GaloppOnline.de: Insgesamt haben Sie bislang 18 A-Siege erzielen können. Alleine vier davon während der Zeit in Bad Harzburg. Das war sicher ein tolles Meeting für Sie.
Melanie Sauer: Ja, so etwas habe ich noch nie erlebt, das war weltklasse. Vieles lief für mich wie am Schnürchen. So kann es weitergehen.
GaloppOnline.de: Drei Ihrer vier Harzburger Erfolge fielen für Trainerin Elfi Schnakenberg aus, die mit elf Siegen eine sensationelles Meeting hinlegte. Wie kam es zu den Ritten?
Melanie Sauer: Zu der Familie Schnakenberg hege ich schon seit langem ein gutes Verhältnis. Und als ich wieder Lust bekam, Rennen zu reiten, fragte ich auch bei Herrn Schnakenberg nach. Er wollte mich bei leichteren Gewichten berücksichtigen. Das hat sich jetzt prächtig ausgezahlt.
GaloppOnline.de: Gerade bei Lightning Flash, mit der Sie gleich zwei Mal siegreich waren. Werden Sie auch in Zukunft Partnerin der Stute sein?
Melanie Sauer: Nachdem es beim ersten Mal so gut klappte, setzte mich der Besitzer auch am zweiten Wochenende drauf. Wieder mit Erfolg. Ich denke, es gibt keinen Grund, dass ich die Stute nicht weiter reiten werde. Aber genaue Absprachen gibt es nicht.
GaloppOnline.de: Wo haben Sie eigentlich so lange gesteckt, und warum sieht man Sie nun wieder im Rennsattel?
Melanie Sauer: Ich war ja nicht von der Bildfläche verschwunden, hatte einfach nur keine Lust mehr auf Rennen, war aber häufig zu den Veranstaltungen auf der Rennbahn. Vor der Rittpause gab es immer wieder Ärger mit der Rennleitung, wegen jeder Kleinigkeit musste ich in das Zimmer der Stewards kommen. Das hat mir alles keinen Spaß mehr gemacht.
GaloppOnline.de: Und dann von Null auf Einhundert ist bestimmt nicht leicht.
Melanie Sauer: Nein, so war es auch nicht. Im Training war ich eigentlich die ganze Zeit über bei Ralf Schaaf, wo ich auch mein eigenes Pferd, den dreijährigen Grand Combattant, stehen habe und ich so oft es geht morgens ausreite. Nach meinem Abitur brauchte ich erst einmal etwas Zeit, mich zu orientieren, habe anderthalb Jahre hier mal gekellnert und da mal ausgeholfen. Jetzt habe ich eine Lehrstelle bei einer Fluggesellschaft hier in Dortmund gefunden, wo ich in Kürze beginnen werde. Ich hatte schon in der Schule Spaß an Fremdsprachen wie Englisch und Französisch, das wird mir bei dieser Tätigkeit am Flughafen sicher zugute kommen.
GaloppOnline.de: Und dann hängen Sie nach kurzem Comeback die Reitstiefel wieder an den Nagel?
Melanie Sauer: Nein, das wird bestimmt nicht der Fall sein. Gerade auf kleineren Bahnen wird man mich häufiger sehen, auch wenn ich dann natürlich insgesamt viel weniger Freizeit habe.
GaloppOnline.de: Was nehmen Sie sich rennsportlich für die Zukunft vor?
Melanie Sauer: Man kann nur hoffen, dass es jetzt so weiter läuft. Ich möchte natürlich so viele Siege wie möglich sammeln. Wünschenswert wäre, dass man auch in weniger erfolgreichen Zeiten Chancen bekommt, damit man wieder auf die Erfolgsstraße zurückkehren kann. Oft sind es nämlich gerade kleine Erfolge, über die man sich am meisten freuen kann.
GaloppOnline.de: Was war ihr schönstes Erlebnis?
Melanie Sauer: Im Oktober 1999 gewann ich an einem Tag in Verden gleich drei Rennen, damals auch zwei davon für Frau Schnakenberg. Das war schon toll. Aber Bad Harzburg war noch ein Tick besser. Das hat es für mich so noch nicht gegeben, denn ich konnte auch einen Ausgleich II mit Mr Oldini gewinnen. Und ab dem Ausgleich II gibt es bekanntlich keine Erlaubnis mehr. Also musste ich unter denselben Bedingungen wie die Jockeys ran, und ich habe mich behaupten können!
GaloppOnline.de: Mussten Sie auch schon einmal gegen internationale Konkurrenz bestehen?
Melanie Sauer: Ja, vor nunmehr vier Jahren war ich zusammen mit meinem Bruder Oliver im Rahmen eines internationalen Renntages in Malaysia. Wie wir da aufgenommen und betreut wurden, war einfach großartig, denn die Organisatoren zeigten uns Kuala Lumpur, eine wunderbare Stadt. Drei Rennen haben wir bestritten und zwei Mal konnte ich gewinnen. Im Finish musste ich Oliver einfach wegputzen! Er wurde bei meinen Siegen jeweils Zweiter.
GaloppOnline.de: Auch ihr Bruder wandte sich einige Zeit etwas vom Rennsport ab, ist jetzt wieder verstärkt dabei und kann bei den Amateuren in diesem Jahr sogar Champion werden.
Melanie Sauer: Oliver wird Anfang des nächsten Jahres seine Lehre bei der Stadtsparkasse Dortmund beenden, vielleicht sogar als frisch gekürter Amateurchampion. Momentan sieht es wirklich gut aus, er führt die Statistik an. Gerade Christian von der Recke hat ihn in der letzten Zeit stärker berücksichtigt. Aber sein Problem ist, dass er nur relativ hohe Gewichte reiten kann.
GaloppOnline.de: Sie wohnen zusammen mit ihrem Bruder?
Melanie Sauer: Ja, wir leben nach der Trennung zusammen bei unserer Mutter. Auch dass wir Norbert, unseren Vater, auf der Rennbahn immer gesehen haben, war sicher ein Grund, im Rennsport vorerst etwas kürzer zu treten. Das Verhältnis ist eben nicht mehr so wie früher.
GaloppOnline.de: Aber Sie sind doch mit dem Stalljockey von Norbert Sauer, Jose Luis Silverio, zusammen?
Melanie Sauer: Nein, das ist gerade vorbei. Es hatte sich aber schon länger angekündigt, deswegen kam das alles nicht sehr überraschend für mich. Ich blicke jetzt nach vorne, möchte darüber aber nicht mehr sagen.