GaloppOnline.de:
Welche Idee steckt hinter Raze TV?
Hubertus Schmelz:
Die Erfüllung des uralten Traums des Rennsports – alle Rennen live im Fernsehen, unverschlüsselt, ungekürzt, zusätzlich mit der Möglichkeit, den Sport in selbst gewählter Form zu präsentieren. Und das alles zum Selbstkostenpreis und mit der Möglichkeit verbunden, Wetten in den Totalisator zu generieren. Sozusagen ein Schaufenster für den gesamten Sport, das dieser selbst dekorieren kann.
GaloppOnline.de:
Woher kommt der ungewöhnliche Name Raze TV?
Hubertus Schmelz:
Ich vermute, den Urhebern schwebte wahrscheinlich kein etymologisches, sondern ein lautmalerisches oder assoziatives Motiv vor.
GaloppOnline.de:
Wie kann man Raze TV empfangen?
Hubertus Schmelz:
Mann kann Raze TV per Astra-Satellit digital unverschlüsselt sowie in einigen Kabelnetzen wie ish und Kabel Baden Württemberg empfangen, insgesamt etwa 4,1 Millionen Haushalte.
GaloppOnline.de:
Gibt es Pläne, die Empfangsmöglichkeiten auszuweiten?
Hubertus Schmelz:
Die gibt es natürlich, wobei die Reichweite allein durch die Verbreitung der Satellitenschüsseln um etwa 100.000 per Monat steigt. Zusätzlich sollen weitere Kabelnetze bedient werden.
GaloppOnline.de:
Wer sind die Macher des Senders? Wer ist Michael Oplesch?
Hubertus Schmelz:
Gesellschafter und Geschäftsführer sind Herr Michael Oplesch und Herr Stefan Becker aus Hamburg. Beides sind Medienfachleute. Herrn Oplesch habe ich vor Jahren zufällig in anderen geschäftlichen Zusammenhängen kennen gelernt. Michael Oplesch hat einige Dinge im Medienbereich bewegt, zum Beispiel bei Viva oder MTV, und er verfügt über ausgezeichnete Kontakte. Und über eine geradezu überschäumende Phantasie, wohingegen Herr Becker ein Pionier des digitalen Fernsehen ist und sich mehr um die technische Umsetzung des Sendebetriebs kümmert. Das funktioniert sehr gut.
GaloppOnline.de:
Welche Rolle spielen Sie persönlich bei Raze TV?
Hubertus Schmelz:
Herr Oplesch hat zufällig mitbekommen, dass ich den Rennsport als Hobby betreibe und mich vor Monaten gefragt, ob ich ihm mit bei der Umsetzung seiner Pläne helfen würde. Nachdem ich verstanden hatte, worum es bei seinem Projekt geht, habe ich zugesagt, und seitdem versuche ich, der Sache mit Hinweisen und Ratschlägen behilflich zu sein. Ich bekomme ein Honorar dafür.
GaloppOnline.de:
Welche Rolle spielt Fluxx.com?
Hubertus Schmelz:
Die allergrößte, denn fluxx.com ist Vertragspartner von Raze TV und Lieferant der Bilder und Informationen sowie Betreiber der Wettvermittlung in den Totalisator.
GaloppOnline.de:
Sie werben damit, dass alle Wetten ausschließlich in den Toto
vermittelt werden.
Hubertus Schmelz:
In der Tat. So ist es, eine Fortsetzung des Systems von Horses.de unter Nutzung der bestehenden Infrastruktur.
GaloppOnline.de:
Waren die Buchmacher nicht an einer Kooperation mit Raze.tv
interessiert?
Hubertus Schmelz:
Das weiß ich nicht.
GaloppOnline.de:
Es wird gesagt, dass Springer sich ebenfalls um eine Lizenz bei der
Bundesmedienanstalt (o.ä.) beworben hat, Sie aber den Zuschlag bekommen
haben?
Hubertus Schmelz:
Richtig ist, dass Raze TV alle erforderlichen Lizenzen beantragt und erhalten hat, Ob sich andere ebenfalls um derartige Lizenzen bemüht haben, oder noch bemühen und wenn ja mit welchem Erfolg, ist mir nicht bekannt.
GaloppOnline.de:
Fürchten Sie die Konkurrenz anderer Wettanbieter? Dem Kunden
vorschreiben, wo er wetten soll, kann man ja nicht.
