München oder Krefeld? Zwei Orte, zwei Rennbahnen, zwei Chancen. Wie soll man sich entscheiden? Eine schwierige Angelegenheit, auch und gerade für einen Jockey, der sowohl Stalljockey bei Wolfgang Figge, als auch bevirzugter Reiter am Quartier von Erika Mäder werden konnte. Für Peter Braem wurde es eine Art Vabanque-Spiel. Nach Zusagen bei Figge sprang er letztlich doch ab, gab dem Mäder-Engagement den Vorzug. Der Belgier bereichert seither die NRW-Jockey-Szene. Michael Hähn sprach mit ihm.
GaloppOnline.de:
Wie ist die Arbeitsatmosphäre am Mäder-Stall?
Peter Braem:
Ich reite schon seit Oktober für Frau Mäder in der Arbeit, bin da sehr zufrieden. Im Moment bereite ich alle Pferde vor. Adrie de Vries hat ja auch seinen zweiten Ruf an den Stall vergeben. Es hängt natürlich auch von den Besitzern ab. Bisher habe ich alle Pferde geritten. Das läuft ohne Vertrag. Erika Mäder ist eine sehr korrekte Trainerin.
GaloppOnline.de:
Warum haben Sie Ihre Zusage bei Wolfgang Figge wieder zurückgezogen? Das sorgte für einige Verwirrung in der Szene.
Peter Braem:
Für mich als Jockey ist es wichtig, in erster Linie Rennen zu reiten. Und wer gerne viel reitet, sollte im Westen bleiben. Bei Herrn Figge hätte ich an jedem Münchener Renntag sicher auch sechs bis siebenmal in den Sattel steigen können. Wenn in München aber keine Rennen sind, wird es schwer. Man muss immer weit fahren, und ich glaube kaum, dass Trainer oder Besitzer aus dem Westen, einen Münchener Jockey oft für ihr Pferd verpflichten. Eine wichtige Rolle bei meiner Entscheidung hat auch meine Freundin Ellemieke gespielt, die noch anderthalb Jahre Touristik studiert. Sie hätte nicht mit nach München kommen können. Letztlich hat sie mir aber die Wahl überlassen.
GaloppOnline.de:
Wolfgang Figge konnte Ihren Sinneswandel kaum nachvollziehen. Wie stehen Sie dazu?
Peter Braem:
Ich habe für seine Meinung Verständnis, weiß auch, dass er volles Vertrauen in mich gesetzt hatte. Ich schätze ihn auch sehr, meine Entscheidung hatte aber, wie gesagt, andere Gründe.
GaloppOnline.de:
Sie haben 2001 einen Job bei Hans-Albert Blume gehabt. Weshalb ging es dort nicht so richtig weiter?
Peter Braem:
Ich war von März bis Ende September bei Herrn Blume. Was die Morgenarbeit angeht, war ich sehr zufrieden. Ich habe vieles gelernt, was ich auch vorher während meiner Zeit in Frankreich nicht wusste. In verschiedenen Rennsystemen bekommt man immer einiges Neues mit. Das Problem war, ich habe nicht viele Chancen im Rennen bekommen. Das war einfach zu wenig, nur ab und zu wurde ich berücksichtigt.
GaloppOnline.de:
Wie sind denn die Bedingungen in Krefeld?
Peter Braem:
Die Anlage ist optimal, um Pferde entsprechend vorzubereiten. Inzwischen hat man die Trainingsbahn verbessert, auch die Bögen. Man kann hier die Pferde gerade auch im Winter bestens in schwung halten.
GaloppOnline.de:
Gibt es einige Hoffnungsträger am Mäder-Stall für diese Saison?
Peter Braem:
Es sind einige sehr gute Dreijährige dabei. Ich denke zum Beispiel an Angeliter, ein noch nicht gelaufener Lavirco-Sohn des Stalles Capricorn. Manche Zweijährige sind schon gut drauf, aber da muss man natürlich noch abwarten. Mir gefällt sehr gut eine noch namenlose Stute von Zieten aus der New Lady.
GaloppOnline.de:
Warum sind Sie nach Deutschland gewechselt? Der belgische Rennsport soll ja ziemlich am Boden liegen…
Peter Braem:
Das stimmt. Manchmal gibt es in Belgien nur einen Renntag pro Woche. Und viele Rennen sind doch sehr schlecht dotiert. Das ist für einen Jockey wenig rentabel. Ich bin schon vor meiner Blume-Zeit öfter im Winter nach Deutschland gekommen, wenn in meiner Heimat keine Rennen waren. Manchmal für meinen Bruder Leo, der als Trainer arbeitet. Er war zunächst etwas sauer, dass ich nach Deutschland ging, war nicht sehr glücklich darüber. Aber das hat sich jetzt beruhigt.
GaloppOnline.de:
Ist eigentlich Ihre ganze Familie im Sport verwurzelt? Wie kamen Sie zum Turf?
Peter Braem:
Ab sieben habe ich an Ponyreiten teilgenommen. Mit 14-15 war ich dafür zu schwer. Wir haben uns einen Vollblüter gekauft, damit hat alles angefangen. Neben Leo hat auch mein anderer Bruder mit dem Rennsport zu tun. Er ist Hufschmied.
GaloppOnline.de:
Wie war eigentlich Ihre Zeit bei Criquette Head in Frankreich?
Peter Braem:
Ich war ein halbes Jahr da, bin dann immer am Wochenende nach Belgien. Es war für mich eine Zeit des Lernens, auch mit Hinblick auf eine spätere Trainer-Laufbahn. Bei Madame Head habe ich viel erfahren, auch bei meinem Bruder Leo. Verbessern kann man sich immer. Ich schaue mir auch oft nochmal die Videos meiner Rennen an.
GaloppOnline.de:
Haben Sie Gewichtsprobleme?
Peter Braem:
Nicht mehr. 52 Kilo kann ich heute ohne große Schwierigkeiten reiten. Das war früher ganz anders.
GaloppOnline.de:
Ist der Konkurrenzdruck in Deutschland groß?
Peter Braem:
Konkurrenz gibt es immer. Im Rennen reitet man für sich allein. Ich glaube, das ist in jedem Job so.
GaloppOnline.de:
Haben Sie sich hier gut eingelebt?
Peter Braem:
Ich wohne in Krefeld, meine Freundin zur Zeit noch in Belgien. Sie kommt aber so oft wie möglich zu mir. Kürzlich haben wir eine Woche Ski-Urlaub in den französischen Alpen gemacht. Ansonsten reite ich den Winter über durch. Es gefällt mit gut hier.