Mit Andreas
Suborics

GaloppOnline.de:
Herr Suborics, seit Anfang September reiten Sie nur noch in Köln, nachdem Sie vorher zwischen Bremen und Köln gependelt sind.

Andreas Suborics:
Georg Baron von Ullmann trat durch Gebhart Apelt, Gestütsleiter in Schlenderhan, schon vor einigen Wochen mit einem Angebot als Privat-Jockey an mich heran. Da ich bei Andreas Wöhler einen sehr guten Job hatte, war es eine schwere Entscheidung für mich.

GaloppOnline.de:
Auf die Sie dann aber eingingen!

Andreas Suborics:
Kann man so ein Angebot denn ausschlagen? Für die nächsten zwei Jahre habe ich nun einen Vertrag abgeschlossen. Ich bin für alle Pferde des Gestüt Schlenderhan und Georg Baron von Ullmanns verpflichtet, auch im Ausland.

GaloppOnline.de:
Wie sieht es mit den Schütz-Pferden aus? Die letzte Woche brachte einige Verwirrungen diesbezüglich.

Andreas Suborics:
Andreas Schütz ist gegenüber seinem Stall-Jockey Andrasch Starke sehr loyal, was ich gut heiße und auch verstehe. Andererseits ist der Besitzer derjenige, der die Pferde einkauft und für ihr Training viel Geld bezahlt, weiterhin jetzt mit mir einen Vertrag abgeschlossen hat. Ich möchte mich da raushalten, denn letztlich ist eine Sache zwischen dem Besitzer und Andreas Schütz.

GaloppOnline.de:
Hätten Sie denn auch einen Vertrag abgeschlossen, indem die Pferde von Georg Baron von Ullmann, die bei Andreas Schütz in Training stehen, von Andrasch Starke geritten werden. Ein Vertrag, indem Sie somit nur die zweite Farbe des Stalles reiten könnten?

Andreas Suborics:
Nein, sicher nicht. Ich mutmaße mir nicht an, mich als Jockey vor Andrasch Starke zu stellen, aber freiwillig hinter ihn stelle ich mich gewiss auch nicht.

GaloppOnline.de:
Werden Sie Paolini in Zukunft weiterhin reiten?

Andreas Suborics:
Wenn es mein jetziger Vertrag zulässt, möchte ich natürlich auch in den nächsten Prüfungen eines Ausnahmepferdes wie Paolini im Sattel sitzen, ihn auch über diese Saison hinaus reiten. Ich bin in dieser Hinsicht schon zuversichtlich

GaloppOnline.de:
Wie ist ihr Verhältnis zu Andreas Wöhler und warum trennten sich Ihre Wege schon jetzt?

Andreas Suborics:
Unser Verhältnis ist als freundschaftlich zu charakterisieren. Es gab sicher Meinungsverschiedenheiten, die zwischen einem Trainer und seinem Jockey ganz normal sind. Wir zogen jetzt einen Schlussstrich um Interessenskonflikte zu vermeiden. Auch jetzt noch stehen Andreas Wöhler und ich in engem Kontakt, telefonieren täglich. Die drei Jahre in Bremen waren eine wunderbare Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Aber die viele Fahrerei zwischen Köln und Bremen zehrt schon an den Kräften. Eduardo Pedroza wird aller Voraussicht nach mein Nachfolger am Stall werden, er hat stets im Dienste der Gemeinschaft gearbeitet. Wir waren schon ein tolles Team.

GaloppOnline.de:
Andreas Wöhler gilt auch als Pedroza-Fan.

Andreas Suborics:
Muss er auch. Denn Eduardo hat sich in den letzten Jahren wirklich prima gemacht, in jedem Jahr weiter verbessert. Er ist reif für eine Chance dieser Größenordnung und ich wünsche ihm dabei viel Glück.

GaloppOnline.de:
Sie haben auch nie Ihren Wohnsitz in Köln aufgegeben.

Andreas Suborics:
Nein, hatte ich auch nicht vor. Denn wir sind hier stark verwurzelt, haben viele Freunde. Erst am Montag hatte mein älterer Sohn, Sebastian, seinen ersten Schultag. Die Kinder fühlen sich in dieser Umgebung auch sehr wohl. Für mich ist ohnehin Köln die Metropole des Galopprennsports. Wäre ich nach Bremen gezogen, hätte ich zu den Renntagen oft weite Wege in Kauf nehmen müssen. Letzten Endes ist es für mich auch praktischer im Weidenpescher Park zu arbeiten.

GaloppOnline.de:
Das Jockey-Championat ist in diesem Jahr greifbar nah. Nun haben Sie sogar die Führung übernommen. Wie wichtig ist es Ihnen?

Andreas Suborics:
Das Championat ist der Nebeneffekt einer herausragenden Saison. Hong Kong ist im Winter auch noch nicht aus der Welt, auch wenn ich noch keine Lizenz habe. Alles liegt also noch im Dunkeln. Aber sollte das klappen, möchte ich natürlich im März für meine neue Aufgabe, auf die ich mich sehr freue, topfit sein. Nach zwei Jahren, die ich durchgeritten bin, benötige ich auch einmal eine Auszeit.

