Mit Torsten
Mundry

GaloppOnline.de:
Die Saison 2001 war aus rennsportlicher Sicht sicherlich nicht das Jahr des Torsten Mundry?

Torsten Mundry:
Das kann man wohl so sehen. Nach dem Kreuzbandriss musste ich bis Hamburg pausieren. Aber auch zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht hundertprozentig fit, das war erst im Herbst der Fall. Ich habe hart daran arbeiten müssen. Man sieht es ja auch bei Leistungssportlern in anderen Fakultäten. Ein halbes Jahr benötigt man schon, um nach einem Kreuzbandriss wieder hundertprozentig fit zu sein.

GaloppOnline.de:
Die Chancen, in diesem Jahr im Championatskampf mitzumischen, erscheinen nicht schlecht?

Torsten Mundry:
Das sehe ich ähnlich. Andrasch Starke ist bis Juli gesperrt, Andreas Suborics reitet bis Mitte oder Ende März in Hong Kong. Mal sehen, wie sich die Saison anlässt. Ich habe einen großen Stall im Rücken. Sollte ich Mitte des Jahres an erster oder zweiter Stelle in der Statistik stehen, dann werde ich richtig bissig und am Ball bleiben. Ich denke, dass ich dann überall, wo es möglich ist, in den Sattel steigen werde, um bei der Endabrechnung ganz vorne zu sein.

GaloppOnline.de:
Wie sehen ihrer Meinung nach die Perspektiven bei Peter Rau in dieser Saison aus?

Torsten Mundry:
Wir versprechen uns sicherlich einiges. Und das lässt sich auch zunächst einmal begründen. Wie es dann wirklich läuft, das weiß man nie. Im letzten Jahr fehlte uns im Stall der Gruppe-Sieger, einfach das Pferd, das herausstand. In der Breite hatten wir schon etwa zehn Pferde, die Listen-Format oder gar Gruppe-Format, wie Krombacher, besitzen, sich im Generalausgleich um die 85 Kilo bewegen. Aber das Aushängeschild, das fehlte.

GaloppOnline.de:
Bekanntlich machen einige der von Peter Rau trainierten Pferde vom Drei- zum Vierjährigen noch einmal einen großen Sprung. Wem trauen Sie dies in dieser Saison am ehesten zu?

Torsten Mundry:
Es sind hoffentlich wieder einige Pferde dabei, die noch nicht ihre Grenzen aufgezeigt haben. Ich denke in erster Linie an den Fährhofer Colotenango. Ein ganz spätes Semester, wurde entsprechend lange geschont, von Peter Rau wenig eingesetzt. Guns ‘n’ Roses oder Can the Can, das sind weitere Pferde, die auf höherem Level noch einiges bewegen können. Aber es werden sich noch mehr Pferde hochdienen, davon bin ich überzeugt.

GaloppOnline.de:
Wie sieht es unter den Dreijährigen aus?

Torsten Mundry:
Ich schätze mal, es sieht sehr gut aus. Einige haben ihre Veranlagung bereits im Rennen gezeigt. Wie zum Beispiel Saltango oder First Boy. Beides sind im übrigen Ittlinger, die im Derby-Jahrgang bei uns mit achtzehn Pferden vertreten sind. Darunter sind weitere richtig gute Pferde, Manfred Ostermann müsste vor einem sehr guten Jahr stehen. Mit insgesamt über fünfzig Dreijährigen sind wir durch die Bank bestens gerüstet, zumal zahlreiche sehr versprechende Pferde darunter sind.

GaloppOnline.de:
Andreas Boschert startet als Stalljockey für Ittlingen in die Saison. Auf den von Peter Rau trainierten Ittlingern aber wird Torsten Mundry sitzen, oder?

Torsten Mundry:
Es ist abgesprochen, dass ich die in Ravensberg trainierten Ittlinger reiten werde. Falls ich anders gewählt habe oder nicht am Platze bin, wird Andreas Boschert zum Einsatz kommen.

GaloppOnline.de:
Ein anderes Thema. Torsten Mundry besitzt den Trainerschein. Als Sie im letzten Jahr pausiert haben, machten Gerüchte die Runde, bald würde es einen Trainer Torsten Mundry geben. Nicht selten ist an einem Gerücht auch ein kleiner Wahrheitsgehalt dran?

Torsten Mundry:
Es gab in dieser Hinsicht und ganz speziell zu dem genannten Zeitraum keine Gedanken, die in diese Richtung zielten. Ich möchte durchaus noch ein paar Jahre als Jockey tätig sein. Dann kann ich mir durchaus vorstellen, Trainer zu werden. Dies sogar eines Tages in Ravensberg. Ohne Rückhalt eines großen Stalles würde ich nirgendwo als Trainer beginnen.