Hubertus Schmelz:
Konkurrenz ist Konkurrenz, aber umgekehrt wird ein Schuh daraus: der Rennsport bekommt endlich die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit anderen Anbietern Wetten zu generieren, also die RaceJack-Läden um eine Fernsehschiene zu erweitern.
GaloppOnline.de:
Ist es eine Gefahr oder ein Vorteil, dass das Konzept im wesentlichen von Leuten außerhalb des Rennsports geschultert wird?
Hubertus Schmelz:
Zunächst ist es ein Vorteil, wenn die jeweiligen Fachgebiete von Fachleuten bearbeitet werden. Insofern kann es keinen Zweifel an der Kompetenz von Raze TV und fluxx.com bezüglich der technischen und medienrechtlichen Umsetzung des Projektes geben. Dies betrifft natürlich auch die Datenbearbeitung für den Wettbetrieb sowie dessen Abwicklung. Was die Fragen des Rennsports anlangt, so hoffen wir, sowohl den Trab- als auch den Galoppbereich durch entsprechende Beratung kompetent bedienen zu können. In jedem Fall kommen sich diese Gebiete nicht in die Quere, und der Rennsport ist ja aufgerufen, selbst zusätzliche Inhalte zu produzieren und anzubieten.
GaloppOnline.de:
Kann man über ein und dasselbe Horses.de-Konto Internet- und
Telefonwetten gleichermaßen abgeben?
Hubertus Schmelz:
Für die Neukunden ja, für die alten Kunden wohl nicht
GaloppOnline.de:
Kann man bald auch über die Fernbedienung eine Wette abschließen?
Hubertus Schmelz:
Es ist geplant; die Pläne entsprechend der Marktentwicklung liegen in der Schublade
GaloppOnline.de:
Wie soll das Sendekonzept zukünftig konkret aussehen? Wird es neben
der Übertragung von Rennen auch andere Sendeelemente geben?
Hubertus Schmelz:
Nur Gewinnspiele, die direkt mit dem Rennsport zu tun haben. Deutlich abgetrennt von dem Rennsportprogramm wird es andere Programminhalte geben, die nichts mit dem Rennsport zu tun haben. Ansonsten werden der Rennsport und seine diversen Interessengruppen und Aktive ausdrücklich eingeladen, sich aktiv an der Programmgestaltung zu beteiligen, also Selbstdarstellung der Rennvereine und Aktiven durch Mitarbeit bei Hintergrundberichten, Interviews, Möglichkeiten der Werbung von Gestüten, Sponsoren, Gesprächsrunden mit Journalisten. Da gibt es viele denkbare Möglichkeiten.
GaloppOnline.de:
Welche Rennen sollen gezeigt werden? Auch Rennen aus dem Ausland?
Hubertus Schmelz:
Es sollen bei vollem Programm alle 10 Minuten Rennen gezeigt werden, je nach Veranstaltungsmodus der Galopper und Traber. Bei Überangebot findet eine Auswahl der interessantesten Rennen statt. Pünktliches Starten sichert die besten Plätze. Auslandsrennen sollen, wenn möglich, gezeigt werden. Bestehende Vertriebswege könnten auf diese Weise erweitert werden.
GaloppOnline.de:
Am Montag ist mit der Übertragung der Trabrennen aus Straubing der
Startschuss gefallen, wie war die Resonanz?
Hubertus Schmelz:
Die Resonanz war zumindest am Toto positiv, denn Straubing hat für einen Montag Abend recht gute Umsätze mit entsprechendem Außenanteil erzielt. Ansonsten gehe ich von wohlwollender Begleitung durch die Rennsport-Fans und die Aktiven aus.
GaloppOnline.de:
Werden auch andere Wetten (Sport-, Hundewetten) angeboten?
Hubertus Schmelz:
Mir sind solche Überlegungen nicht bekannt.
GaloppOnline.de:
Wie ist die Reaktion der Galopper auf das Konzept Raze TV ausgefallen?
Hubertus Schmelz:
Jedermann, dem man das Konzept etwas erklärt, ist positiv eingestellt.
GaloppOnline.de:
Ist die Unterstützung gesichert?
Hubertus Schmelz:
Wir werben um Unterstützung bei allen, denen der Rennsport am Herzen liegt, aber was ist schon gesichert im Rennsport?
