Mit Dr. Bernd
Koenemann

Ein Blatt, ein kleines Blatt. Es steckt bei jedem Renntag in seiner Tasche. Darauf eingetragen sind alle wichtigen Zahlen. Umsatzzahlen. Von jedem Rennen, dazu der Bahn- und der Außenanteil. Wenn er in den vergangenen Wochen einen Blick auf seinen Zettel warf, dürften sich Falten etwas tiefe in sein Gesicht eingegraben haben. Denn Bernd Koenemann, seit August 2000 Geschäftsführer des Neusser Reiter- und Rennvereins, musste Rückgänge verzeichnen. Gravierende. In erster Linie zurückzuführen auf den Streit zwischen Buchmachern und Direktorium um die TV-Bilder und die fehlenden Außenwetten.

GaloppOnline.de:
Wie hat sich der Bilder-Streit bei Ihnen ausgewirkt?

Dr. Bernd Koenemann:
Wie schon im vergangenen Jahr sind die beiden Sandbahnen in Neuss und Dortmund die Leidtragenden. Unser Verlust belief sich im Dezember auf 160.000 DM. Das deckt sich in etwa mit Dortmund, wo das Minus 190.000 DM betrug. Wir kalkulieren normalerweise mit einem Außenwettanteil von 69 bis 79 Prozent. An Silvester waren es gerade einmal 55 Prozent. Wir blieben deutlich unter der erwarteten Zahl.

GaloppOnline.de:
Wird Ihnen von Direktoriumsseite überhaupt weitergeholfen?

Dr. Bernd Koenemann:
Man hat uns formell zugesichert, dass wir einen Ausgleich durch die Solidargemeinschaft bekommen. Wie das berechnet wird, auf welcher Grundlage, das weiß im Moment noch keiner. Ob uns damit gedient ist, wenn mit Beginn der Grasbahnsaison vielleicht wieder alles läuft? Wir brauchen eine klare Zusage. Was machen wir denn, wenn es dann doch kein Geld gibt? Wir stehen da wie der Max in der Sonne.

GaloppOnline.de:
Im Dezember sollen einige Renntage bei Ihnen schwer gewackelt haben. Warum wurden diese Veranstaltungen dann doch ausgetragen?

Dr. Bernd Koenemann:
Das ist richtig. Aber wir haben auch eine Verantwortung dem gesamten Sport gegenüber. Wir wollen den Besitzern nicht die Möglichkeit nehmen, Geld zu verdienen. Andererseits können Neuss und Dortmund auch nicht auf diese Art die Retter des deutschen Galopprennsports sein. Wir können auch nicht in Erwägung ziehen, an jedem Renntag Verluste zu machen. Ob das dem Galopprennsport dient, ist die andere Frage. Man kann kein Programm
durchziehen, ohne die wirtschaftliche Komponente zu berücksichtigen.

GaloppOnline.de:
Wie ist überhaupt die wirtschaftliche Situation des Neusser Reiter- und Rennvereins?

Dr. Bernd Koenemann:
Im letzten Jahr haben wir sehr viel Geld in den Gastboxenbereich investiert. Irgendwann ist auch unsere Liquidität erschöpft. Glücklicherweise haben wir eine Stundungsvereinbarung über den errechnet Verlust. Schwierig waren für uns vor allem der 22. und der 26. Dezember. Der 22. war der letzte verkaufsoffene Samstag vor Weihnachten. Da konnte man sich ohnehin nicht viel erwarten. Ein Teil ließ sich über den Bahnumsatz kompensieren. Der ist in letzter Zeit relativ konstant geblieben.

GaloppOnline.de:
Es häufen sich die Klagen, die Neusser Bahn sei für das Publikum nicht attraktiv, ein Aufenthalt im Freien wenig angenehm. Sind Verbesserungen zu erwarten?

Dr. Bernd Koenemann:
Buchmacher Michael Sieberts möchte unter die Tribüne. Wir sind noch in einer Schwebeposition. Ich bin optimistisch, dass wir das bis zum Ende der Saison alles realisiert ist. Dann wollen wir zudem den Tribünenbereich verbessern. Es soll davor einen Biergarten geben. Der Zuschauerbereich wird deutlich aufgewertet.

GaloppOnline.de:
Wird das weitere Programm komplett durchgezogen? Oder sind manche Termine noch gefährdet?

Dr. Bernd Koenemann:
Wir haben für 2002 23 Renntage angemeldet. Einem Wunsch der Besitzervereinigung, Mittwochsrenntage abzuhalten, sind wir entgegengekommen. Wir werden darüber nachdenken, ob wir die Samstage im Februar halten. Gesichert ist der Sandbahn Grand Prix durch die Deutschen Buchmacher, unser großes Highlight im Februar.

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