochprofessionell. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich ein besserer Jockey bin, wenn ich nach Deutschland zurück komme. Hier reiten nur Starkes und Suborics´, da ist der Konkurrenzkampf natürlich groß.
Galopponline.de: Und finanziell lohnt es sich doch auch, oder?
Torsten Mundry: Natürlich, ich habe in der Zeit, in der ich hier bin, schon soviel verdient wie in Deutschland im ganzen Jahr. Man bekommt ja auch als Jockey neun Prozent, zudem werden meine Versicherungen bezahlt, und die Steuern sind nicht so hoch.
Galopponline.de: Und wie sieht Ihre Zukunft aus, bis wann ist Ihre Lizenz gültig?
Torsten Mundry:Ich habe eine Lizenz bis Ende März, habe aber eine Verlängerung beantragt. Darüber wird am Freitag entschieden. Ich würde schon gerne bis zum Ende der Saison, die hier bis zum 21. Juni dauert, hier bleiben.
Galopponline.de: Was werden Sie machen, wenn die Lizenz nicht verlängert wird?
Torsten Mundry: Was ich dann genau mache, weiß ich noch nicht. Ich werde wohl nach Deutschland zurückkehren, erstmal als Freelancer arbeiten. Ich habe hier aber schon Kontakte geknüpft, vielleicht ist Australien auch mal ein Thema, ich bin da nach allen Seiten offen.
Galopponline.de: Wäre auch Macau wieder ein Thema?
Torsten Mundry: Natürlich, dort hatte ich eine gute Zeit. In Macau oder Japan ist es für einen Jockey auch einfacher als hier in Hong Kong. In Macau kann man auch mal mit einem schlechten Pferd gewinnen, wenn man clever ist. Das kommt in Hong Kong fast nie vor. Andreas Suborics hatte mir damals von Hong Kong erzählt und mir gesagt, wie hart es dort ist. Ich wollte es damals nicht glauben, aber er hatte recht.
Galopponline.de: Sie stecken deshalb aber nicht den Kopf in den Sand?
Torsten Mundry: Nein, ich resigniere nicht, vielleicht kommt das Glück wieder, das ich hier am Anfang hatte, da lief einiges für mich, was zuletzt gegen mich lief. Wenn meine Lizenz nicht verlängert wird, werde ich mich aber auch nicht umbringen.
Galopponline.de: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Torsten Mundry: Ich treibe sehr viel Sport, reite hier auch leichter als in Deutschland. 53,5 Kilo reite ich, damit ich mit den anderen Jockeys konkurrieren kann. Ich würde sagen, dass das hier der professionellste Rennsport der Welt ist. Deshalb quäle ich mich auch, um mitzuhalten.
Galopponline.de: Gibt es Freundschaften oder Kontakte zu anderen Jockeys?
Torsten Mundry: Mit Wayne Smith und Robbie Fradd verstehe ich mich ganz gut, aber echte Freundschaften gibt es hier eigentlich nicht. Dazu ist der Konkurrenzkampf viel zu groß. Man kann hier auch keinem vertrauen. Wenn man hier jemandem sagt, dass ein Pferd morgens gut geht, rufen gleich zwei Mann mittags den Trainer an und wollen den Ritt haben. Besonders vor den Südafrikanern muss man sich vorsehen.
Galopponline.de:Was vermissen Sie am meisten?
Torsten Mundry: Natürlich in erster Linie die Familie, auch Deutschland.
Galopponline.de: Auch den deutschen Rennsport?
Torsten Mundry: Ja, eigentlich ist der deutsche Rennsport sehr schön, aber die Situation ist nicht einfach. Es kommt am Ende einfach zu wenig herum, und man fragt sich, wofür man sich Tag für Tag die Arbeit macht. Ich bin immer noch gut über den Rennsport informiert, telefoniere oft mit Andrasch Starke, bin natürlich auch durch das Internet immer auf dem neuesten Stand. Ab und zu sind auch deutsche Schlachtenbummler da, zuletzt war auch Herr Plautz von der Rennleitung einmal hier.