GaloppOnline:
Sie haben bereits Arc-Erfahrung und schicken Ihren vierten Starter in den Prix de l`Arc de Triomphe. Welchen Stellenwert hat dieses Rennen für Sie?
Andreas Schütz:
Der Arc ist natürlich ein ganz besonderes Rennen und jeder träumt davon, einmal dieses Rennen zu gewinnen. Es ist das wichtigste Rennen Europas und man trifft auf die besten Pferde überhaupt. Jeder weiß, dass mir das Deutsche Derby viel bedeutet, aber außerhalb der Grenzen zählt der Arc, neben dem Breeders’ Cup natürlich, zu den Rennen überhaupt.
GaloppOnline:
Fährt man also mit erhöhtem Druck, Nervosität oder speziellen Erwartungen nach Paris?
Andreas Schütz:
Der Druck ist nicht vergleichbar mit jenem aus dem Derby beispielweise. Dort gehen meine Pferde oft in der Favoritenrolle ins Rennen und die Leute erwarten gewisse Resultate. Es wäre sicher gut für den deutschen Rennsport, mal wieder in einem der absoluten internationalen Toprennen eine gute Figur abzugeben. In Paris sind wir am Sonntag Außenseiter und ich weiß, dass Dai Jin alle bisherigen Leistungen noch einmal deutlich steigern muss.
GaloppOnline:
Kann er das denn?
Andreas Schütz:
Ich bin der Meinung ja. Bei keinem seiner letzten Siege musste er alles geben. Er flog an den Gegnern vorbei und dann war die Sache gelaufen. Nie musste er bis zum Ziel ausgeritten werden, so dass ich glaube, dass da noch Spielraum nach oben ist. Bisher musste er nicht an seine Grenzen gehen. Die Vorbereitung lief bestens und ich glaube, ich habe alles getan, um ihn in perfektem Zustand nach Longchamp zu schicken.
GaloppOnline:
Und auf welchem Platz wollen Sie mit Dai Jin landen?
Andreas Schütz:
So weit vorne wie möglich natürlich. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, unter die ersten Fünf zu kommen, wobei Platz fünf schon am unteren Ende der Erwartungen liegen würde. Ich glaube schon, dass wir in Paris etwas vollbringen können. Wenn wir weiter als für den fünften Platz geschlagen wären, wäre ich schon enttäuscht und damit rechne ich eigentlich nicht. Ich bin froh, mit einem geschonten Dai Jin zum Arc zu fahren und würde mich ärgern, wenn wir in Baden gelaufen wären und im Arc an mangelnder Frische scheitern würden. Natürlich wäre Baden viel leichter gewesen, aber wer nicht im Arc läuft, kann ihn nicht gewinnen.
GaloppOnline:
Wie war Dai Jins Vorbereitung und was macht er die Tage vor dem Rennen?
Andreas Schütz:
Am Montag Morgen hat er seine Abschlussarbeit absolviert. Zusammen mit meinem St. Leger-Starter und sehr guten Arbeitspferd Shamal ging er auf der Grasbahn und hat mich voll überzeugt. Im Sattel von Dai Jin saß Terry Hellier und er war schon überlegen in seiner Arbeit und konnte sich leicht lösen. Diese Vorstellung langt mir, um guten Mutes zum Arc zu fahren. Den Rest der Woche macht er nicht mehr viel, wird am Samstag Morgen dann zusammen mit Next Gina mit dem Transporter nach Paris fahren.
GaloppOnline:
Und wer ist für sie das zu schlagende Pferd?
Andreas Schütz:
In diesem Rennen läuft keiner mit, um nur im Führring zu stehen. Ich glaube aber, dass die beiden Franzosen Dalakhani und Ange Gabriel die härtesten Gegner sind. Beide haben eine optimale Vorbereitung hinter sich und haben mir im Laufe der Saison imponiert. High Chaparral hatte immer wieder gesundheitliche Probleme und ich glaube, dass das ein Hindernis sein könnte, ein solches Rennen zu gewinnen. Bei ihm glaube ich beispielsweise, dass wir ihn schlagen können.
GaloppOnline:
Wird der Boden irgendeine Rolle spielen?
Andreas Schütz:
Natürlich würde ich weichen Boden bevorzugen, da Dai Jin ihn definitiv kann und einige der Gegner nicht. Zudem würde weicherer Boden das eventuell hohe Tempo aus dem Rennen nehmen. Aber daran kann ich nichts ändern und auch mit gutem Boden wird das Pferd zurechtkommen. Ich glaube, er ist ohnehin relativ bodenunabhängig. Fest wird er ja nicht werden, so dass die äußeren Bedingungen schon passen sollten.
GaloppOnline:
Haben Sie Bedenken wegen des unorthodoxen Stils von Dai Jin und dass er zunächst möglicherweise nicht mitgehen kann, da es ja sicher Tempo geben wird?
Andreas Schütz:
Ich glaube nicht, dass er, wie beispielsweise in Köln, aus dem Rennen fällt. Im Derby musste er auch den ganzen Weg über bemüht werden. Da machte es nur nicht so den Anschein, da mehrere Pferde um ihn herum galoppierten. Ich glaube, dass wird im Arc ähnlich sein. Er sollte das Tempo schon mitgehen können und nicht aus dem Feld fallen. Und von hinten zu kommen finde ich nicht schlimm. Borgia kam vom vorletzten Platz und wurde Dritte und Star Appeal hat das Rennen ja sogar vom allerletzten Platz gewonnen.
GaloppOnline:
Ist es ein großer Vorteil, Olivier Peslier im Sattel zu haben?
Andreas Schütz:
Ja, natürlich. Zum einen kennt er das Pferd nun bestens, zum anderen ist er mit mehreren Arc-Siegen absoluter Spezialist dieses Rennens und kennt die Bahn wie seine Westentasche. Ich weiß, dass ich ihm mein bestes Pferd nach Paris bringe, welches höllisch gut auf dem Posten ist, und ich habe alles Erdenkliche getan, um vorne zu landen.