Mit Jiri Palik

GaloppOnline.de: Wie Sie es vorausgesagt haben, wird Andrasch Starke Champion, dominierte ziemlich eindeutig. Das hat sie also nicht überrascht?

Jiri Palik: In keinster Weise. Andrasch Starke steht bei uns klar heraus, er ist für mich mit Abstand die Nummer eins.

GaloppOnline.de: Wenn in einigen Tagen Bilanz gezogen wird, werden rund 80 Saisonsiege auf ihrem Konto stehen, rund 700 Mal waren Sie im Einsatz. Gibt es da noch einen Grund zu klagen?

Jiri Palik: Natürlich nicht, auch wenn man schon ein klein wenig enttäuscht ist, dass das eine oder andere Ziel nicht erreicht wurde. Aber ich vergesse natürlich nie, wie ich hier angefangen habe. Der Weg nach oben war hart, vor allem muss man auch hart arbeiten, um oben zu bleiben. Ich bin aber schon ein wenig stolz darauf, dass mir der Vorstoß nach oben gelungen ist.

GaloppOnline.de: Welches Ziel wurde in dieser Saison verpasst?

Jiri Palik: Ich hatte schon gedacht, dass ich auch in diesem Jahr ein Gruppe-Rennen gewinnen werde. Vor allem mit Horeion Directa. In Hamburg waren wir ja auch ganz dicht dran, doch dann konnte es Up and Away noch einen Tick besser.

GaloppOnline.de: Horeion Directa gehört dem Stall Directa, für den Sie 2003 als Privatjockey engagiert waren. Hat dieses Engagement auch 2004 Gültigkeit?

Jiri Palik: Mit Herrn Buldt vom Stall Directa habe ich noch nicht konkret über eine Verlängerung des Enagements geprochen. Ich möchte schon weiter mit ihm zusammenarbeiten, kann dann zudem noch als Freelancer tätig sein. Auch wenn, wie bereits angesprochen, mit Horeion Directa ein Gruppe-Treffer knapp verpassst wurde, lief es insgesamt sicher nicht schlecht. Wir haben mit Furioso Directa ein Listen-Rennen in Baden-Baden gewonnen, mit Marabout Directa in einigen großen Zweijährigen-Prüfungen sehr gut mitgemischt. Der Hengst ist auch die große Hoffnung für das kommende Jahr.

GaloppOnline.de: Wird er auch über den Weg kommen?

Jiri Palik: Das glaube ich nicht, Marabout Directa stufe ich eher als Meiler ein.

GaloppOnline.de: Ist Ihnen im Verlauf der Saison ein Zweijähriger aufgefallen, denn Sie für das Derby verstärkt im Auge behalten?

Jiri Palik: Eigentlich nicht. Die großen Ställe haben sich doch relativ zurückgehalten. Viele Pferde von Uwe Ostmann haben imponierend gewonnen. Aber ob Sie für das Derby in Frage kommen, bezweifle ich eher. Ich denke, dass wir den Derby-Sieger von 2004 noch nicht gesehen haben.

GaloppOnline.de: Ein Engagement mit dem Stall Directa, ferner als „Freelancer“ tätig sein, dies wäre für 2004 wiederum ein Idealfall für Sie?

Jiri Palik: So sehe ich es, mit dieser Basis wäre ich sehr zufrieden. Im Grunde genommen gibt es ja in Deutschland nur zwei Ställe, an denen die Anstellung als Stalljockey so richtig interessant ist.

GaloppOnline.de: Lange raten braucht man sicher nicht. Sie meinen doch an die Quartiere von Andreas Schütz und Peter Schiergen?

Jiri Palik: Absolut richtig. Und ich freue mich sehr, dass ich auch für diese Ställe in der sogenannten „zweiten Farbe“ im Einsatz war, aber auch für weitere Topställe wie z.B. die von Hans Blume, Mario Hofer, Peter Rau usw. Toll war es für mich auch, dass mich Wilfried Kujath für Tomster verpflichtete und wir dann in Mailand auf Listenebene erfolgreich waren.

GaloppOnline.de: Mehr oder weniger als freier Jockey zu reiten, bedeutet gutes Management. Haben Sie einen Manager?

