GaloppOnline.de:
Seit einem Jahr arbeiten Sie als Trainer in München, warten unverändert auf den ersten Sieg. Woran liegt das?
Kevin Woodburn:
Ich habe sieben oder acht Starter bisher gehabt, wir waren zweimal Zweiter und einmal Dritter. Das war zwar nicht schlecht, aber 70 Prozent meiner Pferde sind schon operiert gewesen, hatten Frakturen, Gleichbeinprobleme oder waren Kopper. Und meine beiden Zweijährigen sind im Juni beziehungsweise Mai geboren. Was soll man da machen? Ich bin keiner, der Pferde jagt, möchte sie richtig aufbauen. Die meisten Besitzer, die ich am Anfang hatte, sind auch jetzt noch da.
GaloppOnline.de:
Aber Sie haben gerade einmal sieben Pferde in Training…
Woodburn:
Ich möchte einen Stall mit vernünftigen Besitzern. Leuten, die bezahlen. Ich mache keine Dumping-Preise, kann meine Besitzer auch nicht hinhalten, möchte Ihnen stets die Wahrheit sagen. Es ist schließlich ihr Geld. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass manche Besitzer für Millionen Pferde kaufen und dann Reiter im Sattel sitzen, die nicht beim Sport gelernt haben.
GaloppOnline.de:
Gibt es denn keine Zusagen von großen Besitzern?
Woodburn:
Doch, und darüber bin ich sehr froh. Herr Dr. Berglar hat ein Pferd bei mir, eine Sternkönig-Stute. Ich habe Zusagen vom Gestüt Erlenhof und von Herrn Darboven. Kay Simon, Herr Pereira und zwei Schweizer gehören zu meinen Besitzern.
GaloppOnline.de:
Haben Sie spezielle Trainingsmethoden?
Woodburn:
Ich lasse meinen Pferden viel Zeit, praktiziere auch die Monty-Roberts-Methode. Die Pferde sollen ausgeglichen sein, Spaß an der Sache haben. Wir haben hier in München ideale Trainingsmöglichkeiten. Das Geläuf ist super, 21 Renntage finden dieses Jahr statt. Ich kann Schwerpunkte setzen, weiß mit welchen Pferden man auf Reisen gehen kann. Mit einem sehr großen Pferd würde ich zum Beispiel nicht nach Neuss gehen. Nach Italien sind es von hier aus nur 280 Kilometer. Dort kann man reichlich Geld verdienen. So etwas muss man mitnehmen. Am Jahresende zieht jeder eine Bilanz und schaut, ob sich das Ganze rentiert hat.
GaloppOnline.de:
Worin sehen Sie die Ursachen für den problematischen Start?
Woodburn:
Viele Leute sind am Sparen, aber die Besten kommen durch. Ich möchte etwas Vernünftiges aufbauen. Meine Freundin Simone hilft mir sehr dabei, ist Futtermeisterin, macht das Büro, die Boxen. Ich reite selbst, habe auch einen Angestellten. Wir machen schon sehr vieles selbst. Viele haben mir Pferde versprochen, die dann auf einmal nicht kamen. Es wird im Sport immer so sein, dass einem Leute in den Rücken fallen.
GaloppOnline.de:
Gibt es Momente, in denen Sie gerne wieder in den Jockey-Beruf zurückkehren würden? Gerade bei den Verdienstmöglichkeiten im Winter.
Woodburn:
Ich habe einen Schlussstrich gezogen. Der Trainer-Job macht mir viel Spaß, und ich bin der Überzeugung, dass der Durchbruch mit den entsprechenden Pferden kommt. Ich bin allerdings sehr enttäuscht, dass wichtige Besitzer mir nicht mal einen Handicapper gegeben haben. Immerhin habe ich 32 Gruppe-Rennen als Jockey gewonnen. Aber diese Zeiten sind vorbei, man soll nicht heulen. Als Trainer bekommt man ja auch zehn Prozent von den gewinnen, auch im Ausland. Es juckt mich nicht mehr. Ich bin froh, wenn ich gesund bin und Galopps reiten kann.
GaloppOnline.de:
Kommt ein Ortswechsel für Sie in Frage oder bleiben Sie in München?
Woodburn:
München ist absolut super. Was nur wenige wissen, wir haben eine eigene Trainierbahn auf der anderen Seite der Bahn. Die Pferde sind ruhiger, da sie weg sind vom eigentlichen Geschehen. Und dieses Gelände ist so groß wie die Rennbahn. Grasgalopps braucht man hier nicht zu bezahlen, die Sandbahn wird immer frisch geeggt. Die Leute wissen hier auch mit der Winterzeit umzugehen. Und ob wir hier zwölf Grad minus oder in Köln minus fünf Grad haben, ist auch kein großer Unterschied. Ich habe hier auch ein Solarium, zwei Paddocks, sehr große Boxen. Meine nächste Anschaffung wird ein Round-Pen sein, da können die Pferde longiert werden.
GaloppOnline.de:
Wie sieht ein normaler Tagesablauf des Kevin Woodburn aus?
Woodburn:
Zur Zeit fangen wir um sieben Uhr im Stall an. Die Pferde bekommen Stehfutter, ich wasche den Hafer, reite danach aus. Die Pferde gehen im Schnitt 20 Minuten Schritt oder Trab, bevor sie galoppieren. Das hat mit der Gelenkflüssigkeit zu tun. Eine Stunde sind sie dann mindestens draußen. Im Sommer kommen sie auch nachmittags nochmals an die Luft. Wichtig ist mir, immer mit den jungen Pferden in Kontakt zu bleiben. In manchen Großquartieren bleibt doch gerade einmal zwei Minuten pro Pferd Zeit. Bei mir sind Tränke und Krippe sauber, die Hufe werden eingefettet. Das braucht seine Zeit. Etwa um 14 Uhr sind wir fertig.
GaloppOnline.de:
Was sind Ihre Ziele für 2003? Wann haben Sie Ihren ersten Starter?
Woodburn:
Ich möchte meine Pferde gut managen, ein paar Rennen gewinnen. Die Besitzer sollen am Ende eines Jahres glücklich und zufrieden sein können. Ich denke, dass am ersten Renntag mein erster Starter herauskommt. Zur Zeit habe ich zwei spät geborene Dreijährige, drei Zweijährige sowie unseren zehnjährigen Sachsenking und mit Abu Dhabi einen sieglosen Vierjährigen.