GaloppOnline.de:
Die Jockeyszene – vor allem im oberen Bereich – ist in den den letzten Jahren merklich geschrumpft. Peter Schiergen wurde Trainer, Terry Hellier und Georg Bocskai haben ihre Reitstiefel an den berühmten Nagel gehängt. Jimmy Quinns Vertrag wurde nicht verlängert, heute wird auch Kevin Woodburn letztmals in den Sattel steigen. Wie stets um den reiterlichen Nachwuchs, sicherlich alles keine unbegründete Besorgnis trotz Clös und Co.?

Torsten Mundry:
In der Tat, ist es schon auffällig, wie sich die Jockeyszene hier in den letzten Jahren verändert hat. Da wirkt sich solch ein langfristiger Ausfall wie der von Andrasch Starke für den Sport zweifellos sehr ungünstig aus. Mit dem reiterlichen Nachwuchs sieht es – im Vergleich zu England oder Frankreich – auch nicht so rosig aus. Ein Lichtblick ist Benjamin Clös, auch Denis Wesselmann bekommt viele Chancen. Beide müssen aber noch viel an sich arbeiten. Nicht nur in Bezug auf die Rennreiterei, sie müssen auch Theorie lernen, müssen Rennen lesen. Mich wunderte es z. B., dass Benjamin Clös vor einem Renntag gar nicht wusste, wie einer seiner Ritte hieß. Es wird vor allem dann schwer, wenn die Reitererlaubnis eines Tages wegfällt. Dann erst entscheidet sich die weitere reiterliche Laufbahn. Das Ganze habe ich bei Cesare Tessarin verfolgt. Ein sehr talentierter Auszubildender, der sich allerdings überschätzt hatte und nach dem Wegfall der Reitererlaubnis in ein tiefes Loch fiel. Inzwischen ist er reifer geworden, hat an sich gearbeitet und bringt nun auch das nötige, große Interesse mit.

GaloppOnline.de:
Gute Jockeys fallen aber nicht vom Himmel, da sind doch wohl Wegbereiter gefragt?

Torsten Mundry:
Ein fast schon ewiges Thema. Doch es scheint sich nun konkret etwas abzuzeichnen. Unter der Initiative von Andreas Jacobs entsteht ein Konzept zur Nachwuchsförderung, genauer gesagt, soll in Köln eine Ausbildungsstätte für den reiterlichen Nachwuchs entstehen. Im Rahmen dieser Ausbildung sollen z.B. auch zehn Galopper zur Verfügung gestellt werden, die ausschließlich von den Azubis geritten werden sollen. Man kann jetzt nur hoffen, dass dieses Projekt nun realisiert wird. Dr. Jacobs hat mir signalisiert, dass im Direktorium viele Leute hinter dieser Sache stehen.

GaloppOnline.de:
Natürlich kommen wir um das Thema Andrasch Starke und seine Kokain-Sperre nicht herum, zumal sie mit dem Champion eng befreundet sind?

Torsten Mundry:
Wir waren gemeinsam in Kirchberg im Skiurlaub. Ich kenne Andrasch sehr genau und in Österreich habe ich noch nie einen so leeren Menschen wie ihn gesehen. Er war nach der Hong Kong-Geschichte fix und fertig mit der Welt, hat kaum einen an sich heran gelassen, sich völlig zurück gezogen. Er hat sogar, wie er mir sagte, mit dem Gedanken gespielt, seine reiterliche Laufbahn zu beenden. Andrasch hat in seinen jungen Jahren enorm viel erreicht, zum Großteil auch deshalb, weil er enorm ehrgeizig ist, seine Einstellung war immer profihaft. Als sein Freund weiß ich es genau, Andrasch ist kein Drogenkonsument. Es wird sicher noch eine ganze Zeit dauern, ehe er die Sache halbwegs verarbeitet hat. Wenn er am 1. Juli wieder in den Sattel zeigt, dann wird er noch ehrgeiziger sein, davon bin ich überzeugt.

GaloppOnline.de:
Einige Trainer oder Jockeys haben es offenbar immer noch nicht verstanden, dass man den Sport dem Publikum nur transparenter macht, wenn man intensiv zusammen arbeitet. Sie haben als Sport-Welt-Kolumnist gearbeitet, gehören stets zu den Aktiven, die man eigentlich zu jeder Zeit für eine Information erreichen kann?

Torsten Mundry:
So sollte es auch sein. Es muss jedermann klar sein, dass man den Medien gegenüber sehr offen sein muss. Der Rennbahnbesucher sollten soviel Information erhalten, wie nur eben möglich. Ob vor einem Rennen, nach der Morgenarbeit oder nach einem Rennen. Die Insiderinformation muss herüber kommen, die Wetter sind für unseren Sport entscheidend. Im Ausland wird dies noch wesentlich verstärkter vorgelebt.

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