GaloppOnline.de:
Vor einem Jahr sah es kurz sogar so aus, als ob die Lichter auf der Rennbahn endgültig ausgehen würden. Wie ist denn die Situation zurzeit?
Peter Michael Endres:
Wir sind natürlich nicht über Nacht reich geworden. Die Lage ist so wie bei den meisten Vereinen unverändert schwierig. Nach verheißungsvollem Beginn brachen die Außenwettumsätze ab dem vierten Renntag um ca. zwanzig Prozent ein.
GaloppOnline.de:
Wie war die Erwartungshaltung?
Peter Michael Endres:
Im Grunde konservativ. Wir sind von den Wettumsätzen 2001 ausgegangen. Damals hatten wir im Frühjahr die Maul- und Klauenseuche, im Spätsommer hat uns der 11. September sehr getroffen, ein wichtiger Renntag war kurz danach und von der Stimmung her natürlich ziemlich am Nullpunkt anzusiedeln. Deshalb haben wir schon geglaubt, dass wir das letztjährige Umsatzergebnis erreichen würden. War aber nicht so, auch wenn wir durchweg ordentliches Wetter hatten und auch mehr Zuschauer zählen konnten. Großteils fehlt, so wie allen Vereinen, einfach der Außenwettumsatz. Ich verstehe nicht, dass der Staat es zulässt, dass die Buchmacher ihre Wetten ganz offen steuerfrei ins Ausland vermitteln können.
GaloppOnline.de:
Also noch weniger Geld in der Kasse?
Peter Michael Endres:
Der Verein hat das Gelände gepachtet und kann in so schwierigen Zeiten wie heute keine Grundstücke verkaufen wie das andere Vereine tun.
GaloppOnline.de:
Nun ist die WGZ-Bank als Sponsor Ihres Gruppe I-Rennens auch noch abgesprungen.
Peter Michael Endres:
Sie ist nicht abgesprungen, sie hat einen auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Sie war zunächst drei Jahre bei uns, hat dann nochmals drei Jahre verlängert. Man muss akzeptieren, dass Unternehmen auch einmal etwas anderes machen wollen, außerdem geht es den Banken bekanntlich auch nicht besonders gut.
GaloppOnline.de:
Wie geht es denn jetzt mit diesem Rennen weiter?
Peter Michael Endres:
Eines ist klar, es wird in jedem Fall an diesem Termin wieder durchgeführt, gegebenfalls mit minimal reduzierter Dotierung. Aber ich bin guten Mutes, dass wir bald wieder einen Sponsor finden werden, habe diesbezüglich neue Gespräche geführt. Ein Gruppe I-Rennen ist ja nicht so oft auf dem Markt. Möglicherweise kommt es auch zu einer gewissen Umschichtung.
GaloppOnline.de:
Und die anderen Sponsoren?
Peter Michael Endres:
Unser wichtigster Partner ist Henkel. Das Unternehmen hat sogar den Sponsorbetrag noch erhöht. Dabei ist natürlich der Aufsichtsratsvorsitzende Albrecht Woeste, im Rennverein seit vielen Jahren an vorderster Front tätig, eine enorme Unterstützung. Der Henkel-Renntag ist ohne Frage der gesellschaftliche Höhepunkt des Rennjahres mit einer enormen Außenwirkung. Die weiteren tragenden Säulen wie Stadtsparkasse oder WestLB bleiben uns erhalten. Der eine oder andere neue Partner dürfte hinzukommen.
GaloppOnline.de:
In der kritischen Phase vor einem Jahr hat sich die Stadt, zumindest symbolisch, sehr positiv zur Rennbahn geäußert.
Peter Michael Endres:
Das haben Oberbürgermeister Joachim Erwin und alle Fraktionen immer wieder bestätigt. Derzeit sponsert die Stadt den Großen Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf. Bei größeren anstehenden Investitionen wird die Stadt sich aber entscheiden müssen, ob diese schöne Rennbahn als hervorragende Sportstädte und Erholungsgebiet erhalten werden soll. Der Grafenberg lockt immerhin eine sechsstellige Besucherzahl zu den familienfreundlichen Veranstaltungen. Man muss wissen, dass – international gesehen – der Galopprennsport von allen Sportarten die meisten Zuschauer anzieht.
GaloppOnline.de:
Wie steht es mit dem geplanten Sponsorenhaus?
Peter Michael Endres:
Ich hoffe, dass wir demnächst die Baugenehmigung bekommen werden. Ein solchen Haus soll ungefähr 2,5 Millionen Euro kosten. Es soll ganzjährig genutzt werden, für Mitgliedertreffen und sonstige Veranstaltungen wie etwa Betriebsfeste, Hochzeiten, Seminaren oder Ähnlichem. An Renntagen stünde diese Facility natürlich den Sponsoren zur Verfügung. Nach unserer Kalkulation würde das dem Reiter- und Rennverein pro Jahr rund 300 bis 400 000 Euro Ertrag bringen.
GaloppOnline.de:
Wer soll das Haus finanzieren?
Peter Michael Endres:
Die Sponsoren oder die Stadt, idealer Weise eine Kombination aus Beiden.
GaloppOnline.de:
Sie werden die Zahl der Renntage 2003 einschränken.
Peter Michael Endres:
Bei der derzeitigen Umsatzsituation rechnen sich Renntage ohne Sponsoring nicht. Daher haben wir kleinere Sponsoren auf einen Tag zusammengelegt, um risikolos veranstalten zu können. Im Grunde entfällt nur der Termin am Karnevalssamstag sowie ein Mittwoch. Der geplante zweite Mittwochsrenntag findet nur mit finanzieller Unterstützung statt. Wir wollen uns auch mehr auf den Sommer konzentrieren. Die Temperaturen sind ohnehin immer zwei, drei Grad niedriger als in der Stadt. Zusammen mit dem stärkeren Wind kann es dann im Herbst sehr ungemütlich werden. Das war mit ein Grund für den Verkauf des letzten Gruppe-Rennens.
GaloppOnline.de:
Es hat in der Amtszeit des ehemaligen Geschäftsführers Unstimmigkeiten mit der Wettannahmestelle in Wuppertal gegeben. Wie ist da der aktuelle Stand?
Peter Michael Endres:
Wir haben von dem damaligen Betreiber noch Geld zu bekommen. Diesbezüglich ist ein Abzahlungsplan vereinbart, der aber sehr schleppend erfüllt wird. Ansonsten ist die Angelegenheit abgeschlossen.