Jiri Palik: Ohne den würde es nicht so gut laufen. Es ist mein Freund Karl-Heinz Schreiber, der mich schon seit vielen Jahren berät.

GaloppOnline.de: Sie müssen sich doch, um möglichst gute und viele Ritte zu bekommen, relativ früh entscheiden, auf welchem Platz Sie im Einsatz sind?

Jiri Palik: Eigentlich schon, aber es lässt sich nicht immer verwirklichen. In der Regel ist es aber schon so, dass ich montags weiß, auf welchen Bahnen ich am kommenden Wochenende reiten werde.

GaloppOnline.de: Ferner ist es für einen Freelancer wohl schon wichtig, dass man morgens feste Ställe hat, in denen man ausreitet?

Jiri Palik: Ganz wichtig, Fitness ist oberstes Gebot. Aktuell reite ich einen Tag in der Woche bei Andreas Löwe aus, die anderen Tage bei Andreas Trybuhl.

GaloppOnline.de: Werden Sie für diese Trainer dann auch verstärkt in den Sattel steigen?

Jiri Palik: Ja, davon gehe ich bei passender Gelegenheit schon von aus. Mit Herrn Löwe habe ich sehr gut zusammengearbeitet, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Wenn er mich haben möchte, reite ich für ihn. Andererseits habe ich Verständnis, wenn seine Besitzer andere Reiter verpflichtet haben möchten. Er muss schließlich mit seinen Kunden klarkommen.

GaloppOnline.de: Sie haben gerade bereits nach einer halbvollen Tasse Kaffee abgewunken?

Jiri Palik: Ja, es ist stetige Disziplin verlangt. Heute stimmt das Gewicht aufs Gramm, das will ich mir nicht vermasseln.

GaloppOnline.de: Wie ist denn aktuell ihr „Kampfgewicht“?

Jiri Palik: Im Winter ab 55 Kilo. Ich muss richtig ackern, wenn ich 53 Kilo während der Grasbahnsaison reiten will. Da muss man jetzt auch mal an den Körper denken, es etwas ruhiger angehen lassen und ihm im Winter eine Chance geben.

GaloppOnline.de: Würde es Sie nicht reizen, während der Wintermonate in Asien zu reiten?

Jiri Palik: Wenn ich eine Lizenz für Hong Kong bekommen würde, wäre dies natürlich eine große Sache. Aber es käme tatsächlich für mich auch nur Hong Kong in Frage. Ich glaube nicht, dass sich die anderen Gastspiele in Asien so richtig lohnen.

GaloppOnline.de: Wenn man sich hier in Neuss umsieht, ist es doch schon erschreckend, wie wenig Besucher auf der Bahn sind. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Wetter alles andere als einladend ist?

Jiri Palik: Ich mache mir schon große Sorgen, was die Lage hierzulande im Rennsport angeht. Fast jeden Tag kommt eine neue negative Nachricht.

GaloppOnline.de: Was stört Sie speziell?

Jiri Palik: Ich glaube, dass der Rennsport zu wenig nach außen getragen wird. Selbst die Topereignisse sind kaum noch im TV zu sehen, wir verschwinden einfach auf der Bildfläche. Auch denke ich, dass viele Sachen dringend verbessert werden müssten.

GaloppOnline.de: Können Sie konkret werden?

Jiri Palik: Ein Beispiel: Manche Altersgewichtsrennen sind nur gering besetzt, für den Wetter völlig unattraktiv. Früher waren diese Rennen vielleicht entsprechend gut besetzt und interessant. Heute sind einige ganz offensichtlich nicht mehr zeitgemäß, möglicherweise gibt es für solche Rennen auch nicht mehr genügend Pferde. Aber die Rennen werden Jahr für Jahr ins Programm genommen. Allgemein gehalten, ich habe den Eindruck, dass es zu wenig neue Ideen und Gedanken gibt, um den Rennsport nach vorne zu bringen. Oder aber, es fehlt die Umsetzung.

GaloppOnline.de: Ihr Wunsch für die kommende Saison?

Jiri Palik: Zunächst einmal, dass ich bei den Trainern und Besitzern weiterhin so gefragt bin. Das andere kommt dann von selbst.

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