GaloppOnline.de:
Heisst das etwa, dass Sie auf der Sandbahn nicht antreten werden?

Andreas Suborics:
Es ist noch nicht entschieden. Aber bislang bin ich noch nicht Champion gewesen und habe auch immer sehr gut gelebt. Klappt es in diesem Jahr mit Asien nicht, reite ich die Saison zu Ende, bekomme ich noch einmal die Chance in Hong Kong zu reiten, muss ich alles neu überdenken. Wer immer am Ende Champion wird, der hat es sich auch redlich verdient.

GaloppOnline.de:
Verdient hätten Sie sicher auch einen Sieg im Shergar-Cup in Ascot gehabt, wo sich eine Handvoll Weltstars unter den Jockeys vor vier Wochen einfand.

Andreas Suborics:
Zunächst einmal fühlte ich mich sehr geehrt, dass bei einem Ausfall Lanfranco Dettoris an mich gedacht wurde. Das ist sicher auch ein Nachspiel der sensationellen Leistungen, die Silvano und ich im letzten Jahr schafften. Denn so wurde man in aller Welt auf mich aufmerksam. ich bekam die Chance mich zu beweisen und nutzte diese auch konsequent. Aber ohne die Pferde geht es nicht, soviel steht fest. In Ascot hat es leider nur zu einem zweiten und einem vierten Platz gereicht, aber allein ein Auftritt im Shergar-Cup war schon außergewöhnlich für mich.

GaloppOnline.de:
In der englischen Fachpresse wurde der Wettstreit im Nachhinein kontrovers diskutiert. Es war die Rede davon, dass die Lokalmatadoren füreinander geritten hätten, um sich so den Sieg zu sichern. Ein Pferd wurde beispielsweise als Führpferd eingesetzt, Räume wurde mit Absicht zugemacht.

Andreas Suborics:
Ich war so sehr auf meine Ritte konzentriert, dass ich das eigentlich nicht so genau mitbekommen habe. Zudem kannte ich die Pferde ja auch nicht, wusste nicht mit welcher Taktik sie ansonsten geritten werden. Ich war auf meine Ritte fokussiert, versuchte das Optimum für mich rauszuholen.

GaloppOnline.de:
Die Arlington Million in Chicago beschäftigte die Turfwelt wie kaum ein anderes Rennen. Wie lief es aus Ihrer Sicht?

Andreas Suborics:
Ich hatte mit Paolini ein einwandfreies Rennen, konnte in der Gegenseite innen bis auf den dritten Platz vorrücken. In der Zielgeraden konnte ich für einen Augenblich rausnehmen, auf diesen 50 Metern war Paolini aber nicht spritzig genug. Danach war ich total eingesperrt und konnte mich nicht frei entfalten. Paolini hatte nun schon zweimal hintereinander ein ganz miserables Rennen. Aber wenn ich das Rennen nocheinmal reiten würde, hätte ich nichts anders gemacht. Ich kann mir keinen Vorwurf machen.

GaloppOnline.de:
Es gab aber von vielen Seiten Kritik an diesem Ritt

Andreas Suborics:
Ich weiss, aber für mich ist die Meinung des Trainers wichtig und der sagte, dass es einfach ein Riesenpech war und nicht meine Schuld gewesen ist. Es kommt in einem Gruppe I-Rennen auch nicht oft vor, dass sechs Pferde innerhalb einer Länge über die Linie gehen, insofern war es schon ein ganz spezielles Rennen, außerdem kam ein amerikanischer Jockey an der Innenseite auch nicht weiter.

GaloppOnline.de:
Während der “Großen Woche” lief es für Sie aber dann wesentlich besser.

Andreas Suborics:
Ja, ich hatte ein Super-Meeting, bekam fast durch die Bank auch tolle Chancen. Der wichtigste Treffer war natürlich jener mit Zarewitsch im Darley-Oettingen-Rennen auf Gruppe III-Ebene. Hätte ich die Maurice Lacroix-Trophy mit Easy Way behalten, wäre es ein perfektes Meeting gewesen, aber ich bin auch so mehr als zufrieden mit meinem Badener Abschneiden.

GaloppOnline.de:
In diesem Jahr haben Sie in Chantilly mit Walzerkoenigin eine Gruppe III-Prüfung gewonnen, ansonsten bislang aber noch keine internationalen Erfolge verzeichnen können.

Andreas Suborics:
Das sehe ich anders. Paolini war in Singapur Zweiter, hatte in den Princes’ of Wales Stakes Pech und agierte in Chicago auch nicht gerade mit Fortuna im Bunde. Er ist auch kein leicht zu reitendes Pferd. Guadalupe lief in den Yorkshire Oaks sehr, sehr gut. Sie wurde dort zwar “nur” Zweite, hat dennoch eine starke Form gezeigt. Ein Pferd wie Silvano hat man eben nicht jeden Tag im Stall, aber ein Gutes hat die Sache. Man lässt sich Steigerungsspielraum für die Zukunft!

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