GaloppOnline.de:
Wer ist ihr Ansprechpartner beim Direktorium?
Hubertus Schmelz:
Aufgrund der vertraglichen Beziehungen ist fluxx.com Ansprechpartner des Direktoriums, und ich gehe davon aus, dass fluxx.com entsprechende Kontakte zu den maßgeblichen Herren hat. Unter anderem ist das Konzept in einer Präsidiumssitzung ausführlich vorgestellt worden.
GaloppOnline.de:
Kann solch ein Sender profitabel betrieben werden? Wie finanziert er
sich?
Hubertus Schmelz:
Ein solcher Sender finanziert sich zum einen aus Provisionseinnahmen für die Wettvermittlung sowie aus Werbeeinnahmen und Gewinnspielen. Vor allen Dingen muss immer wieder betont werden, dass Raze TV ein Mediendienst ist, also nach anderen rechtlichen Maßstäben arbeitet als ein klassischer Fernsehsender. Nur dadurch können erhebliche Werbepotentiale genutzt und die Selbstkosten der Übertragung realisiert werden. Ich habe auch einige Zeit gebraucht, um dies zu verstehen, aber genau hierin liegt der Gimmick und die Leistung von Raze TV und seinen Initiatoren.
GaloppOnline.de:
Wie hoch ist das Kommunikationsbudget? Wie ist die Kommunikationsstrategie?
Hubertus Schmelz:
Über die Höhe dieses Budgets kann ich nichts sagen. Wir verlassen uns aber weitgehend auf die Kraft der Argumente sowie des Faktischen sowie geduldige Überzeugungsarbeit im persönlichen Gespräch.
GaloppOnline.de:
Kannibalisiert ein Sender wie Raze TV die Vermarktung der Bildrechte
des Rennsports?
Hubertus Schmelz:
Nein, er schafft nur dem Produzenten endlich auch die Möglichkeit, sich aus der Umklammerung des Wettbewerbs zu befreien. Es kann nicht mehr länger angehen, dass die Buchmacher den Rennsport am Nasenring vorführen, und je nach Lust und Laune mit dem Stock oder dem Zuckerl arbeiten. Wenn der Vertreter der Buchmacher die Gesetzesinitiative eines Bundeslandes zum Anlass für die Kündigung eines privatrechtlichen Vertrages nimmt, dann stellt das nicht nur eine offene Kriegserklärung an den gesamten Sport dar, sondern es offenbart auch ein sehr eigenwilliges Rechtsverständnis. In Wirklichkeit kannibalisiert sich der Stand der Buchmacher durch die unzähligen Anbieter aus fern und nah selbst, und der Segen des Internets wird zum Fluch für die gesamte Branche. Da ist es absurd und unredlich, dem Sport den schwarzen Peter zuzuschieben. Der Sport hat nicht die Aufgabe, die Buchmacher zu alimentieren, die sowieso peinlich darauf achten, niemals dem wirklichen Risiko eines Wettverlustes a la longue ausgesetzt zu sein. Sehen Sie sich die Fülle der Vorschriften und Klauseln an, mit denen versucht wird, Verluste zu minimieren, Wetten ohne Gründe abzulehnen, Manipulationsvorwürfe zu konstruieren. Einige sogenannte Wettvermittler erklären im gleichen Atemzug ihrer AGB, selbst einziger Vertragspartner des Wetters zu sein. Der schiere Irrsinn. Raze TV stellt sich mit seinem Konzept jedenfalls eindeutig auf die Seite des Sports.
GaloppOnline.de:
Kollidiert der Sender Raze TV mit alternativen Konzepten, zum Beispiel Premiere?
Hubertus Schmelz:
Ich kenne kein Konzept von Premiere. Ich weiß nur, dass niemand außer Raze TV in der Lage ist, jetzt, hier und sofort die deutschen Galopp- und Trabrennen im Fernsehen zu übertragen, und jede Konkurrenz bräuchte sicher noch etliche Zeit, um soweit zu sein. Natürlich müsste eine echte Konkurrenz dies auch zum Selbstkostenpreis für den Sport leisten und darüber hinaus Wettvermittlung in den Toto anbieten. Sollte dies irgendwann der Fall sein, dann stellen wir uns gern im Wettbewerb um die Gunst der Zuschauer und Wetter.